Sie liebte Musik und Sterne
Mutter hatte andere Pläne. Sie wollte, dass ihre Tochter etwas Weibliches und Nützliches lernt: Näherin zum Beispiel. Aber dafür konnte sich Caroline Herschel nicht begeistern. Und zum Glück gab es da noch die Männer der Familie, vor allem Vater Isaak und Bruder Wilhelm. Isaak Herschel war Musiker und er fand es gut, dass seine Kinder ein Talent für die Musik entwickelten. Und er vermachte ihnen eine noch himmlischere Nei- gung: die Astronomie.
Das war dann auch erst einmal die Frage: Musik oder Astronomie. Oder vielleicht beides? Caroline Herschel folgte ihrem älteren Bruder von Hannover nach Bath, als der dort eine Stellung als Organist und Konzertmeister bekam. Die Verbindung von Hannover nach England hatte damals, im 18. Jahrhundert, ja eine königliche Tradition. Caroline führte Wilhelm den Haushalt, aber das reichte der Frau, die nicht Näherin werden wollte, natürlich nicht. Sie hatte ja auch die Musik. Und tatsächlich machte sie sich bald als Sängerin und Chorleiterin einen Namen.
Ein Leben für die Musik also? Eigentlich sehr schön, aber da waren ja noch die Sterne, die sie damals in Hannover schon mit Vater und Bruder am Himmel betrachtet hatte. Auch in England schauten beide noch oft in den Himmel. Und tatsächlich kam es zum geschwisterlichen Karrierewechsel. Bruder
Wilhelm entdeckte – sozusagen nach Feierabend – den Uranus und erhielt vom König, dem dritten George, prompt eine Stellung als Astronom. Und Caroline? Was war mit ihrer erfolgreichen Karriere als Sängerin? Sie schmiss sie hin, denn auch sie sehnte sich nach den Sternen und folgte ihrem Bruder als Astronomie-Assistentin, ausgestattet mit einem Gehalt vom König. Und dann ging es rund. In endlosen Nachtschichten, gemeinsam mit ihrem Bruder und allein, entdeckte sie mehrere Spiralnebel, einige Kometen und ordnete in Publikationen astronomische Entdeckungen anderer. Als ihr Bruder starb, zog sie zurück nach Hannover und setzte dort ihre Entdeckungsreise durch den Kosmos fort. Männer der Wissenschaft aus ganz Europa klopften bei ihr an. Hochoffizielles Lob folgte. Als erste Frau wurde Caroline Herschel Mitglied der Royal Astronomical Society, der weltweit besten Adresse für Astronomie. Die passendste Ehrung dieser frühen Naturwissenschaftlerin: Ein Komet trägt ihren Namen.