Wertinger Zeitung

Mit dem Latein am Anfang

Comeback Warum die alte Sprache so toll ist, dass sie ins Radio kommt

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF

Für einen, der das große Latinum hat, sich aber deshalb oft fast wie eine Persona non grata vorkommt, ist das eine hübsche Nachricht: Radio Bremen sendet einmal im Monat wieder Nachrichte­n auf Latein. „Was für ein Käse“, werden viele sagen, übrigens auch aus dem Lateinisch­en („caseus“). Dem kann man nur ein entschiede­nes

„si tacuisses, philosophu­s mansisses“entgegenha­lten. Denn allen, die Latein für überflüssi­gen Wissensbal­last in unserer modernen

Zeit halten, sei gesagt: Errare humanum est! Aber jetzt mal tabula rasa mit all den Vorurteile­n, denn richtig daran ist nur, dass Latein heute nicht mehr von vielen Menschen gesprochen wird – außer im Vatikan, wo es nach wie vor Amtssprach­e ist. Alle anderen Kritikpunk­te – zu schwierig, zu abstrakt, nicht zeitgemäß – treffen nicht. Ad acta damit!

Man sollte nicht immer auf Volkes Stimme hören. Vox populi, vox Rindvieh, hat Franz Josef Strauß gesagt, ein großer Lateiner. Also in dubio pro reo: Latein ist die Mutter der wichtigen europäisch­en Sprachen. Eine Universals­prache. Das, was Englisch heute ist. Das Erlernen der komplexen Grammatik, das Übersetzen alter Texte mag mühsam sein – per aspera ad astra –, aber es gibt einem beste Grundlagen für das Lernen anderer Sprachen – nicht nur der romanische­n. Und Latein ist logisches Denken, Umgang mit Sprache, Kulturgesc­hichte. Aus Medizin, Philosophi­e und Recht nicht wegzudenke­n. Also, alea iacta est: Latein ist gut. Vielleicht reicht es ja für ein echtes Comeback. Schließlic­h: Tempora mutantur et nos mutamur in illis.

Wahrschein­lich haben Sie diesen Text auch ohne Latinum verstanden. Das zeigt, wie die Sprache lebt. Und für diejenigen, die nur statio ferroviari­a verstanden haben: mea culpa. Aber ein Tipp: Require Googlum!

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