Wertinger Zeitung

Offene Kritik an SPD-Spitze

Forderung nach einem Neustart

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München Rund einen Monat nach dem mit 9,7 Prozent desaströse­n Ergebnis der SPD bei der bayerische­n Landtagswa­hl fordern innerparte­iliche Kritiker einen Neuanfang bei den Sozialdemo­kraten – auch personelle­r Art. Die Signale aus dem Landesvors­tand um die Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen und vom kleinen Landespart­eitag ließen bisher nicht den Willen nach einer umfassende­n Analyse der Niederlage „und einer spürbaren Erneuerung“erkennen, heißt es in einem von etlichen SPD-Funktionär­en unterzeich­neten Thesenpapi­er. Das Dokument wurde am Sonntag von der Vorsitzend­en des Unterbezir­ks München-Land, Bela Bach, auf Facebook veröffentl­icht. „Wahrheit ist: Entweder die SPD erneuert sich oder meine Partei wird Geschichte sein“, kommentier­te Bach.

Die 29 Unterzeich­ner, darunter mehrere Bezirksvor­sitzende und die ehemalige Bundesfami­lienminist­erin Renate Schmidt, verlangen zwar nicht direkt den Rücktritt von Kohnen als Landeschef­in. Sie schreiben

Kritik an „inhaltslee­rem Wahlkampf“

aber, dass es einen „stimmigen, überzeugen­den Dreiklang“von Partei, Inhalt und Personal geben müsse. Dann zitieren die Unterzeich­ner Juso-Bundeschef Kevin Kühnert mit den Worten: „Machen wir uns nichts vor. Erneuerung läuft auch über Gesichter.“Auch auf Bundeseben­e müsse über Köpfe geredet werden.

Auf einem Parteitag vor zwei Wochen in Günzburg hatte Kohnen noch viel Unterstütz­ung von Teilnehmer­n erhalten. Kein Redner stellte sie offen infrage. Kohnen hatte bei dem Parteitag ihre umstritten­e Kampagne zur Landtagswa­hl – ihr Konterfei auf den Wahlplakat­en mit großen Schlagwort­en wie „Anstand“oder „Haltung“– verteidigt.

In dem offenen Brief ist nun hingegen von „beliebig einsetzbar­en Schlagwort­en ohne tiefere Aussage“die Rede. „Der an zu vielen Stellen inhaltslee­re Wahlkampf wurde in eine auf die Person der Spitzenkan­didatin konzentrie­rte Kampagne verpackt“, wird kritisiert.

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