Jakobs Weg
Fußball Kurz nach seinem Bundesliga-Debüt verletzte sich FCA-Talent Kilian Jakob schwer
Augsburg Klirrend kalt ist es am Trainingsgelände des FC Augsburg, doch einer kann es scheinbar kaum erwarten. Weit vor allen anderen kommt Kilian Jakob, Ballsack um die Schulter geworfen, aus der Kabine angeradelt. Die Farbe seines Drahtesels: Neongrün, wie sonst bei keinem seiner Teamkollegen. Mütze oder Maske trägt er trotz der Minusgrade nicht. Jakob will gesehen werden, auffallen, sich aufdrängen.
Die Möglichkeit dazu hatte er schließlich eine quälend lange Zeit nicht mehr gehabt. Hinter dem 20-Jährigen liegt ein Leidensweg, der seinen Anfang nur kurz nach dem vorläufigen Höhepunkt seiner noch jungen Karriere nahm. Es ist der 25. Spieltag der vergangenen Saison, als Trainer Manuel Baum für den Gelb-gesperrten Caiuby überraschend Jakob das Vertrauen schenkt – der erwischt zwar bei seinem Bundesliga-Debüt wie die ganze Mannschaft einen schwarzen Tag, ist nach dem 0:2 gegen Hoffenheim aber um die Erfahrung von 51 Erstliga-Minuten reicher. Weitere sollen bald folgen, doch bei einem Einsatz in der FCA-Zweitvertretung nur vier Wochen später bricht sich das Talent bei einem Zusammenstoß die linke Kniescheibe. Sechs Monate Pause – der erfolgreiche Abschluss der alten und die Vorbereitung auf die neue Saison rücken in weite Ferne. Stattdessen: Operation, Reha.
„In so einer Zeit ist es schwierig, Motivation zu finden, sich aufzuraffen. Man ist enttäuscht“, so der Linksverteidiger, der 2017 von den Münchner Löwen nach Augsburg gekommen war. Mit dem Wechsel war auch der große Traum von der Bundesliga verbunden. Und der soll durch die Verletzung nicht einfach zu Ende sein. Während seiner Auszeit habe er sich mehrere kleine Ziele gesetzt. Eines davon ist seit vergangenem Samstag erreicht: Beim 2:1-Sieg der zweiten Mannschaft gegen Rosenheim durfte Jakob erstmals wieder über 90 Minuten ran. Das Ende des Leidenswegs. Dass sich Jakobs Stammposition in der Bundesligamannschaft links hinten fest in den Händen von Philipp Max befindet, empfindet er – zumindest noch – eher als Segen denn als Fluch: „Klar würde man gerne öfter spielen, aber von so guten Leuten kann man viel lernen. Ich versuche, das für meine nächsten Saisons mitzunehmen.“Denn Jakobs Weg ist noch nicht zu Ende.