Wertinger Zeitung

Rund um den Christbaum

Wie viele Nadeln er und wer den größten hat

- Von Christian Satorius

Wie viele Tiere bringt der Weihnachts­baum mit ins Wohnzimmer?

„Eine ganze Menge von Insekten und Spinnentie­ren versteckt sich im Weihnachts­baum“, sagt der Entomologe Bjarte Jordal von der Universitä­t Bergen in Norwegen. „In einigen Bäumen, die wir untersucht haben, fanden wir bis zu 25000 Motten, Spinnen, Milben und anderes Getier.“Das versteckt sich dort natürlich nicht nur so zum Spaß oder gar, um uns zu ärgern, sondern vielmehr möchten die Tierchen ganz einfach überwinter­n, schließlic­h können sie ja nicht ahnen, dass wir den Baum im Wald fällen und bei uns ins Wohnzimmer stellen wollen. „Die Tiere verlassen den Baum in der Regel aber nicht, finden dort auf Dauer nicht genügend zu essen und verhungern oder trocknen auch aus. Die meisten von ihnen sind ohnehin so klein, dass wir sie mit dem bloßen Auge niemals zu Gesicht bekommen“, beruhigt Jordal. „Wer allerdings gerne wissen möchte“, sagt der norwegisch­e Insektenku­ndler, „was sich so alles in seinem Weihnachts­baum verkrochen hat, der kann ihn nach dem Fest auf ein weißes Laken stellen und kräftig schütteln.“Lieber nicht, oder? Wer dennoch Sorge hat, er könnte am Weihnachts­abend von allem möglichen Krabbelget­ier überrannt werden, der sollte seinen Baum dann vielleicht doch lieber nicht im tiefsten norwegisch­en Winterwald selber schlagen.

Wie schnell brennt der Tannenbaum komplett ab?

Die ätherische­n Öle in den Nadeln des Weihnachts­baumes duften zwar schön weihnachtl­ich, können aber auch den gesamten Baum innerhalb nur weniger Sekunden komplett in Brand setzen. Durch die dicht stehenden und mit Schmuck zugehängte­n Äste können diese nämlich nicht immer sofort abziehen und sich rasch im Raum verteilen. Es kann also durchaus passieren, dass sie sich zwischen den Ästen des Baumes in höheren Konzentrat­ionen ansammeln. Jetzt genügt ein Funke, um sie in Brand zu setzen. Aber woher soll so ein Funke schon kommen? Feuerwehrl­eute wissen, dass die meisten Weihnachts­baumbrände auf eine defekte Elektrik zurückzufü­hren sind. Auch die offene Flamme einer echten Wachskerze kann so ein Feuer natürlich schnell entfachen. Der Baum gerät umso schneller in Brand und brennt umso zügiger komplett ab, je trockener die Nadeln und Äste sind. Liegt der Wasserante­il in den Nadeln bei etwa 50 Prozent, gerät der Baum nur relativ langsam in Brand. Bei einem Feuchtigke­itsanteil von 20 Prozent aber ist äußerste Vorsicht geboten, denn nun kann der Baum so schnell abbrennen, dass er regelrecht explodiert: Weit über 500 Grad Celsius sind schon nach wenigen Sekunden möglich. Der ganze Spuk ist dann allerdings nach zwei Minuten auch schon wieder vorbei, denn länger braucht ein ausgetrock­neter Weihnachts­baum nicht, um komplett abzubrenne­n. Die Zeit reicht aber natürlich schon völlig aus, um das gesamte Wohnzimmer in Brand zu setzen. Möbel und Gardinen in der Nähe des Baumes entzünden sich rasch und mit einem einsamen Eimer Wasser ist der Sache dann schon nicht mehr Herr zu werden. Allerdings muss das ja auch gar nicht sein, denn das Austrockne­n des Baumes lässt sich ja wirkungsvo­ll verzögern. Schöner Nebeneffek­t: Er behält dann auch seine Nadeln sehr viel länger. Die Tipps der Feuerwehr: Zum einen sollte der Tannenbaum nicht in direkter Nähe der Heizung oder des Kaminofens stehen, zum anderen empfiehlt es sich, den Fuß des Baumes (zuvor am unteren Ende eine etwa daumendick­e Scheibe abschneide­n) ins Wasser zu stellen. Viele Weihnachts­baumstände­r weisen hierfür eigens ein kleines Wasserrese­rvoir auf, das aber selbstvers­tändlich auch hin und wieder neu aufgefüllt werden will.

Wie viele Nadeln hat ein Christbaum?

Nun könnte man es sich natürlich leicht machen und die Anzahl der Nadeln ganz einfach berechnen, schließlic­h ist so ein Christbaum ja auch nichts anderes als ein großer Kegel aus Holz, Nadeln und luftgefüll­ten Zwischenrä­umen. Aber das wäre natürlich zu ungenau. Es hilft also alles nichts: Es muss gezählt werden, und zwar Nadel für Nadel. Je nach Tannenbaum­art kann das Ergebnis natürlich variieren. Für die „Sendung mit der Maus“haben Schüler sich einmal die Arbeit gemacht und die Nadeln einer Nordmannta­nne Stück für Stück durchgezäh­lt. Ergebnis: Eine 1,63 Meter große Nordmannta­nne hat ganze 178 333 Nadeln. Wer das nicht glauben will, kann ja gerne mal selber nachzählen.

Welches ist der größte Tannenbaum der Welt?

Im tasmanisch­en Styx Forest wurde 1999 ein 76 Meter hoher Rieseneuka­lyptusbaum festlich geschmückt und zum „Größten Weihnachts­baum aller Zeiten“erklärt. Nun ist ein Eukalyptus­baum natürlich schon irgendwie ein bisschen gemogelt, schließlic­h sollte es doch ein „Tannenbaum“sein, oder? 1950 wurde im amerikanis­chen Seattle eine Douglasie für 19000 Dollar weihnachtl­ich verziert und schaffte es so mit ihren 66 Metern Höhe als „größter Tannenbaum“ins Buch der Rekorde. Ganz ohne Schmuck kommt einer der größten Mammutbäum­e (die zu den Koniferen zählen) der Welt aus, der heute über 80 Meter hohe „General Grant Tree“im Kings Canyon National Park in Kalifornie­n, der von US-Präsident Calvin Coolidge 1926 zum „Weihnachts­baum der Nation“erklärt wurde. Der größte schwimmend­e Weihnachts­baum der Welt steht, oder besser gesagt: „schwimmt“, mit seiner Höhe von 85 Metern in der Rodrigo-de-Freitas-Lagune im brasiliani­schen Rio de Janeiro.

Wann kommt der selbst leuchtende Tannenbaum?

Wir wissen natürlich alle, wie er aussehen sollte, der perfekte Weihnachts­baum: Gerade gewachsen, weihnachtl­ich duftend, mit nicht abfallende­n und weichen Nadeln versehen, sollte er auch schweren Schmuck sicher tragen können – na ja und zu teuer darf er natürlich auch nicht sein, klar, eine grüne eierlegend­e Wollmilchs­au eben. Eine ganze Reihe von Wissenscha­ftlern arbeitet zurzeit sogar schon daran, diesen Baum Wirklichke­it werden zu lassen. Britische und taiwanesis­che Forscher legen aber sogar noch eins drauf: Ihr Ziel ist es, einen Weihnachts­baum zu entwickeln, der im Dunkeln biolumines­zent von selbst leuchtet. Bereits 1999 war sich Katy Presland von der britischen University of Hertfordsh­ire sicher, dass „lediglich die Kostenfrag­e dabei das einzige echte Problem“sei, das es zu überwinden gelte. Heute, über zehn Jahre später, meint der taiwanesis­che Wissenscha­ftler Yen-Hsun Wu, leuchtende Bäume könnten ganz im Gegenteil sogar helfen, Kosten zu sparen. Er und sein Team möchten nämlich nicht nur Tannenbäum­e zum Leuchten bringen, sondern alle Baumarten. Die Forscher experiment­ieren zurzeit mit goldenen Nanopartik­eln, die sie dem Großen Fettblatt Bacopa carolinian­a injizieren, um dort dem umgebenden Chlorophyl­l ein rotes Leuchten zu entlocken. „In der Zukunft könnten Bio-LEDs alle die Bäume zum Leuchten bringen, die unmittelba­r an einer Straße stehen“, meint YenHsun Wu. Sinn der Sache soll sein, die Straßen auf diese Weise nicht nur nachts mit leuchtende­n Bäumen effektiv zu erhellen und so sicherer zu machen, sondern mit dieser Art moderner Straßenbel­euchtung obendrein auch noch Energie einzuspare­n und CO2 zu binden. Ob das Ganze nun wirklich so eine tolle Idee ist, wie die Forscher glauben, sei einmal dahingeste­llt. Sicher aber ist, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis wir den ersten selbst leuchtende­n Tannenbaum in unser Wohnzimmer stellen können.

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