Ein Staudamm als Todesurteil für den seltensten aller Menschenaffen?
Der Tapanuli-Orang-Utan ist der seltenste Menschenaffe der Welt und vom Aussterben bedroht. Ausgerechnet in seiner Heimat auf Sumatra wird jetzt mit chinesischem Geld ein Staudamm gebaut. Umweltschützer wie Carola Wehr, Indonesien-Expertin beim WWF Deutschland, sind entsetzt: Das sei der „Super-GAU für die OrangUtans“. Tapanuli ist eine Provinz im Nordwesten der indonesischen Insel Sumatra. Man kann dort im Regenwald tagelang unterwegs sein, ohne auch nur ein einziges der vielleicht noch 800 Exemplare zu sehen. Ausgerechnet hier in den Bergen soll das 1,4 Milliarden Euro teure Kraftwerk entstehen. Es gehört zum Mammutplan für Chinas „neue Seidenstraße“, ein Netz von Handelsverbindungen, das weit über die Volksrepublik hinausreicht. Das Todesurteil für die Spezies namens „Pongo tapanuliensis“?
Aus Sicht von Tierschützern birgt der Staudamm zwei neue Gefahren. Zum einen wird der Lebensraum, der durch Bergwerke und Palmölplantagen ohnehin zusammengeschrumpft ist, noch kleiner. Von derzeit noch knapp 1000 Quadratkilometern – etwas mehr als die Stadt Berlin – würden 100 überflutet. Weitere Gebiete würden für Straßen, Leitungen und verschiedenste sonstige Bauten gerodet. Vor allem aber, so die Sorge der Umweltschützer, würde der Damm eine Schneise durch den Regenwald schlagen und die einzelnen Populationen der wenigen Orang-Utans voneinander trennen. Eric Meijaard von der Organisation Borneo Futures sagt: „Das ist, als ob man eine neue Berliner Mauer bauen würde, wo niemand mehr durchkommt.“
Die Fertigstellung des Staudamms ist für 2022 geplant. Der indonesische Konzern NSHE – mehrheitlich in chinesischem Besitz – hält die Sorgen für unbegründet.