Was die Künstler über ihre neue Heimat denken
Umzug 100 Künstler und Musiker aus dem Kulturpark West werden demnächst auf das Areal des Gaswerks in Augsburg-Oberhausen ziehen. Sie sind neugierig, aber auch noch skeptisch
Augsburg-Oberhausen Die 14 hellen Ateliers im dritten Stock des Ofenhaus-Neubaus sind fast bezugsbereit. Hochwertige Türen mit Edelstahlklinken gehen von den im Viereck angeordneten Fluren des Stockwerks ab. Die Räume messen 12 bis 36 Quadratmeter. In der Mitte der geweißelten Gänge liegen die Sozialund Sanitärräume. Schwerpunktmäßig wird der Neubau (in der Grafik Theaterwerkstätten) vom Theater genutzt. Außer an diesem Standort werden sich die insgesamt 100 Kupa-Maler und -Musiker ab Februar an zwei weiteren Standorten des Gaswerkgeländes einrichten: Im „Sozialgebäude“und in den „östlichen Werkstätten“, einem langen zweistöckigen Bau. Hier werden die Bands untergebracht. Ein anderer Teil der Kupa-Mieter wird außerhalb des Areals der Stadtwerke unterkommen. Der Kulturpark bietet ihnen in unmittelbarer Nähe auf dem ehemaligen BayWa-Areal Räume an und auch in der Derchinger Straße in Lechhausen.
Max M. Schmerling wird in den Neubau auf dem Gaswerkareal ziehen. Noch arbeitet er in der Sommestraße 38 im Dachgeschoss. Hier bröseln die Mauern, das eiserne Geländer im breiten Treppenhaus hat jemand mit einem selbst gestrickten Schlauch geschmückt. Die Atmosphäre atmet heimeligen Verfall. Schmerling steht der Künstlergruppe 38/40 vor, in der sich 26 Kreative zusammengeschlossen haben. An den Wänden seines Ateliers hängen und lehnen seine Werke: farbenfrohe, kontrastreiche Geometrie in Acryl. Farbspritzer, bröckelnder Putz auf Wänden und Boden. Schmerling hat die Mauern mit Trockenbauplatten verkleidet, auf die er zum Malen seine Leinwände tackert. Es herrscht kreatives Chaos. „Wenn ich arbeite, muss ich nicht darüber nachdenken, wie es hier hinterher aussieht. Ich brauche diesen Freiraum“, sagt der 60-Jährige.
Die Aufwertung, die mit den Theaterinvestitionen auf dem Gaswerkgelände und dem Umzug für die Künstler einhergehen wird, weiß er zu schätzen. Seine Kritik: Die Gesamtausstattung im Neubau ist ihm zu wenig nutzerorientiert, und am Wasseranschluss für die Ateliers wurde gespart. Hier wie auch im Sozialgebäude werden die Mieter Eimer durch die Gänge tragen. „Das Ganze ist halt stylisch. Gut gemeint, aber mich bremst es, wenn ich überlegen muss, ob ich hier mit Farbe klecksen oder die Edelstahlklinke mit Farbfingern anfassen darf“, so Schmerling.
Die Kolleginnen Johanna Schreiner und Christine Reiter werden ins Erdgeschoss des Sozialgebäudes ziehen. Sie freuen sich auf das Neue und auf die Nähe zum Theater, das auf dem Areal seine Ersatzspielstätte hat. Der Neubau allerdings war auch ihnen „zu schön“. Und dass es keine Wasseranschlüsse gibt, halten sie auch für zu kurz gedacht. „Aber die Lage ist super, das Gebäude charmant“, erklärt Reiter.