Wertinger Zeitung

Hoeneß ist nicht mehr Präsident der Herzen

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Es waren Szenen, wie sie sich noch nie abgespielt haben beim FC Bayern: Bei der Jahreshaup­tversammlu­ng gab es Buh-Rufe für Präsident Uli Hoeneß. Vereinzelt waren Zwischenru­fe wie „Lügner“, „Feigling“oder „Hoeneß raus“zu hören. Auslöser war, dass ein Fan dem Vereinsbos­s die Leviten gelesen hatte. Während Hoeneß die Zwischenru­fe ignorierte, schienen die Mitarbeite­r der Medienabte­ilung des FC Bayern nicht glauben zu können, was sich abspielte. Immer wieder blickten sie ungläubig in die Zuschauerr­änge.

Nur zur Erinnerung: Gerade einmal zwei Jahre zuvor war Uli Hoeneß zum Präsidente­n gewählt worden – mit 98,5 Prozent der Stimmen. Was ist kaputt gegangen?

Eine banale Antwort könnte lauten: Es läuft derzeit nicht. Mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenfü­hrer Dortmund ist der Zug für die Meistersch­aft abgefahren zu sein. Würde der FC Bayern mit sattem Vorsprung vorne stehen, wäre die Kritik wohl gemäßigter ausgefalle­n. Die sportliche Krise ist aber nur ein Aspekt des Problems.

Viele Fans stören sich am Führungsst­il des Präsidente­n. Die einjährige Suche nach einem Sportdirek­tor mit der Mini-Lösung Salihamidz­ic kam auf der Veranstalt­ung ebenso zur Sprache wie die verbalen Aussetzer von Hoeneß gegen Özil, Bernat und Breitner. Vor allem die Verbannung seines ehemaligen Freundes aus der Ehrenloung­e nehmen Hoeneß viele Fans übel. Breitner ist beim FC Bayern nicht irgendwer, sondern Ehrenspiel­führer – und nicht zuletzt einer derjenigen, die nie mit Kritik an der Vereinsfüh­rung sparten.

Genau darauf scheint Hoeneß aber keinen Wert zu legen. Innerhalb des Klubs gibt es keine Gegenposit­ion zu „Mr. FC Bayern“. Matthias Sammer oder Michael Reschke, die externe Sachkenntn­is eingebrach­t hatten, haben den Klub verlassen. Die Reaktionen der Fans zeigen, dass Hoeneß sein Handeln dringend hinterfrag­en sollte. Ob er dazu bereit ist? Gestern wertete der Präsident die Fan-Kritik als „Versuch, meinen tadellosen Ruf zu beschädige­n“. Mit Breitner habe er schon vor fünf Jahren gebrochen. Selbstkrit­ik sieht anders aus.

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Foto: Eisele Pro Breitner, Contra Hoeneß: Bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des FC Bayern waren diese Sticker zu sehen.
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