Ein neuer Bahnsteig für den Hauptbahnhof
Verkehr Am Sonntag geht der Bahnsteig F nach eineinhalb Jahren Bauzeit in Betrieb. Ohne das Bauwerk käme der Bahnhofstunnel nicht voran. Wie Bahnpendler mittelfristig davon profitieren sollen
Nach knapp eineinhalb Jahren Bauzeit ist es so weit: Die Deutsche Bahn nimmt am kommenden Sonntag zum Fahrplanwechsel den neuen Bahnsteig F am Hauptbahnhof in Betrieb. Er erweitert die Kapazitäten des Hauptbahnhofs um zwei auf insgesamt elf Personengleise. Das soll vor allem dem Nahverkehr und dessen Fahrgästen zugutekommen – wenn auch erst mittelfristig. Zunächst hat der Bahnsteig eine andere Aufgabe: Vom kommenden Jahr an bis 2023 dient er als Ausweichmöglichkeit. In den kommenden Jahren müssen jedes Jahr vorübergehend zwei Gleise samt den dazugehörigen Bahnsteigkanten außer Betrieb genommen werden, damit der Bahnhofstunnel weiter gebaut werden kann. Verzögerungen beim Bau des Bahnsteigs – ausgelöst durch Schwierigkeiten bei Planung und Ausschreibung – hatten in den vergangenen Jahren mit dafür gesorgt, dass das Gesamt-Projekt „Bahnhofstunnel“nach hinten geschoben werden musste. Ohne den neuen Bahnsteig wäre ein Weiterbau in den kommenden Jahren nicht möglich, weil am Augsburger Haupt- bahnhof beim vorübergehenden Wegfall von Gleisen nicht genug Platz für die 900 Personenzüge pro Tag wäre. Bahn und Stadtwerke werden sich nach und nach quer durch den Bahnhof graben, um den zweistöckigen Tunnel – ganz unten fährt die Tram in die unterirdische Haltestelle, das Stockwerk darüber ist ein Fußgängertunnel – fertigzustellen. Dabei werden je zwei Gleise und zwei Bahnsteighälften im Bereich der Tunnelbaustelle abgebrochen. Der Tunnel verläuft etwa an
der Stelle des früheren Hauptzugangs zu den Gleisen, der seit Sommer 2017 gesperrt ist.
Unter dem neuen Bahnsteig F und den umgebenden Gleisen ist der Tunnelrohbau samt Öffnungen für Treppen und Aufzüge teilweise schon fertiggestellt. Der Zugang zum Bahnsteig verläuft während der Bauzeit bis 2023 wie zu den anderen Bahnsteigen über den Posttunnel und den südlichen Tunnel.
Auf der anderen Seite soll der neue Bahnsteig ein Mosaikstein für einen besseren S-Bahn-ähnlichen Verkehr in der Region sein. Zusammen mit zusätzlichen Nahverkehrsgleisen nach Donauwörth und Dinkelscherben, deren Bau aber noch Jahre dauern wird, könnte der Bahnsteig mehr Taktqualität bieten. Bisher ist es aus Kapazitätsgründen nicht möglich, z. B. halbstündlich verkehrende Züge immer exakt im 30-Minuten-Takt fahren zu lassen. Der Bahnsteig eröffnet nun zum Beispiel die Möglichkeit, mehr Züge von Nördlingen über Augsburg nach München fahren zu lassen. Die größte Verbesserung durch den neuen Bahnsteig wird aber noch mehrere Jahre auf sich warten lassen. Zusammen mit den Zügen des Fugger-Express und den ohnehin schon bis Oberhausen durchgebundenen Zügen der Ammerseebahn könnte der Zug als innerstädtisches Transportmittel Attraktivität gewinnen, sobald die Anbindung an die Straßenbahn auch besser ist.