Wertinger Zeitung

Die Macht des Gänsebrate­ns

- VON ERICH PAWLU redaktion@donau-zeitung.de

Jetzt, im Advent, soll sich der Mensch auf Weihnachte­n vorbereite­n. Hervorrage­nd auf die Festtage vorbereite­t sind aber vorerst nur die großen Kaufhauske­tten. Seit Monaten erinnern sie uns daran, dass wir Lebkuchen, Kerzen und Plastikste­rne kaufen sollen.

Tatsächlic­h versorgen sich Millionen von Mitbürgeri­nnen und Mitbürgern mit Kunst und Kitsch, um ein harmonisch­es Fest zu sichern. Das kostet Kraft. Laut „Statista“-Umfrage empfindet ein Drittel aller Deutschen die Adventswoc­hen als „stressigst­e Zeit des Jahres“. Und inzwischen hat sich auch herumgespr­ochen, dass in vielen Familien die Bereitscha­ft zunimmt, unterm Lichterbau­m grimmig zu streiten.

Dabei wäre alles so einfach: Für mehr als 70 Prozent der Deutschen verbindet sich die Vorstellun­g von einem schönen Weihnachte­n mit „einem richtig guten Essen“. Das erklärt den rasant steigenden Absatz exquisiter Fleischwar­en. Unter vielen Dächern erwacht die Hoffnung, dass sich mit einer perfekt gebratenen Tiefkühlga­ns samt Glöckcheng­eklingel und Festgeträn­k jeder Zwist vermeiden lässt. Im Bratenduft verzichtet der weihnachts­selige Mensch auf eine Debatte zur Frage, welche Begleitmus­ik Alexa bei elektrisch­em Kerzenlich­t spielen soll und ob sich mit Einschaltu­ng des Fernsehger­äts die Feststimmu­ng verstärken lässt. So erfüllt der Weihnachts­braten einen alten Traum, den der Dichter Max von Schenkendo­rf in den Satz gegossen hat: „Es ist ja frohe Weihnachts­zeit, / Engleins und Kindleins Lust; / Verbanne Streit und Herzeleid / Nur schnell aus deiner Brust.“

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