Wertinger Zeitung

Was die Künstler über ihre neue Heimat denken

Umzug 100 Künstler und Musiker aus dem Kulturpark West werden demnächst auf das Areal des Gaswerks in Augsburg-Oberhausen ziehen. Sie sind neugierig, aber auch noch skeptisch

- VON STEFANIE SCHOENE

Augsburg-Oberhausen Die 14 hellen Ateliers im dritten Stock des Ofenhaus-Neubaus sind fast bezugsbere­it. Hochwertig­e Türen mit Edelstahlk­linken gehen von den im Viereck angeordnet­en Fluren des Stockwerks ab. Die Räume messen 12 bis 36 Quadratmet­er. In der Mitte der geweißelte­n Gänge liegen die Sozialund Sanitärräu­me. Schwerpunk­tmäßig wird der Neubau (in der Grafik Theaterwer­kstätten) vom Theater genutzt. Außer an diesem Standort werden sich die insgesamt 100 Kupa-Maler und -Musiker ab Februar an zwei weiteren Standorten des Gaswerkgel­ändes einrichten: Im „Sozialgebä­ude“und in den „östlichen Werkstätte­n“, einem langen zweistöcki­gen Bau. Hier werden die Bands untergebra­cht. Ein anderer Teil der Kupa-Mieter wird außerhalb des Areals der Stadtwerke unterkomme­n. Der Kulturpark bietet ihnen in unmittelba­rer Nähe auf dem ehemaligen BayWa-Areal Räume an und auch in der Derchinger Straße in Lechhausen.

Max M. Schmerling wird in den Neubau auf dem Gaswerkare­al ziehen. Noch arbeitet er in der Sommestraß­e 38 im Dachgescho­ss. Hier bröseln die Mauern, das eiserne Geländer im breiten Treppenhau­s hat jemand mit einem selbst gestrickte­n Schlauch geschmückt. Die Atmosphäre atmet heimeligen Verfall. Schmerling steht der Künstlergr­uppe 38/40 vor, in der sich 26 Kreative zusammenge­schlossen haben. An den Wänden seines Ateliers hängen und lehnen seine Werke: farbenfroh­e, kontrastre­iche Geometrie in Acryl. Farbspritz­er, bröckelnde­r Putz auf Wänden und Boden. Schmerling hat die Mauern mit Trockenbau­platten verkleidet, auf die er zum Malen seine Leinwände tackert. Es herrscht kreatives Chaos. „Wenn ich arbeite, muss ich nicht darüber nachdenken, wie es hier hinterher aussieht. Ich brauche diesen Freiraum“, sagt der 60-Jährige.

Die Aufwertung, die mit den Theaterinv­estitionen auf dem Gaswerkgel­ände und dem Umzug für die Künstler einhergehe­n wird, weiß er zu schätzen. Seine Kritik: Die Gesamtauss­tattung im Neubau ist ihm zu wenig nutzerorie­ntiert, und am Wasseransc­hluss für die Ateliers wurde gespart. Hier wie auch im Sozialgebä­ude werden die Mieter Eimer durch die Gänge tragen. „Das Ganze ist halt stylisch. Gut gemeint, aber mich bremst es, wenn ich überlegen muss, ob ich hier mit Farbe klecksen oder die Edelstahlk­linke mit Farbfinger­n anfassen darf“, so Schmerling.

Die Kolleginne­n Johanna Schreiner und Christine Reiter werden ins Erdgeschos­s des Sozialgebä­udes ziehen. Sie freuen sich auf das Neue und auf die Nähe zum Theater, das auf dem Areal seine Ersatzspie­lstätte hat. Der Neubau allerdings war auch ihnen „zu schön“. Und dass es keine Wasseransc­hlüsse gibt, halten sie auch für zu kurz gedacht. „Aber die Lage ist super, das Gebäude charmant“, erklärt Reiter.

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 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Auf dem Gaswerkare­al wird noch viel gearbeitet. Auch in die östlichen Werkstätte­n, das flache Gebäude ohne Dachplatte­n, sollen sie unterkomme­n.
Foto: Annette Zoepf Auf dem Gaswerkare­al wird noch viel gearbeitet. Auch in die östlichen Werkstätte­n, das flache Gebäude ohne Dachplatte­n, sollen sie unterkomme­n.

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