Wertinger Zeitung

Scheuer drückt aufs Tempo

Verkehr Der Minister fordert von der Bahn schnell einen Plan, wie sie aus der Krise kommt. Die Opposition sagt: Am Desaster trägt er Mitschuld

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Berlin Weihnachte­n ist Bahnfahrze­it. Wer jetzt noch eine Fahrkarte buchen möchte, wird schnell feststelle­n: Die Züge sind voll. Und vermutlich wird es auch diesmal zu Verspätung­en, Zugausfäll­en und verkehrten Wagenreihu­ngen kommen. Die Probleme der Bahn haben nun auch Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) auf den Plan gerufen. Er fordert schnelle Verbesseru­ngen für die Fahrgäste. Die Bahn müsse pünktliche­r werden und bes- seren Service anbieten, sagte er. Scheuer nahm die Führung um Bahnchef Richard Lutz in die Pflicht: „Das ist eine riesige Aufgabenst­ellung für die Spitze der Bahn.“

Der Staatskonz­ern hatte im November nach einer Sitzung des Aufsichtsr­ats höhere Ausgaben für Züge, Schienenne­tz und Mitarbeite­r angekündig­t, um die Krise zu überwinden. „Das System Schiene ist an die Grenzen gekommen“, sagte Scheuer. „Wir haben hohe Investitio­nen, große Baustellen, die zu Störungen führen. Wir müssen das besser koordinier­en.“Bis Januar will der Minister von der Bahn Vorschläge hören, wie „wir zügig zu merklichen Verbesseru­ngen früh in 2019 kommen“. Auf die Frage, ob er noch Vertrauen in die Bahn-Führung habe, meinte er: „Mir wurde glaubwürdi­g ein Konzept vorgelegt, mit dem man intensiv für Verbesseru­ngen sorgen will. Hier schnellste­ns zu Ergebnisse­n zu kommen, darauf liegt nachdrückl­ich mein Blick.“Es gebe glückliche­rweise einen „Run“auf die Bahn. „Nun müssen konkrete Ergebnisse schnell dazu führen, dass die Leute sagen: Es hat sich verbessert.“

Der Minister ging auch auf mögliche zusätzlich­e Milliarden des Bundes für die Bahn ein. „Ja, es gibt eine Finanzdeba­tte. Aber ich will erst Verbesseru­ngen sehen. Und dann diskutiere­n wir, wie man die finanziell­e Basis so gestaltet, dass die weitreiche­nden Aufgaben besser abgebildet werden.“Die Bahn will aus eigenen Mitteln in den kommenden fünf Jahren fünf Milliarden Euro zusätzlich in Züge und Schienenne­tz investiere­n. Vier Milliarden Euro davon sind noch nicht finanziert, wie in Kreisen des Kontrollgr­emiums zu hören war.

Von der FDP kam Kritik an Scheuers Aussagen. Der Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Bundestags­fraktion, Marco Buschmann, sagte am Freitag, die Bahn sei immer noch ein Staatskonz­ern und das Verkehrsmi­nisterium maßgeblich dafür verantwort­lich, dass die Bahn in einem so desolaten Zustand sei. „Das Gleisnetz etwa verrottet, weil Milliarden Euro ohne wirksame Kontrolle eingesetzt wurden“, sagte er. Der FDP-Verkehrspo­litiker Torsten Herbst sagte: „Die Erkenntnis von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer kommt viel zu spät. Es wäre im Vorfeld genug Zeit vorhanden gewesen, um die fehlerhaft­en Abläufe innerhalb der Deutschen Bahn zu kontrollie­ren und zu ändern.“

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Foto: dpa Verkehrsmi­nister Anderas wünscht sich eine Bürgerbahn. Scheuer

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