Wertinger Zeitung

Wie einst Sankt Martin

Tradition Eugen Hander und seine Schimmelst­ute Helena sind ein eingespiel­tes Team. Seit Jahren sorgen sie für leuchtende Kinderauge­n

- VON SIMONE BRONNHUBER

Gundelfing­en/Lauingen Es ist ein eisigkalte­r Wintertag. Martin hat außer Waffen und einem einfachen Soldatenma­ntel nichts bei sich. Mit seinem Pferd reitet er an einem nackten Armen vorbei, der ihn um Hilfe bittet. Viele andere sind schon an dem Mann achtlos vorbeigezo­gen. Martin nicht. Er bleibt stehen, nimmt sein Schwert und teilt seinen Mantel. Manche lachen über den Anblick, andere bedauern, dass sie nicht doch auch geholfen haben. Die Geschichte des Heiligen Martin, an die jedes Jahr am 11. November erinnert wird, kennt jeder. Groß und klein.

Eugen Hander auch. Vielleicht ein bisschen besser wie viele andere. „Ich kann den Text auswendig, den Martin kenne ich“, sagt er und lacht. Denn seit mehr als zwei Jahrzehnte­n schlüpft der Gundelfing­er Unternehme­r in die Rolle des Heiligen – und das gleich mehrmals im Jahr. Er wirkt mit einem seiner Schimmel bei den Martinsspi­elen und den Umzügen der Pfarrei Gundelfing­en, des Montessori-Kinderhaus­es Gundelfing­en, des St.-Martin-Kindergart­en Gundelfing­en und des Kulturmark­tes Lauingen mit. Und das aus voller Überzeugun­g. „Teilen ist für mich nicht nur jedes Jahr ein Spiel, ich lebe das selbst“, sagt er. Deshalb will er auch keine Gage für seinen Heiligen-Einsatz. Ganz im Gegenteil. „Ich bekomme schon Gänsehaut, wenn ich nur an die großen, leuchtende­n Augen der Kinder denke. Das ist das Schönste jedes Jahr“, sagt er und lächelt. Und für viele Buben und Mädchen, speziell in Gundelfing­en, ist Eugen Hander das ganz Jahr über der Heilige. „Viele grüßen mich immer mit ‚Hallo Martin‘. Das freut mich ganz arg“, erzählt er.

Das mag vielleicht auch daran liegen, dass der 52-Jährige auch optisch Wert auf Genauigkei­t legt. Vor vielen Jahren hat er sich eine schöne Rüstung mit Helm, Schwert, Mantel, Schuhen und Gürtel zugelegt. „Da bin ich perfektion­istisch.“Deshalb sei er trotz all der Martinserf­ahrung vor jedem Auftritt ein wenig aufgeregt. Er wolle es ja allen recht machen und den Kindern eine Freude bereiten. Und die lieben auch seine Pferde.

Vier Schimmel stehen bei Eugen Hander derzeit im Stall, seit vielen Jahren ist die Stute Helena seine treue Begleiteri­n für die Martinsumz­üge. So auch dieses Mal. Die zwölfjähri­ge Berber-Dame kennt die Abläufe, auf sie könne er sich immer verlassen. „Sie ist das perfekte Pferd. Da kann ich die Kinder nach den Umzügen auch mal draufsitze­n lassen, meine Helena macht das alles mit. Sie ist einfach anständig“, so Hander. Und so reiten Helena und Eugen Hander auch die nächsten Tage durch Lauingen und Gundelfing­en, teilen den Mantel und bereiten klein und groß eine Freude. Eben so, wie der Heilige Martin vor knapp 2000 Jahren. So oder so ähnlich.

Eugen Hander will dafür kein Geld

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? Eugen Hander und seine Helena: Seit vielen Jahren ist das eingespiel­te Team für St.-Martins-Feiern „gebucht“. Ohne Gage mimt der Gundelfing­er dann den Heiligen und reitet hoch zu Ross durch Lauingen und Gundelfing­en.
Foto: Simone Bronnhuber Eugen Hander und seine Helena: Seit vielen Jahren ist das eingespiel­te Team für St.-Martins-Feiern „gebucht“. Ohne Gage mimt der Gundelfing­er dann den Heiligen und reitet hoch zu Ross durch Lauingen und Gundelfing­en.

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