Multitasking am Lenker
Nicht der Nebel ist das Problem, auch nicht die Dunkelheit. Hat alles was für sich. Nein, es ist die Kälte. Gestern hatte es noch 17 Grad, meint man, heute sind es null. Prompt ist die Heizung zuhause ausgefallen. Die Füße werden einfach nicht mehr warm. Da ploppt prompt die passende Werbeanzeige im E-Mail-Postfach auf. „Sale“heißt das Zauberwort und mit steifen, kalten Fingern wird sofort die Bestellhotline gewählt. Natürlich kommen an diesem Abend alle anderen auf die gleiche Idee und ich hänge geschlagene drei Minuten in der Warteschleife. Als dann eine nette Frau mit mir spricht, klappern meine Zähne bereits so laut, dass ich meine Bestellung mehrmals diktieren muss. Die Hausschuhe mit dem Teddyfell, die brauche ich unbedingt. Den dicken Bademantel aus Fleece kaufe ich gleich in der allergrößten Größe, damit ich mich richtig einwickeln kann. Und Handschuhe, durch die die nasse Kälte nicht so kriecht, wenn ich auf dem Fahrrad nach Hause fahre. Ganz wichtig. Jetzt taut mein Gesicht langsam auf und die Artikelnummern gehen immer flotter. Auch die Dame vom Callcenter wird munter und klärt mich über weitere Rabattaktionen auf. Dicke Pullis, lange Schals, warme Mützen, Hosen und Jacken, alles da, ich muss nur wollen. Erfolgreich wehre ich ab und erkläre, mit den Handschuhen ende meine Bestellung. Kein Problem, sagt die Frau, die Handschuhe seien so modern, damit könnte ich sogar mein Smartphone bedienen. Und damit auch im Dunkeln, auch vom Fahrrad aus, quasi jederzeit, einfach die Wahlwiederholung drücken und noch etwas bestellen. „Wir Frauen sind doch multitaskingfähig“sagt sie. Lacht noch einmal laut und legt dann auf.