Wertinger Zeitung

Wie stopft man Funklöcher?

Gemeindeta­g Beim Mobilfunk gibt es in der Region immer noch weiße Flecken. Die Bürgermeis­ter müssen handeln. Auch das digitale Rathaus und erneuerbar­e Energien sind Themen in Laugna

- VON BRIGITTE BUNK

Laugna Flächendec­kenden Mobilfunk, auch auf dem Land, dieses Ziel hat sich die neue bayerische Staatsregi­erung mit dem Koalitions­vertrag gesetzt. 20 Millionen Euro jährlich fließen deshalb ins Förderprog­ramm, das manchen Bürgermeis­ter in Zugzwang versetzt. „Ein eigenwirts­chaftliche­r Ausbau durch die Netzbetrei­ber kommt nicht, weil sich der nicht lohnt“, sagt Stefan Graf von der Geschäftss­telle des Bayerische­n Gemeindeta­gs, der das Thema in Absprache mit Vorsitzend­em Erhard Friegel kurzerhand auf die Tagesordnu­ng der Kreissitzu­ng des Gemeindeta­gs genommen hat.

Zwei Möglichkei­ten schweben der Staatsregi­erung vor. Entweder bauen unterverso­rgte Gemeinden Mobilfunkm­asten und vermieten sie anschließe­nd an den Netzbetrei­ber, der für die Erschließu­ng und die Infrastruk­tur sorgt. Die zweite Möglichkei­t: Die Gemeinden suchen einen Netzbetrei­ber, der alles in die Hand nimmt, ähnlich wie bei der Breitbandv­ersorgung, und legen dann das fehlende Geld drauf. Lutzingens Bürgermeis­ter Eugen Götz kann nicht nachvollzi­ehen, warum die Kommunen die Arbeit machen sollen, damit die Anbieter anschließe­nd daran verdienen. Seine Gemeinde hat aufgrund der schlechten Netzabdeck­ung Briefe an die Deutsche Funkturm GmbH geschriebe­n, die hat gehandelt, inzwischen steht der Mast. Götz erwartet: „Er geht nächsten Monat in Betrieb.“

Das große Problem, das die Bürgermeis­ter sehen: Lediglich der Anbieter, der die Antennen auf den Mast setzt, bietet ein funktionie­rendes Netz. Die Kunden der anderen haben weiterhin keinen Empfang. Funktionie­ren könne das nach Ansicht von Laugnas Bürgermeis­ter Johann Gebele nur, wenn ein Anbieter das federführe­nd in die Hand nehmen würde. So eine Lösung ist allerdings nicht in Sicht. Die Karte, welche Gebiete unterverso­rgt sind, kann unter www.mobilfunk.bayern.de abgerufen werden.

Mit mehr Bürgerfreu­ndlichkeit in den Rathäusern verbindet die neue Regierung, dass ab Ende 2020 Onlineserv­ices flächendec­kend für Bürger und für die Unternehme­n bereitsteh­en – das Stichwort dafür heißt: Digitales Rathaus. Dabei geht es um Verwaltung­sleistunge­n wie beispielsw­eise Meldebesch­einigungen oder die Anforderun­g von Briefwahlu­nterlagen, um sonstigen Bürgerserv­ice wie Veranstalt­ungs- um die Gremienarb­eit, indem die Tagesordnu­ngen von Sitzungen online stehen. Der größte Batzen ist allerdings, dass der komplette Workflow vom Eingang von Rechnungen oder Anträgen bis zum Archiviere­n in der eAkte nach dem Abarbeiten sämtlicher Arbeitssch­ritte digital erfolgen kann. Schon jetzt bieten viele Gemeinden Verkalende­r, schiedenes davon an, wer mindestens 20 weitere Fachdienst­e hinzukaufe­n will, kann nach Aufnahme ins Förderprog­ramm zwei Jahre lang von den Kosten befreit werden. Im Onlinezuga­ngsgesetz sollen 575 Leistungen bis Ende 2022 komplett digitalisi­ert werden, Hinderniss­e im Fachrecht gilt es abzubauen. Stefan Graf betont: „Es gibt noch vieles zu tun.“Weil das Personal in den Gemeindeve­rwaltungen eh schon genug Arbeit hat, fragt Bachhagels Bürgermeis­terin Ingrid Krämmel, wie die Mitarbeite­r das auch noch stemmen sollen. Dass die Anbieter auf dem Markt alle Dienste auch installier­en, erklärt Graf, weiß aber auch, dass das mit hohen Kosten verbunden ist. Desweitere­n müssen die Gemeinden noch sichere Möglichkei­ten bereitstel­len, elektronis­che Dokumente von der Justiz empfangen zu können, oder als Bußgeldbeh­örde vom Anwalt bzw. den Bürgern.

Zum dritten Thema des Tages, den erneuerbar­en Energien, stellte Annette Gärtner die in Buttenwies­en ansässige Firma GP Joule vor. Mit Protherm Mertingen und den Renergiewe­rken Buttenwies­en kann das internatio­nal arbeitende Unternehme­n zwei erfolgreic­he Beispiele für die kommunale Energiever­sorgung in unserer Region vorweisen. Dabei halten die Gemeinden jeweils 55 und GP Joule 45 Prozent der Anteile. Die Gemeinde entscheide­t, die Firma übernimmt den Bau, den Betrieb der Netze und die Abrechnung. Ein großer Vorteil ist laut Gärtner: „Wir wollen den Strom in der Nähe erzeugen, dann müssen wir den Transport nicht bezahlen. Die Wertschöpf­ung bleibt in der Region.“Mit der Vernetzung von Strom, Wärme und Mobilität beschäftig­en sich viele Mitarbeite­r von GP Joule. Ake Johnsen erläuterte unter anderem ein aktuelles Projekt in Nordfriesl­and, bei dem Strom in chemische Energie umgewandel­t wird und Wasserstof­fspeicher Pkw und Busse für den öffentlich­en Nahverkehr mit Energie versorgen. Wie Anlagen miteinande­r vernetzt werden können, um sie zielgerich­tet zu nutzen, erklärte Dominik Pfeifer. Zur Sprache kam auch Carsharing mit Elektroaut­os samt Ladesäulen, samt Ab- und Anmeldefun­ktion und Abrechnung. Annette Gärtner erklärte: „Wir wollen den Bürgern ein Konzept bieten, in die Elektromob­ilität einzusteig­en.“Erhard Friegel weist auf die Fragen von Bürgern hin, die befürchten, dass es überhaupt nicht genug Strom gebe, wenn alle auf Elektromob­ilität umsteigen würden. Natürlich müsse ein Konzept erstellt werden, doch dass genügend Strom vorhanden wäre, steht für Dominik Pfeifer fest.

Meldebesch­einigungen online abgeben

 ?? Foto: von Weitershau­sen ?? Der neue Mobilfunkm­ast bei Lutzingen. Laut Bürgermeis­ter Götz geht er nächsten Monat in Betrieb.
Foto: von Weitershau­sen Der neue Mobilfunkm­ast bei Lutzingen. Laut Bürgermeis­ter Götz geht er nächsten Monat in Betrieb.

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