Die Preise für Ferkel sind abgestürzt
Landwirtschaft Ferkelkastration und Druck durch Tierschützer sind Thema bei der Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben
Gottmannshofen Für Stephan Neher steht fest: „Die Fleischerzeugung hat es dieser Tage in sich.“Dennoch stellt er bei der Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft (EG) Franken-Schwaben im Landgasthof Stark in Gottmannshofen klar, dass im Rückblick vieles nicht einmal so schlecht gewesen sei, wie es im Vorfeld diskutiert wurde. So hofft der Vorstandsvorsitzende der EG, die ihren Sitz im Wertinger Stadtteil Geratshofen hat, dass neue Auflagen, die im Tierschutzbereich immer wieder auf die Erzeuger zukommen, auch Chancen bringen. So wie beim Verbot der LegehennenKäfighaltung, nach dem sich viele Familienbetriebe eine neue Einkommensquelle geschaffen haben. Neher riet zum Zusammenhalt: „Wenn jeder nur auf sich schaut, kostet das am Ende der gesamten Branche Geld.“
Froh zeigte er sich, dass die Bundesregierung den Erzeugern bei der schmerzfreien Ferkelkastration eine Frist bis Ende 2020 einräumt. Nun gelte es, praxistaugliche Lösungen zu finden. Denn die zurzeit diskutierten Verfahren würden die schmerz- und risikofreie Kastration nicht garantieren und zudem den meisten Betrieben große Schwierigkeiten bereiten. Das Bundesministerium stehe bei Tierschutzfragen nicht mehr hinter den Erzeugern, klagte Neher. Wichtiger denn je sei deshalb die Öffentlichkeitsarbeit, wie sie der Verein „Unsere bayerischen Bauern“hervorragend umsetze. Dabei hofft Neher, dass die finanzielle Unterstützung durch die schwäbischen Bauern noch zunimmt. Die „Afrikanische Schweinepest“(ASP) sollten die Schweinehalter ernst nehmen, riet Neher.
Bevor Konrad Seiler den Bilanzbericht sowie die Gewinn- und Verlustrechnung vorstellte, erläuterte Geschäftsführer Burkhard Hock die Vermarktungszahlen im Wirtschaftsjahr 2017/2018. Die Erzeugergemeinschaft verkaufte 1 274 304 (minus 65362) Ferkel und 723175 (minus 12763) Schweine, 40786 (plus 947) Stück Großvieh, 37798 (minus 1439) Kälber und 9173 (plus 817) Fresser.
Einen „beispiellosen Absturz der Preise“machte Hock bei den Ferkeln aus. Die Mäster würden nicht mehr so viele Tiere einstallen, weil mehr Platz gefordert werde im Stall. Außerdem werden viele Ferkel aus dem Ausland importiert. Auch beim Schweinefleisch lagen die Preise schlechter als im Vorjahr, der Absatz ging zurück, außerdem produzieren die Erzeuger in anderen Ländern mehr Tiere.
Bei den Rindern sprach Hock von einem relativ guten Markt, der Verzehr habe die letzten Jahre deutlich zugenommen. Aktuell sei der Preis jedoch wieder schwächer, da mehr Tiere geschlachtet wurden. Grund sei, dass das Futter aufgrund der Trockenheit im Sommer knapp geworden wäre.
Der Gesamtumsatz belief sich im Wirtschaftsjahr 2017/18 auf 254,2 Millionen Euro, das sind 15,4 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Dennoch sei es den Verantwortlichen wichtig gewesen, zu investieren. Zehn neue, tierschutzgerechte Lkw hat die Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben im Wirtschaftsjahr angeschafft. Am Standort in Geratshofen investierte die EG zusätzlich in Hygienemaßnahmen (Waschen und Desinfizieren), „damit wir jederzeit gesunde Tiere produzieren und vermarkten können“.
Der stellvertretende Dillinger Landrat Alfred Schneid würdigte den hohen persönlichen Einsatz der Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen in der EG, der die Selbsthilfeorganisation vorwärts bringe. Doch jeder könne seinen Teil beitragen. So ermunterte er die 3315 Mitglieder und 134 Mitarbeiter der EG, selbst die Politik zu gestalten, statt nur zuzusehen.
Der Umsatz ist gesunken