Wertinger Zeitung

Letzten Wunsch erfüllt: Treffen mit Grönemeyer

Einsatz Zwei Mitarbeite­rinnen des Arbeiter-Samariter-Bundes in Wertingen begleiten eine schwer kranke Allgäuerin mit dem neuen Wünschewag­en nach Berlin. Die Begegnung mit dem Star ist emotional und überrasche­nd

- (bv mit pm)

Wertingen/Berlin Auf den ersten Blick schien der Wunsch von Wolfgang Dietl aus dem Oberallgäu unerfüllba­r zu sein. Für seine schwerstkr­anke Ehefrau Jacqueline wünschte er sich ein Treffen mit dem Musiker Herbert Grönemeyer. Die Frau hatte vor vielen Jahren einen schweren Autounfall mit Schädel-Hirn-Trauma, was eine zehnjährig­e Amnesie zur Folge hatte. Die Allgäuerin konnte sich nicht mehr an Erlebnisse oder Personen erinnern, die in diesem Zeitraum Teil ihres Lebens waren. Selbst die Erinnerung an ihren Mann war verschwund­en. Das Einzige, was aus dieser Zeit im Gedächtnis blieb, waren alle bis dahin erschienen­en Songs von Herbert Grönemeyer. Jedes seiner Lieder konnte Jacqueline auswendig mitsingen und über die Musik kam sehr langsam auch das Erinnerung­svermögen wieder.

Dann der nächste Schicksals­schlag: 2006 wurde bei der jungen Frau ein bösartiger Tumor festgestel­lt, der damals entfernt werden konnte, aber 2016 wieder erbarmungs­los zurückschl­ug. Jetzt hatte er auch Metastasen in der Lunge und in den Knochen produziert. Seit ein paar Monaten wird das Ehepaar durch die spezialisi­erte ambulante Palliativv­ersorgung (SAPV) Kempten/Oberallgäu unterstütz­t. Durch Mitarbeite­r des Teams erfuhr Wolfgang N. vom Wünschewag­en des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Ohne lange zu überlegen, stellte er die Wunschanfr­age und wurde schon kurz darauf vom Wünschewag­en-Team kontaktier­t, das ihm mitteilte, dass dieser Wunsch zwar eine große Herausford­erung sei, aber der ASB alles versuchen werde, ihn wahr werden zu lassen. Es klappte: Nach Anfrage beim Management von Herbert Grönemeyer und mehreren Telefonate­n standen Datum und Treffpunkt fest. Dem Ehepaar wurde mitgeteilt, dass es ein persönlich­es Treffen mit ihrem Lieblingss­tar in Berlin geben wird.

Dass dieser Wunsch erfüllt werden konnte, hängt laut Pressemitt­eilung mit dem neuesten Projekt das ASB und den vielen ehrenamtli­chen Helfern und natürlich auch den vielen Spendern zusammen. Der Wünschewag­en Allgäu/Schwaben steht Anfang November in Kaufbeuren bereit. Der speziell für diese Fahrten umgebaute Krankenwag­en wird immer von mindestens zwei ehrenamtli­chen Fachkräfte­n begleitet. So machten sich jetzt drei Wunscherfü­llerinnen, zwei von ihnen vom Arbeiter-Samariter-Bund aus Wertingen, mit dem Wünschewag­en auf den Weg ins Oberallgäu, wo Jacqueline Naumann-Dietl und ihr Mann Wolfgang in Empfang genommen wurden.

Im modern eingericht­eten Fahrzeug wurden für das Ehepaar auf dem Weg in die Hauptstadt über das Entertainm­ent-System die CDs und DVDs von Herbert Grönemeyer abgespielt. Jacqueline Dietl wollte am Abend vor dem Treffen unbedingt noch etwas von der Metropole sehen. Am Tag darauf ging es mit den Ehrenamtli­chen zur eigentlich­en Wunscherfü­llung. An einem gehei- Ort mitten in Berlin wurde das Ehepaar vom Management Herbert Grönemeyer­s schon erwartet. Der Star selbst war zunächst nicht vor Ort, weil er bei seinem Lieblingsb­äcker noch Kuchen holen wollte. Die Wertinger ASB-Mitarbeite­rin Clauseit dia Lijsen erinnert sich: „Die Spannung wurde immer größer, bis die Tür aufging und Jacqueline­s Herzenswun­sch in Erfüllung ging: ein persönlich­es Treffen mit Herbert Grönemeyer.“Der Sänger habe sich sehr viel Zeit genommen. Er erzählmen te über seinen Werdegang als Künstler und interessie­rte sich auch sehr für die Geschichte von Jacqueline und ihrem Mann Wolfgang. Natürlich durfte eine Autogramms­tunde nicht fehlen. Da das Ehepaar vor lauter Aufregung die zu signierend­e CD im Hotel vergessen hatte, fackelte Grönemeyer nicht lange und schenkte Jacqueline seine neueste CD sowie sein musikalisc­hes Lebenswerk in Form von 25 Langspielp­latten.

Die Freude aufseiten der Fahrgäste war riesengroß. Doch damit nicht genug… Im Frühling startet die nächste Tour des Künstlers, und so lud Grönemeyer das gesamte Team mit Begleitung und Familien ein, nach München zum Konzert zu kommen. Auf Nachfrage der Wunscherfü­ller, ob ein Duett mit Jacqueline möglich wäre, habe Grönemeyer nicht lange überlegt. Er setzte sich an einen schwarzen Flügel und spielte die ersten Töne von „Halt mich“. Die Allgäuerin stimmte mit ein und die beiden berührten mit diesem Lied die Anwesenden.

„Es war der Wahnsinn, ein sehr magischer Moment“, sagt Claudia Lijsen. Wolfgang Dietl habe sich bedankt, dass er solch eine Freude in den strahlende­n Augen seiner Ehefrau noch einmal erleben durfte. Nach einem sehr emotionale­n Abschied machte sich das Wünschewag­en-Team mit seinen Fahrgästen und Freudenträ­nen in den Augen auf den Heimweg. Wolfgang Dietl wünschte sich, „dass mehr Menschen auf dieses großartige Projekt des Arbeiter-Samariter-Bunds aufmerksam werden, um sich oder ihren Angehörige­n den letzten großen Herzenswun­sch zu erfüllen“. Egal, wie unmöglich das im ersten Moment scheinen mag.

Claudia Lijsen und die ehrenamtli­che Wertinger ASB-Mitarbeite­rin Brigitte Rogg sind Tage nach dem Treffen mit Grönemeyer immer noch beseelt. „Diese Begegnung war sehr emotional, Herbert Grönemeyer hat sich drei Stunden lang für uns Zeit genommen“, berichtet Lijsen. Bald werde es von Wertingen aus eine Wünschewag­enfahrt geben, bei der einem Patienten aus der Region ein Herzenswun­sch erfüllt wird.

Kontakt: Projekt Wünschewag­en, ASB-Regionalve­rband Donau-Dillingen-Ries, Fritz-Sauter-Straße 10, Wertingen, Telefon: 08272/609100, E-Mail: info@asb-wertingen.de

Nur an die Songs des Liedermach­ers konnte sie sich erinnern

 ?? Fotos: ASB ?? Emotionale Begegnung mit Starsänger Herbert Grönemeyer in Berlin: (von links) die Wertinger ASB-Mitarbeite­rin Claudia Lijsen, Wolfgang Dietl, Jacqueline Naumann-Dietl, die Wünscheerf­üllerin Brigitte Rogg aus Wertingen, Herbert Grönemeyer und Wünscheerf­üllerin Marianne Rieder.
Fotos: ASB Emotionale Begegnung mit Starsänger Herbert Grönemeyer in Berlin: (von links) die Wertinger ASB-Mitarbeite­rin Claudia Lijsen, Wolfgang Dietl, Jacqueline Naumann-Dietl, die Wünscheerf­üllerin Brigitte Rogg aus Wertingen, Herbert Grönemeyer und Wünscheerf­üllerin Marianne Rieder.
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Mit dem „Wünschewag­en Allgäu/Schwaben“des Arbeiter-Samariter-Bundes können sich schwerstkr­anke Menschen einen letzten Herzenswun­sch erfüllen.

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