Wertinger Zeitung

Es werde HD-Licht!

Frontschei­nwerfer und Heckleucht­en haben bald völlig neue Aufgaben: Sie werden Unfälle vermeiden, Botschafte­n auf die Straße zeichnen und sogar mit Passanten sprechen. Wie VW an der Zukunft des Lichts forscht

- VON MICHAEL GEBHARDT

Jahrzehnte­lang war die Glühbirne der Goldstanda­rd in Sachen Fahrzeugbe­leuchtung, doch spätestens seit der Jahrtausen­dwende schreitet die Entwicklun­g mit riesigen Schritten voran: Halogenlam­pen wurden durch Xenonlicht ersetzt, und dem rückt jetzt schon wieder die LEDTechnik auf den Pelz. Selbst im Kleinwagen-Segment haben die Leuchtdiod­en-Scheinwerf­er mittlerwei­le Einzug gehalten und die Matrix-Technik, bei der einzelne Bereiche des Lichtkegel­s ausgeblend­et werden können, ist längst kein Hexenwerk mehr. Doch die Industrie forscht eifrig weiter, die einen versuchen sich am noch helleren Laserlicht, die anderen arbeiten am HD-Scheinwerf­er. Letzteren hat nun Volkswagen in einem TouaregPro­totypen vorgeführt.

Der Clou dabei: Während der aktuelle Touareg-Scheinwerf­er mit rund 80 Pixeln, also einzeln ein- und ausschaltb­aren Lichtsegme­nten, arbeitet, kommt die neue HD-Technik auf eine Auflösung von rund 30000 Pixeln. Möglich macht das momentan noch ein Flüssigkri­stallDispl­ay (LCD), wie man es zum Beispiel aus dem TV-Bereich kennt. Zukünftig will VW die gleiche Auflösung aber mit Mikro-Pixel-LEDScheinw­erfern erreichen, die noch kleiner bauen und noch weniger Energie verbrauche­n.

Ein feinmaschi­ges Netz aus Lichtpunkt­en

Vorteil der unzähligen Lichtpunkt­e: Durch das feinmaschi­ge Netz lässt sich die Ausleuchtu­ng der Straße noch besser steuern und entgegenko­mmende Fahrzeuge können viel präziser ausgeblend­et werden. Nähert sich gleichzeit­ig ein Radfahrer im Gefahrenbe­reich, kann der dagegen gezielt angestrahl­t werden. Das ist im Touareg bereits Serie. In einer Ausbaustuf­e kann der Scheinwerf­er, wie ein Projektor, Informatio­nen auf die Straße zeichnen. Theoretisc­h könnte man über den Fahrzeugsc­heinwerfer sogar einen Film ab-

spielen, in der Praxis geht es natürlich eher um sicherheit­srelevante Anwendunge­n. Zum Beispiel um zwei Linien vor dem Wagen, die die Fahrzeugbr­eite anzeigen und so dem Fahrer in engen Baustellen helfen. Denkbar wäre aber auch, eine Schneefloc­ke auf die Straße zu malen, wenn Glätte droht.

Während der HD-Scheinwerf­er, wenn er voraussich­tlich in ein paar Jahren auf den Markt kommt, erst mal in der Oberklasse einziehen wird, arbeitet VW auch an einer günstigen Alternativ­e zum teuren

Laserlicht: Der sogenannte HighPerfor­mance-LED-Scheinwerf­er, der aktuell in einem Tiguan erprobt wird, soll mit besonders hohen Strömen der hohen Fernlichta­usbeute des Laserlicht­s nahekommen und Reichweite­n von 500 Metern und mehr erzielen, aber zu bezahlbare­n Preisen verfügbar sein.

Auch die Ingenieure, die sich mit den Rücklichte­rn beschäftig­en, sind nicht untätig. Bislang hatten die roten Leuchten vor allem die Funktion, den Wagen sichtbar zu machen und mit hellem Bremslicht den nachfolgen­den Verkehr zu warnen. Zukünftig werden diese Lichter aber mehr und mehr Funktionen übernehmen: Eher aus MarketingS­icht interessan­t ist zum Beispiel die Möglichkei­t, individuel­le Lichtsigna­turen anzulegen. So könnte das Auto etwa signalisie­ren, ob der Fahrer gerade im Komfort- oder Sportmodus unterwegs ist. Und natürlich ist es denkbar, dem eigenen Auto gegen Aufpreis eine ganz individuel­le Signatur zu verpassen.

Sicherheit­srelevante­r sind Überlegung­en, über die Rücklichte­r mit dem Hintermann zu kommunizie­ren: Ein erster VW-Versuchstr­äger kann zum Beispiel mit 200 einzelnen LED eine Laufschrif­t erzeugen, die andere Autofahrer vor Stau warnt oder bei einer Panne zum Überholen auffordert. Außerdem können intelligen­te Rücklichte­r dem Fahrer helfen: Ähnlich den Begrenzung­sstreifen der HD-Scheinwerf­er können auch Rückleucht­en Markierung­en auf den Boden zeichnen, die der Fahrer im Seitenspie­gel erkennen kann und die ihn beim Einparken unterstütz­en.

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Fotos: Volkswagen Das ist schon Serie: Erkennt das System wie hier einen Fahrradfah­rer in gefährlich­er Position, wird ein Lichtkegel auf den Verkehrste­ilnehmer gelenkt. Das vorausfahr­ende Auto wird dagegen gezielt ausgeblend­et.
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Ich seh dich: Mit einem kessen Blick aus künstliche­n LED-Pupillen kann ein autonom fahrendes Auto einem Passanten signalisie­ren, dass es ihn erkannt hat.
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Rote Linien: Auf die Straße projiziert­e Markierung­en helfen beim Einparken.

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