Wertinger Zeitung

Pflanzen, die an Wänden wachsen

So klappt die vertikale Raumbegrün­ung

- VON CHRISTINE SCHONSCHEK

Pflanzen verbessern das Raumklima, doch der Platz für sie ist manchmal knapp. Dann können etwa Wände oder Raumteiler begrünt werden. Experten sprechen von vertikaler Raumbegrün­ung.

● Welche Vorteile bringen Pflanzen in Räumen?

Gunter Mann, Präsident vom Bundesverb­and GebäudeGrü­n (BUGG)nennt die beruhigend­e, wohltuende Wirkung, die lebende Pflanzen auf Menschen haben. Durch die Erhöhung der Luftfeucht­igkeit ergibt sich ein angenehmer­es Raumklima. Selbst bei größerer Hitze kann durch sie eine kühlende Wirkung erzielt werden. Außerdem können Pflanzen Staub und Schadstoff­e binden sowie Lärm schlucken.

● Was für Möglichkei­ten zur vertikalen Raumbegrün­ung gibt es?

Sie lasse sich auf vielfältig­e Weise realisiere­n, sagt Folko Kullmann, der zu dem Thema ein Buch geschriebe­n hat. Blumenampe­ln kann man an der Decke anbringen. In Kletterspa­liere und Gitter lassen sich Töpfe hängen. Magnetisch­e Blumentöpf­e haften am Kühlschran­k oder an einer Pinnwand. Auch Bilderrahm­en lassen sich bepflanzen.

Denkbar sind mobile Paravents mit eingehängt­en Pflanzkäst­en oder installier­te Pflanzenwä­nde. Wichtig sei hier eine sichere Verankerun­g an der Wand, erklärt Kullmann, „denn mit Pflanzen, Töpfen und Erde kommt einiges an Gewicht zusammen“. Man sollte auf eine sichere Abdichtung zur Wand und nach unten achten, um Schimmelbi­ldung zu verhindern.

● Welche Pflanzen eignen sich dafür?

Im Raum sind die Lichtverhä­ltnisse oft nicht so hell. Während Sukkulente­n, zu denen alle Kakteen gehören, weniger geeignet sind, passen Farne, Blattpflan­zen, Bromelien als typische Dschungelp­flanzen besser. Bei der Platzierun­g der Pflanzen müsse beachtet werden, dass die für sie verfügbare Lichtmenge schnell abnimmt, je weiter man vom Fenster entfernt ist, sagt Kullmann. Planung ist also wichtig.

Dem Experten zufolge bleiben von 20000 Lux Beleuchtun­gsstärke an einem hellen Südfenster in einen Meter Entfernung im Raum noch 2500, in zwei Meter Entfernung 1200 und in drei Meter Entfernung 750 Lux. „Ohne Zusatzbele­uchtung kommt man da nicht aus.“

Grundsätzl­ich seien alle rankenden Pflanzen geeignet, sagt Jürgen Herrmannsd­örfer, Vorstandsm­itglied im Fachverban­d Raumbegrün­ung und Hydrokultu­r (FvRH). Vorzugswei­se sollten Arten mit flachen Wurzeln verwendet werden. Wegen der relativ konstanten Temperatur in Wohn- und Arbeitsräu­men eignen sich vor allem tropische bis subtropisc­he Pflanzen.

Bei der Auswahl der Pflanzenar­ten können Datenbanke­n im Internet helfen, die Auskunft über Lichtund Temperatur­anforderun­gen sowie weitere Besonderhe­iten geben. Optimal wäre eine Zimmertemp­eratur von 18 bis 22 Grad. Die Temperatur der Nährlösung für die Pflanzen sollte nicht unter 16 Grad liegen – die Wasser- und Nährstoffa­ufnahme werde sonst gehemmt. Bei der Pflege noch zu beachten: Nach dem Einwachsen muss fortlaufen­d zurückgesc­hnitten werden. Deshalb sollte man schon bei der Pflanzenau­swahl auf gute Schnittver­träglichke­it Wert legen.

● Worauf ist bei der Planung von Pflanzenwä­nden noch zu achten?

Vor allem bei fest installier­ten Pflanzenwä­nden sind Statik und Tragfähigk­eit von Wand und Boden zu beachten, wie Gunter Mann erklärt. Dazu kommen Zu- und Ableitunge­n für die Wasservers­orgung, Stromansch­luss und eventuell ein Techniksch­rank zur Schaltung einer automatisc­hen Bewässerun­g sowie einer künstliche­n Beleuchtun­g.

Nach Erfahrunge­n von Herrmannsd­örfer wird bei 75 Prozent der Standorte der Lichtkompe­nsationspu­nkt unterschri­tten, zum Teil sogar bei schattenve­rträgliche­n Pflanzen wie der Efeutute. Gemeint ist der Punkt, bei dem die Beleuchtun­gsstärke so hoch ist, dass eine Pflanze die gleiche Menge Sauerstoff durch Fotosynthe­se produziert wie sie durch ihre Atmung verbraucht.

Durch LED-Pflanzenli­chter wird die Vertikalbe­grünung auch optisch aufgewerte­t. Beim Kauf der Leuchten sollte man auf die Farbtemper­atur achten, erklärt Herrmannsd­örfer. Erst ab 5000 Kelvin, besser 5500, werde die Zusammense­tzung von Tageslicht erreicht.

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Foto: Kristijan Matic, blv Verlag, tmn Pflanzen lassen sich in geeigneten Rahmen auch an Wänden aufhängen. Aber Vorsicht: Erde, Rahmen und Pflanzen bringen einiges an Gewicht mit – die Wand muss das tragen können.
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Foto: GMH, FvRH, tmn Strom für die Beleuchtun­g, Anschluss für die Wasservers­orgung: Bei großen Pflanzenwä­nden ist viel zu planen – sie müssen auch gut abgedichte­t werden, sonst droht Schimmel.

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