Zwei verstehen sich
Juliet, Naked Er ist Musiker mit Comeback, sie einsame Ehefrau mit großer Sehnsucht
Wieder liefert ein Roman von Nick Hornby in der Verfilmung alle Qualitäten und allen Spaß, die wir seit „High Fidelity“, „About a Boy“und „Fever Pitch“lieben, dazu einen Ethan Hawke mit reizender AlterCoolness. Romantisch, lustig, klug und verrückt. Im Zentrum des einfühlsamen Dramas „Juliet, Naked“steht die teilnahmslos vor sich hin lebende Ehefrau Annie (Rose Byrne). Verheiratet mit dem Musik-Fan Duncan (Chris O’Dowd) sind Liebe und Leidenschaft nur noch eine Erinnerung. Duncan begeistert sich vor allem für seine Fan-Website über den einst gefeierten Musiker Tucker Crowe (Ethan Hawke).
25 Jahre ist es her, dass dessen letzte Platte erschien. Als jetzt sein neues Album „Juliet, Naked“eintrudelt, ist Annie gar nicht begeistert. Doch ausgerechnet aus ihrem Verriss der Songs entwickelt sich ein persönliches Online-Gespräch der einsamen Frau mit der von ihrem Mann vergötterten Legende Tucker. Hier verstehen sich zwei trotz des Atlantiks zwischen ihnen. Musik kommentiert die transatlantische Brieffreundschaft, aus der mehr werden könnte.
In „Juliet, Naked“finden sich zwei wunderbar normale Menschen trotz einiger vertaner Jahre. Die durch die australische Schauspielerin Rose Byrne („Marie Antoinette“, „Mit besten Absichten“) wunderbar verkörperte Tristesse wird ebenso mit schönem Humor erzählt wie das fast wundersame Auftreten Tuckers im britischen Küsten-Kaff, dessen Hauptattraktion bislang ein eingelegtes Hai-Auge darstellt.
Ethan Hawke („Before Midnight“, „Maudie“, „Boyhood“) legt einen gescheiterten, aber mit sich zufriedenen Rocker und Egoisten hin, der altersweise versucht, das Chaos der vielen Kinder aus seinen verschiedenen Beziehungen und seiner eher nicht freundlichen ExFrauen zu meistern.
» Juliet, Naked (1 Std. 45 Min.), Drama, USA/Großbritannien 2018
Wertung ★★★★✩