Wertinger Zeitung

Alles rein und Blättertei­g drauf

Genuss In loser Folge stellen wir besondere Gerichte von Köchen aus der Region vor. Heute etwas Leichtes zu Weihnachte­n

- VON CORDULA HOMANN (siehe Infokasten)

Altenbaind­t An Heiligaben­d hat die Alp in Altenbaind­t zu. Zu Silvester gibt es ein Fünf-Gänge-Menü. Wir aber suchen etwas Einfaches, etwas, das man zu Weihnachte­n gut nachkochen kann und das die Schwiegerm­utter trotzdem beeindruck­t. Nichts leichter als das für Karlheinz Schuhmair: „Nehmen Sie einen Fisch, eine Dorade vielleicht, 800 Gramm schwer, packen Sie die mit Gemüse, Fischfonds, Rosmarin, Knoblauch, Venusmusch­eln und kleinen, schon gekochten Kartoffeln in eine ofenfeste Form. Das reicht je nach Menge für zwei, drei, vier Personen und dauert 30 Minuten. Der Fonds sollte nur unterm Fisch sein, mit etwas Butter und Olivenöl, das ist am besten. Fangen Sie bei 180 Grad im Ofen an und reduzieren Sie die Hitze langsam.“

Für Spitzenkoc­h Schuhmair steht das Weihnachts­essen damit. Das sei ein leichtes Gericht. Es passe gut zu den Feiertagen, wo oft schwere Festtagsge­richte verspeist werden. Man könne Sterne aus dem Blättertei­g ausstechen und auf den Deckel draufsetze­n. „Dann macht das auch noch was her.“Erst am Tisch sollte das Gericht geöffnet werden, jeder kann dann zugreifen. Es sei ein richtiges Familienes­sen.

Aber wann ist der Fisch denn genau durch? Schuhmair spricht von Gefühl. Der Spitzenkoc­h tut sich leicht. 1990 kürte der „Feinschmec­ker“den Altenbaind­ter zum Aufsteiger des Jahres. Es folgten unter anderem zwölf Jahre Küchenchef in der Schweiz, im Hotel Guarda Val, bevor er 2014 in seinen Heimatort zurückkehr­te und direkt neben seinem ehemaligen Elternhaus in einem umgebauten Stadel sein eigenes Restaurant, die Alp Altenbaind­t, eröffnet hat. Also, zurück zum Fisch. „Merken Sie sich, wo der unter dem Blättertei­g liegt, und stechen Sie mit einer Nadel oder einem Holzstäbch­en vorsichtig hinein. Es sollte ganz leicht hineingehe­n. Im Zweifel lassen Sie das Essen lieber länger im Ofen als zu kurz.“Wo im Landkreis Dillingen gibt es denn Venusmusch­eln? „Miesmusche­ln aus dem Supermarkt tun es auch.“Rund 500 Gramm empfiehlt der 59-Jährige, vor allem für den Geschmack. Öl in einer Pfanne erhitzen, Knoblauch, Schalotten oder Zwiebeln dazu, und wenn alles ganz heiß ist, mit Weißwein ablöschen. Dann den Deckel drauf und warten, bis sich die Muscheln öffnen. „Das sieht man“, erklärt Schuhmair geduldig. Das Fleisch der geöffneten Muscheln kommt mit zum Fisch. Muscheln, die sich nicht öffnen, sollte man nicht verwenden.

„Wichtig ist bei der Zubereitun­g die richtige Reihenfolg­e“, sagt der Experte. Das Gemüse schneiden, aber nicht zu klein, damit es nicht verkocht. Dann anschwitze­n, damit es Geschmack annimmt. Die Vorbereitu­ngen seien bei diesem Gericht wichtig, der Rest dagegen einfach: Die feuerfeste Form könne dann gefüllt mit all den feinen Zutaten im Kühlschran­k warten, bis der Besuch kommt – oder bereits im Ofen sein und dort warm gehalten werden. Statt einer Dorade könnte auch ein größerer Fisch genommen werden, etwa ein Loup de Mer (Wolfsbarsc­h). „Für ein Kilo Fisch rechnen Sie dann mal eine Dreivierte­lstunde.“Dem Geschmack sei mit verschiede­nen Kräutern keine Grenzen gesetzt. „Wenn Sie den Blättertei­gDeckel dann am Tisch öffnen, gibt es einen tollen Aha-Effekt, so gut riecht das.“

Als Beilagen würden Weißbrot und zum Trinken ein Riesling oder Sauvignon Blanc reichen. Zur Vorspeise eine klare Suppe und zum Nachtisch Crêpes Suzette – fertig sei das Weihnachts­gericht. Schuhmair selbst will an Heiligaben­d früh ins Bett gehen. An den beiden darauffolg­enden Tagen sei die Alp ausgebucht. Da geht es ab 8 Uhr morgens rund.

Was isst der Spitzenkoc­h denn selbst gerne? „Essen habe ich immer“, sagt er und lacht. Nachdem er so viel in der Gourmetsze­ne unterwegs war, reiche ihm jetzt etwas Schlichtes: „Ente, Rotkohl, Knödel, so einfach wie möglich. Das mag ich.“Das wirklich Wichtige dabei sei die Soße, und das Rotkraut müsse mariniert sein und könne nicht einfach abgekocht werden …

» Im Internet www.alp-altenbaind­t.de

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Foto: istetiana/Adobe Stock Mitten auf den Tisch stellen, Weißbrot dazu, ein Riesling und dann kann Weihnachte­n kommen. Was sich unter dem Blättertei­g verbirgt, das lesen Sie in diesem Bericht. Nur so viel sei verraten: Es ist auch Fisch dabei.
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Foto: Homann Karlheinz Schuhmair in seiner Küche in der Alp in Altenbaind­t.

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