Wie gestaltet sich der Milchpreis in Zukunft?
Landwirtschaft Experten sprechen beim Nordschwäbischen Milchviehtag über Tipps und Trends
Bissingen Wie lassen sich Betrieb und Familie vereinbaren? Das war eines der Themen beim Nordschwäbischen Milchviehtag in Bissingen. Rund 60 Landwirte nahmen daran teil. Drei Themenblöcke stellten die veranstaltenden Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen, Wertingen und Mindelheim im Gasthof Krone in Bissingen vor. Paul Meyer, Ansprechpartner im Fachzentrum Rinderhaltung in Mindelheim, erklärte, dass es im ersten Vortrag um die Frage ging, wie bei der Milchviehfütterung der Rohstoff Phosphor eingespart werden könne. Jennifer Brandl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erklärte die Hintergründe: Bei Phosphor handelt es sich um einen endlichen Rohstoff, der im Falle einer separaten Zufütterung Kosten verursacht. Weiter steige durch einen erhöhten Konsum die Phosphatausscheidung, die wiederum die Düngebilanz im Betrieb belaste. Ab 2023 werden die Düngeverordnung verschärft und der zulässige Kontrollwert für Phosphor weiter gesenkt, ergänzte Ingrid Rosenbauer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen. Der lebensnotwendige Mineralstoff erfülle jedoch wichtige Funktionen im Körper der Tiere. Brandl plädierte für genaue Untersuchungen des Grundfutters, um zu wissen, wie viel Phosphor bereits daraus geliefert werde. Da gebe es enorme Spannweiten. Aufgrund der hierzulande fast schon standardmäßigen Milchviehfütterung ohne Futter aus gentechnisch veränderten Pflanzen werde oft auch heimischer Raps eingesetzt. Dieser liefere schon viel „natürlichen“Phosphor. Ein Abgleich mit den Versorgungsempfehlungen ergebe oft, dass zusätzlicher Phosphor nicht nötig sei. In der Diskussion fragte ein Landwirt, ob dann überhaupt Mineralfutter nötig sei. Brandl erklärte daraufhin, dass die Mengenelemente möglicherweise noch anderweitig über Kalk und Salz in die Ration gebracht werden könnten. Bei Magnesium, Spurenelementen und Vitaminen dagegen sei dies sehr schwierig – diese Stoffe seien jedoch unabdingbar. Brandl hält ein entsprechend an die jeweilige Ration angepasstes Mineralfutter für sinnvoll.
Im zweiten Referat behandelte Dr. Magnus Kellermann, ebenfalls von der LfL, das Thema „Möglichkeiten zur Milchpreisabsicherung“, ein Thema, das aktuell stark diskutiert wird. Bisher fließe die Ware, also die Milch, zum Abnehmer, ohne, dass der Preis bekannt ist. Der Preis bestimmt sich durch Angebot und Nachfrage. In der Praxis sind die Zusammenhänge dagegen deutlich schwieriger zu interpretieren. Dr. Kellermann stellte den Zuhörern ein neues Modell vor, das möglicherweise in der Zukunft angewendet werden könnte: die Warenterminbörse. Für Betriebe, die regelmäßig investieren und einen entsprechenden Kapitaldienst zu tragen haben, könne dieses System unter Umständen hilfreich sein: Der Milchpreis für die Ablieferung von Milch in der Zukunft werde bereits im Vorfeld festgemacht, dadurch könne die Liquidität gesichert werden. Bisher konnten aufgrund von relativ großen handelbaren Mindestmengen nur verhältnismäßig große Betriebe überhaupt mitmachen. Aufgrund einer Änderung ist es nun aber auch für Betriebe in „bayerischer Größe“denkbar. Ziel dieses Werkzeugs sei, die Auswirkungen der Preisschwankungen zu vermindern. Kellermann gibt aber zu bedenken, dass der tatsächliche Milchpreis zum betroffenen Monat variieren kann. Er könne tatsächlich niedriger, aber auch höher sein. Kellermann glaubt, dass so eine Börse gewisse Startschwierigkeiten in sich berge. Sie könne nur funktionieren, wenn so viele Börsenteilnehmer mitmachen, dass der Markt tatsächlich widergespiegelt werde.
Der Titel des dritten Seminarbeitrages lautete „Arbeitszeitmanagement im Milchviehbetrieb – Vereinbarkeit von Betrieb und Familie“. Zu diesem Thema referierte Erwin Ballis, Geschäftsführer der Maschinenringe Deutschland GmbH in Neuburg an der Donau. In kurzweiliger Art und Weise brachte er mittels vielen Beispielen aus dem Alltag die Sache auf den Punkt: Es ging um Themen wie Ordnung im Betrieb, das Definieren von Sinn und Ziel von Tätigkeiten und die Wichtigkeit von Vertrauen unter den Personen, die gemeinsam auf einem Hof arbeiten. Einen wichtigen Schlüssel für die eigene Zufriedenheit sehe Ballis darin, sich für Dinge Zeit zu nehmen, die einem persönlich wichtig sind. Dies können Aspekte sein, die die Ordnung im Betrieb aufrechterhalten, jedoch dürfe man nicht vergessen, sich auch Zeit für die Familie zu nehmen.