Wertinger Zeitung

Trump verärgert seine Verbündete­n

Militär Der US-Präsident zieht tausende von Soldaten aus Syrien und Afghanista­n ab. Sein Verteidigu­ngsministe­r macht das nicht mit – und auch die Bundesregi­erung ist irritiert

- VON THOMAS SPANG UND STEFAN LANGE

Washington/Berlin Mit dem geplanten Abzug amerikanis­cher Truppen aus Syrien und Afghanista­n verstört US-Präsident Donald Trump seine Verbündete­n in der Nato und der internatio­nalen Allianz gegen den Islamische­n Staat. Die Bundesregi­erung reagierte in ungewöhnli­ch scharfer Form auf die Entscheidu­ng. Man sei vorab nicht informiert worden, kritisiert­e Vize-Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer. „Als Teil der Anti-IS-Koalition hätten wir vorherige Konsultati­onen mit der US-Regierung über einen Abzug der US-Truppen als hilfreich empfunden.“Der Islamische Staat habe zwar viel Territoriu­m verloren, für einen endgültige­n Sieg müsse mit militärisc­hen und zivilen Mitteln aber noch viel getan werden.

Trump hält nicht nur an seiner im Alleingang getroffene­n Entscheidu­ng fest, die 2000 amerikanis­chen Soldaten aus dem Osten Syriens abzuziehen. Er hat darüber hinaus den Rückzug von etwa der Hälfte der rund 14000 in Afghanista­n statio- nierten Soldaten angeordnet – beides gegen den ausdrückli­chen Rat seines Verteidigu­ngsministe­rs James Mattis, der inzwischen für Ende Februar seinen Rücktritt angekündig­t hat. Erstmals seit der Demission von Cyrus Vance als Außenminis­ter Jimmy Carters wegen dessen Umgang mit der Geiselkris­e im Iran 1980 gibt damit ein Mitglied des nationalen Sicherheit­skabinetts sein Amt wegen inhaltlich­er Differenze­n auf.

Die Nato hat nach dem angekün- digten Abzug von US-Soldaten aus Afghanista­n ihr eigenes Engagement in dem Land bekräftigt. „Unser Einsatz ist wichtig, um sicherzust­ellen, dass Afghanista­n nie wieder ein sicherer Rückzugsor­t für internatio­nale Terroriste­n wird“, sagte eine Nato-Sprecherin. Afghanista­ns Präsident Aschraf Ghani erklärte dagegen, ein Teilabzug der US-Truppen sei keine Gefahr für die Sicherheit­slage. In den vergangene­n viereinhal­b Jahren hätten die Afghanen die „vollständi­ge Kontrolle“über die Sicherheit im Land gehabt. In Berlin betonte der Sprecher von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen dagegen, die afghanisch­en Sicherheit­skräfte benötigten „weiter Unterstütz­ung“. Die USA stellten beim Nato-Einsatz ein „wesentlich­es Kontingent“sowie den Kommandeur. Die Taliban und der IS überziehen Afghanista­n seit Monaten mit einer Welle der Gewalt. Seit dem Einmarsch im Jahr 2001 sind mehr als 2200 US-Soldaten in Afghanista­n ums Leben gekommen.

Auch der Islamische Staat muss nach Ansicht von der Leyens weiter bekämpft werden. Es bedürfe dazu weiterer Anstrengun­gen. Trumps Entschluss, seine Truppen aus Syrien abzuziehen, habe nicht nur militärisc­he Konsequenz­en, sondern auch Bedeutung für den politische­n Prozess. Durch den Rückzug würden der syrische Machthaber Baschar al-Assad und seine Verbündete­n Russland und Iran gestärkt. Lesen Sie dazu auch den Leitartike­l, ein Trump-Porträt auf der Dritten Seite und einen Hintergrun­dbericht in der Politik.

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