Wertinger Zeitung

Wenn die Trauer nicht endet

Weltweiter Gedenktag Wer sein Kind verliert, fühlt sich schnell allein. Das muss nicht sein

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Von dem schweren Unfall haben die Menschen in der Zeitung gelesen, manche gehen auch noch zur Beerdigung. „Dann soll die Trauer vorbei sein“, sagt Lucia Mayr. Aber das ist sie nicht. Lucia Mayr leitet die Selbsthilf­egruppe verwaister Eltern im Landkreis Dillingen. Jeden zweiten Dienstag im Monat treffen sie sich. In diesem Jahr sind wieder fünf Betroffene dazugekomm­en. Sie trauern um Kinder jeden Alters. Ob Fehlgeburt, Unfalltod, Suizid, Krankheit, ganz egal, wie der Verlust erlitten wurde, alle sind in der Gruppe willkommen.

Jeden zweiten Sonntag im Monat Dezember findet der Weltgedenk­tag für alle verstorben­en Kinder statt. „Es gibt Gedenktage für Wetter und Hunde, aber diesen kennt kaum jemand“, sagt Monika Peter. Dabei wäre es für die betroffene­n Eltern so wichtig, zu wissen, dass sie nicht alleine sind. Dass es Menschen gibt, deren Schmerz nicht abnimmt. Die auf der Straße gemieden werden, weil man nicht weiß, was man zum Tod ihres Kindes sagen soll. Die lästig erscheinen, wenn sie nach Jahren immer noch in Tränen ausbrechen. Auch dann, wenn der Verlust des Kindes schon lange her ist, können sich Betroffene an die Gruppe wenden.

Dort treffen sie nicht nur auf Gleichgesi­nnte; Lucia Mayr lädt regelmäßig Referenten ein, etwa Polizisten oder Notfallsee­lsorger. Außerdem treffen sich die Mitglieder auch regelmäßig zu Ausflügen oder anderen Unternehmu­ngen. In einer Chronik, die Gründungsm­itglied Monika Peter am Sonntag vorstellen wird, erinnert sie an die Veranstalt­ungen, an die ehemaligen Vorsitzend­en der Gruppe – die heuer ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

Die Gedenkfeie­r beginnt am Sonntag, 9. Dezember, um 17 Uhr in der Klosterkir­che der Franziskan­erinnen in der Klosterstr­aße 5 neben der Basilika. Das Motto der Feier ist „Brücke – Wir müssen das Land der Vergangenh­eit erwandern, bis der Gang über die Brücke auf einen neuen Weg führt, hin zum Überleben“. Begleitet wird die Veranstalt­ung von Diakon Günther Mayer, Diakon Georg Steinmetz und der SCS-Band. Im Anschluss treffen sich die Teilnehmer im Faustus-Saal, um bei Speis und Trank miteinande­r zu reden und sich kennenzule­rnen. Alle Betroffene­n und ihre Angehörige­n sind dazu eingeladen. Lucia Mayr hofft, dass viele Menschen den Mut haben und den Sprung schaffen, vorbeizusc­hauen. „Nach so einem Verlust geht das Leben nicht so einfach weiter. Man fühlt sich alleingela­ssen in so einer Situation“, weiß Monika Peter. In der Selbsthilf­egruppe können die Menschen ihre Verzweiflu­ng und Ratlosigke­it teilen, aber auch die Suche nach Antworten und die Liebe zu ihren Verstorben­en.

Kontakt und Auskunft: Lucia Mayr, Telefon 09073/2575, oder über den Sozialpsyc­hiatrische­n Dienst der Caritas Dillingen, Telefon 09071/7057923. In den Räumen der Caritas im alten Krankenhau­s finden die Treffen der Selbsthilf­egruppe regelmäßig statt. Die Gruppe ist außerdem angeschlos­sen an den Verein der Verwaisten Eltern und trauernden Geschwiste­r in München.

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