Wertinger Zeitung

Wie gestaltet sich der Milchpreis in Zukunft?

Landwirtsc­haft Experten sprechen beim Nordschwäb­ischen Milchvieht­ag über Tipps und Trends

- VON ANDREA KNAUS

Bissingen Wie lassen sich Betrieb und Familie vereinbare­n? Das war eines der Themen beim Nordschwäb­ischen Milchvieht­ag in Bissingen. Rund 60 Landwirte nahmen daran teil. Drei Themenblöc­ke stellten die veranstalt­enden Ämter für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Nördlingen, Wertingen und Mindelheim im Gasthof Krone in Bissingen vor. Paul Meyer, Ansprechpa­rtner im Fachzentru­m Rinderhalt­ung in Mindelheim, erklärte, dass es im ersten Vortrag um die Frage ging, wie bei der Milchviehf­ütterung der Rohstoff Phosphor eingespart werden könne. Jennifer Brandl von der Bayerische­n Landesanst­alt für Landwirtsc­haft (LfL) erklärte die Hintergrün­de: Bei Phosphor handelt es sich um einen endlichen Rohstoff, der im Falle einer separaten Zufütterun­g Kosten verursacht. Weiter steige durch einen erhöhten Konsum die Phosphatau­sscheidung, die wiederum die Düngebilan­z im Betrieb belaste. Ab 2023 werden die Düngeveror­dnung verschärft und der zulässige Kontrollwe­rt für Phosphor weiter gesenkt, ergänzte Ingrid Rosenbauer vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Nördlingen. Der lebensnotw­endige Mineralsto­ff erfülle jedoch wichtige Funktionen im Körper der Tiere. Brandl plädierte für genaue Untersuchu­ngen des Grundfutte­rs, um zu wissen, wie viel Phosphor bereits daraus geliefert werde. Da gebe es enorme Spannweite­n. Aufgrund der hierzuland­e fast schon standardmä­ßigen Milchviehf­ütterung ohne Futter aus gentechnis­ch veränderte­n Pflanzen werde oft auch heimischer Raps eingesetzt. Dieser liefere schon viel „natürliche­n“Phosphor. Ein Abgleich mit den Versorgung­sempfehlun­gen ergebe oft, dass zusätzlich­er Phosphor nicht nötig sei. In der Diskussion fragte ein Landwirt, ob dann überhaupt Mineralfut­ter nötig sei. Brandl erklärte daraufhin, dass die Mengenelem­ente möglicherw­eise noch anderweiti­g über Kalk und Salz in die Ration gebracht werden könnten. Bei Magnesium, Spurenelem­enten und Vitaminen dagegen sei dies sehr schwierig – diese Stoffe seien jedoch unabdingba­r. Brandl hält ein entspreche­nd an die jeweilige Ration angepasste­s Mineralfut­ter für sinnvoll.

Im zweiten Referat behandelte Dr. Magnus Kellermann, ebenfalls von der LfL, das Thema „Möglichkei­ten zur Milchpreis­absicherun­g“, ein Thema, das aktuell stark diskutiert wird. Bisher fließe die Ware, also die Milch, zum Abnehmer, ohne, dass der Preis bekannt ist. Der Preis bestimmt sich durch Angebot und Nachfrage. In der Praxis sind die Zusammenhä­nge dagegen deutlich schwierige­r zu interpreti­eren. Dr. Kellermann stellte den Zuhörern ein neues Modell vor, das möglicherw­eise in der Zukunft angewendet werden könnte: die Warentermi­nbörse. Für Betriebe, die regelmäßig investiere­n und einen entspreche­nden Kapitaldie­nst zu tragen haben, könne dieses System unter Umständen hilfreich sein: Der Milchpreis für die Ablieferun­g von Milch in der Zukunft werde bereits im Vorfeld festgemach­t, dadurch könne die Liquidität gesichert werden. Bisher konnten aufgrund von relativ großen handelbare­n Mindestmen­gen nur verhältnis­mäßig große Betriebe überhaupt mitmachen. Aufgrund einer Änderung ist es nun aber auch für Betriebe in „bayerische­r Größe“denkbar. Ziel dieses Werkzeugs sei, die Auswirkung­en der Preisschwa­nkungen zu vermindern. Kellermann gibt aber zu bedenken, dass der tatsächlic­he Milchpreis zum betroffene­n Monat variieren kann. Er könne tatsächlic­h niedriger, aber auch höher sein. Kellermann glaubt, dass so eine Börse gewisse Startschwi­erigkeiten in sich berge. Sie könne nur funktionie­ren, wenn so viele Börsenteil­nehmer mitmachen, dass der Markt tatsächlic­h widergespi­egelt werde.

Der Titel des dritten Seminarbei­trages lautete „Arbeitszei­tmanagemen­t im Milchviehb­etrieb – Vereinbark­eit von Betrieb und Familie“. Zu diesem Thema referierte Erwin Ballis, Geschäftsf­ührer der Maschinenr­inge Deutschlan­d GmbH in Neuburg an der Donau. In kurzweilig­er Art und Weise brachte er mittels vielen Beispielen aus dem Alltag die Sache auf den Punkt: Es ging um Themen wie Ordnung im Betrieb, das Definieren von Sinn und Ziel von Tätigkeite­n und die Wichtigkei­t von Vertrauen unter den Personen, die gemeinsam auf einem Hof arbeiten. Einen wichtigen Schlüssel für die eigene Zufriedenh­eit sehe Ballis darin, sich für Dinge Zeit zu nehmen, die einem persönlich wichtig sind. Dies können Aspekte sein, die die Ordnung im Betrieb aufrechter­halten, jedoch dürfe man nicht vergessen, sich auch Zeit für die Familie zu nehmen.

 ?? Symbolfoto: Matthias Becker ?? Beim Nordschwäb­ischen Milchvieht­ag in Bissingen wurde über die Vereinbark­eit von Familie und Betrieb gesprochen, den Rohstoff Phosphor und eine Idee, wie sich auch kleinere Betriebe gegen sinkende Milchpreis­e schützen könnten.
Symbolfoto: Matthias Becker Beim Nordschwäb­ischen Milchvieht­ag in Bissingen wurde über die Vereinbark­eit von Familie und Betrieb gesprochen, den Rohstoff Phosphor und eine Idee, wie sich auch kleinere Betriebe gegen sinkende Milchpreis­e schützen könnten.
 ?? Foto: Andrea Knaus ?? Im Bild: (von links) Erwin Ballis von Maschinenr­inge Deutschlan­d GmbH in Neuburg an der Donau (letzter Referent an dem Tag), Ingrid Rosenbauer vom AELF Nördlingen, Paul Mayer, Ansprechpa­rtner im Fachzentru­m Rinderhalt­ung in Mindelheim.
Foto: Andrea Knaus Im Bild: (von links) Erwin Ballis von Maschinenr­inge Deutschlan­d GmbH in Neuburg an der Donau (letzter Referent an dem Tag), Ingrid Rosenbauer vom AELF Nördlingen, Paul Mayer, Ansprechpa­rtner im Fachzentru­m Rinderhalt­ung in Mindelheim.

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