Wasser tropft durch das Hallendach
Lokale Sportgeschichte(n) Mit welchen Umständen die Wertinger Volleyballer vor 30 Jahren zu kämpfen hatten
Region Wertingen Richard von Weizsäcker war Bundespräsident, Rita Süssmuth wurde gerade zur neuen Bundestagspräsidentin gewählt, sie war damit die erste Dame im Hohen Haus. Die Sportwelt blickte zum Marathonlauf nach New York. Über zwei Millionen Menschen verfolgten im November 1988 das Rennen in Manhattan. Der Waliser Steve Jones lief in 2:08:20 Stunden ein einsames Rennen an der Spitze. Bei den „Stuttgart-Classics“sorgten zwei deutsche Tennisspieler für Aufsehen. Zunächst besiegte am dritten Spieltag Lokalmatador CarlUwe Steeb den Weltranglistenzweiten Ivan Lendl (CSSR) mit 7:6 und 7:5, dann bezwang Eric Jelen den US-Amerikaner Jimmy Conners mit 3:6, 6:4 und 6:2. In der FußballBundesliga spielten noch Vereine wie die Stuttgarter Kickers oder Bayer Uerdingen, während auf lokaler Ebene die Kicker des TSV Wertingen in der neu gegründeten Bezirksoberliga mit einem 1:0-Auswärtssieg beim Spitzenreiter FC Pipinsried überraschten. Welche Turner aus der Region vor drei Jahrzehnten von sich Reden machten und welcher Sportverein von einer großzügigen Geldspende profitierte, das zeigen wir in unserer Serie „Lokale Sportgeschichte(n)“auf. Heute blicken wir auf das Geschehen im November 1988 zurück.
● Zweimal Helmut Gumpp und einmal Ewald Gebauer Das waren noch Fußball-Zeiten, als der TSV Wertingen der neu gegründeten schwäbischen Bezirksoberliga angehörte. Am zwölften Spieltag traf das Team von Trainer Alexander Schroder auf eigenem Platz auf den TSV Mindelheim und gewann am Ende klar und deutlich mit 3:0. Den Führungstreffer erzielte Ewald Gebauer, die beiden restlichen TSV-Tore gingen auf das Konto von Helmut Gumpp. Für die größte Überraschung in der Vorrunde sorgten die TSV-Kicker drei Wochen später, als sie beim damaligen Spitzenreiter FC Pipinsried (spielt aktuell in der Regionalliga Bayern) mit 1:0 triumphierten. Helmut Gumpp schoss in der 55. Minute das Tor des Tages.
● Dettmar Cramer schult Jugendfußball-Übungsleiter Eine „Super-Veranstaltung“war nach Aussage der etwa 100 Teilnehmer die Jugendfußball-Mitarbeiterschulung mit Dettmar Cramer im Lauinger Auwaldstadion. Auch Landrat Dr. Anton Dietrich, Bürgermeister Georg Barfuß und BLSV-Kreisvorsitzender Toni Kuster ließen es sich nicht nehmen, den ehemaligen Trainer des FC Bayern München live zu erleben. Cramer bedauerte bei seinem Referat vor allen Dingen den Verlust des Straßenfußballs, welcher manchem Kicker ohne Trainer die Grundtechniken des Fußballs nahe brachte. Dass der prominente Gast auch mit 63 Jahren in der Praxis noch einiges drauf hat, bewies Cramer mit A-Jugendlichen aus Dillingen, Gundelfingen und Lauingen bei einer Trainingseinheit mit Schwerpunkt Zweikampfschulung.
● Zwei Wertinger beim „Ballartist“-Finale in Nürnberg Über Orts-, Kreis- und Bezirksentscheide qualifizierten sich vor drei Jahrzehnten zwei Jugendliche des TSV Wertingen für das Landesfinale des bayerischen Jugendfußball-Wettbewerbs „Ballartist ´88“in Nürnberg. Die Mädchen vertrat dabei Miriam Hassel, die am Ende auf einem starken sechsten Platz landete. Bei den Buben ging Ralf Gumpp an den Start. Er hatte im Endspurt beim Zielschießen Pech, erreichte aber trotzdem Platz zehn in der Altersgruppe der 16- bis 18-Jährigen.
● Wasser tropft durch das Hallen- dach Beim TSV Wertingen wurde vor 30 Jahren fleißig Volleyball gespielt. Die Heimbegegnungen wurden in der Realschulturnhalle ausgetragen. Als die Gastgeber den TSV Lindenberg (3:1) und den TSV Neu-Ulm (2:3) empfingen, wären ihnen die Felle fast davon geschwommen. Die Begegnungen mussten immer wieder unterbrochen werden, da durch die Hallendecke Wasser tropfte. Mit der sportlichen Ausbeute seiner Bezirksligatruppe war TSV-Trainer Bernd Pindur „sehr zufrieden“, obwohl Kapitän Wolfgang Meitinger verletzungsbedingt pausieren musste.
● Wertinger TSV-Turner Bezirksmeister Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte gewannen die Turner des TSV Wertingen den Entscheid des Bezirks Schwaben/ Mittelfranken. Als Meister des Turngaus Oberdonau hatten sich die Zusamstädter für die Titelkämpfe in Baiersdorf bei Nürnberg qualifiziert. In der Besetzung Jochen Caesmann, Helmut Sendlinger, Michael Betz, Norbert Mühlhauser, Anton Wagner und Josef Wagner turnte sich Wertingen souverän zum Sieg. Beim zwei Wochen später stattfindenden bayerischen Finale sprang ein nicht für möglich gehaltener vierter Platz heraus.
● Ein zehntel fehlt zum Bayern-Titel Ganz knapp verpasste bei den bayerischen Nachwuchsmeisterschaften der Turner Martin Bucher vom TSV Buttenwiesen die Goldmedaille. Mit lediglich einem zehntel Punkt Rückstand auf den Sieger belegte der damals Elfjährige Platz drei bei den Wettbewerben in Augsburg. Erst am letzten Gerät, dem Reck, zogen Robert Hochreiter (Polling) und Oliver Albrecht (Steppach) an Bucher noch vorbei.
● 2000 D-Mark als Finanzspritze Eine vorweihnachtliche Finanzspritze von der Kreis- und Stadtsparkasse Dillingen gab es für den TSV Wertingen. Der SparkassenDirektor übergab bei einer kleinen Feierstunde 1000 Mark an die Tischtennisabteilung zur Anschaffung neuer Platten, je 500 Mark heimsten die Handballabteilung und die Kegler ein.