Wertinger Zeitung

Das war noch nicht der Machtwechs­el

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Der Auftritt der Dortmunder war begeistern­d, ihr Sieg verdient. Das dürfte die Münchner umso härter treffen, als sie ihre beste Leistung seit Wochen abriefen. Wenn das Maximum nicht mehr reicht, beginnen Sportler zu zweifeln. Zweifel waren den Bayern fremd geworden in den vergangene­n Jahren. Sie erdrückten die Liga mit Klasse und Selbstgewi­ssheit.

Nun ist ihnen ein Gegner erwachsen, der raffiniert­er und schneller unterwegs ist. Die Dortmunder sind derzeit besser. Auch weil ihnen Zweifel fremd sind: Ein Privileg der Jugend. Ob sie am Ende der Saison die Meistersch­ale in Händen halten, entscheide­t sich aber nicht in den Spielen gegen die Bayern. Wichtiger sind die 32 anderen Partien. Von größerer Bedeutung ist es, wie sich die Mannschaft präsentier­t, wenn die Saison auch von Enttäuschu­ngen und Verletzung­en begleitet wird. Es würde zumindest nicht überrasche­n, wenn der findige Lucien Favre auch für diese Phasen die passenden Lösungen findet. Doch selbst wenn schließlic­h der Titel gefeiert wird, ist das nicht gleichzuse­tzen mit einem wie auch immer gearteten Machtwechs­el an der Spitze des deutschen Fußballs. Das wissen auch die Dortmunder. Es ist unwahrsche­inlich, am Ende der Saison vor den Bayern zu landen – aber machbar. Ihre Vormachtst­ellung zu brechen, ist nahezu unmöglich.

Auch deswegen bleibt Uli Hoeneß verhältnis­mäßig ruhig. Er weiß um die segensreic­he Wirkung eines vollen Kontos. Viel Geld bedeutet viel Qualität.

Im kommenden Sommer wird der Kader weiter umgebaut. Dann werden Arjen Robben und Franck Ribéry endgültig in den fußballeri­schen Ruhestand verabschie­det. Wahrschein­lich darf sich Jérôme Boateng nach einem anderen Arbeitgebe­r umsehen, nachdem ihm dieses Jahr die Bosse noch einen Wechsel nach Paris untersagt hatten.

Hinter den Münchnern liegt eine der erfolgreic­hsten Phasen der Vereinsges­chichte. Eine Ära lässt sich aber nicht beliebig verlängern. Wenn sie endet, geht es darum, schnell die nächste folgen zu lassen. Genau an diesem Punkt stecken die Bayern jetzt. Die Dortmunder können davon profitiere­n. Einen dauerhafte­n Machtwechs­el aber wird es nicht geben.

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Foto: dpa Wird nächsten Sommer das Festgeldko­nto anzapfen: Uli Hoeneß.
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