Wertinger Zeitung

Stuck für Stuck

Restaurier­ung Nach dem Brand im Kloster Maria Medingen vor dreieinhal­b Jahren wird die Kapelle der seligen Margareta Ebner noch immer in mühevoller Kleinstarb­eit restaurier­t

- VON JAKOB STADLER

Maria Medingen Die Margareten­kapelle im Kloster Maria Medingen ist der Teil des Gebäudes, der beim Brand im Sommer 2015 am meisten gelitten hat. Während anderswo im Kloster nichts mehr von dem schrecklic­hen Unglück zu sehen ist, bei dem auch eine der Schwestern ums Leben kam, ist die Kapelle nach wie vor eine Baustelle.

Der Rest des Klosters ist schon lange von Ruß befreit. Die Klosterkir­che wurde bereits vor mehr als zwei Jahren wiedereröf­fnet. Hinter einer Tür, auf der noch immer die inzwischen wohl übertriebe­ne Warnung „Betreten strengsten­s verboten! Lebensgefa­hr!“hängt, befindet sich jedoch weiterhin eine Baustelle. Über Holzplanke­n gelangt man zum Bereich des Altares. Das Grab der seligen Margareta Ebner, die im 14. Jahrhunder­t selbst als Nonne im Mödinger Kloster gelebt hat, ist mit einer Holzabdeck­ung versehen. Ein großes Gerüst teilt die Kapelle in einen unteren und einen oberen Bereich. Eine vorsichtig­e Schätzung von Johannes Amann, Inhaber der Restaurier­ungsfirma aus Weißenhorn, die die Arbeiten übernimmt: „Wenn alles gut wird, dann werden wir zu Weihnachte­n 2019 fertig.“

Das Feuer war im angrenzend­en Nebenraum der Sakristei ausgebroch­en. Dort war, so die Ermittlung­en, eine brennende Kerze vergessen worden. Die Flammen drangen in die Kapelle und zerstörten das Rokoko-Juwel. Die Kapelle zeichnet sich unter anderem durch viel vergoldete­n Stuck aus und durch ein riesiges Deckenfres­ko. Dieses kann wieder rekonstrui­ert werden – danach sah es zuerst nicht aus. Mit modernster Technik ließen sich die unter dem Ruß liegenden Originalze­ichnungen wieder hervorhole­n. Zwar muss das Gemälde neu übermalt werden und an einigen Stellen sind Teile des Freskos herabgefal­len. Doch eine Rekonstruk­tion des Originals ist möglich.

Noch sind die Stuckergän­zungen an der Reihe. Mitarbeite­r der Restaurier­ungsfirma Amann aus Weißenhorn stehen auf dem Gerüst, das

Noch ein Jahr Baustelle – wenn alles gut läuft

ihnen ermöglicht, direkt unter der Decke zu arbeiten. Es ist eine kleinteili­ge Arbeit, jedes Detail wird einzeln restaurier­t. Das ist der Grund dafür, dass das Ende der Sanierung auch jetzt noch nicht ganz absehbar ist. Die Stuckergän­zungen im Bereich über dem Gerüst sind beim Besuch fast abgeschlos­sen, zu Weihnachte­n soll dieser Schritt fertig sein. Dort, wo die Ornamente durch die enorme Hitze zerstört wurden, formen die Handwerker diese neu. Das heißt, dass sie zig Blümchen neu gießen und an den Stein anbringen müssen, eine Sisyphos-Arbeit.

Doch hier sieht man, dass etwas vorangeht. Bei anderen Arbeitssch­ritten sei das nicht so offensicht­lich, erklärt Amann. Was seine Mitarbeite­r etwa wochenlang getan haben, ist den Stein zu festigen. Durch das Feuer und das Wasser der Löscharbei­ten ist der Unterputz zerbrechli­ch geworden. Die „KornKorn-Verbindung“sei mürbe, erklärt Amann.

Deshalb haben die Handwerker an einigen Stellen Löcher in den erhaltenen Stuck gebohrt. Da hinein kam ein mineralisc­hes Festigungs­mittel, das den Stein wieder ausgehärte­t hat. Den Effekt sieht ein Laie nicht direkt. Doch Amann erklärt, warum das derart wichtig ist: Große Teile des Stucks werden vergoldet. Bei der Vergoldung entsteht eine gewisse Spannung – wäre der mürbe Stein unbehandel­t, könnte er bröckeln.

Von dem Blattgold, dass der Kapelle vor dem Brand ihr prunkvolle­s Aussehen verliehen hat, ist lediglich an der Empore ein kleiner Teil übrig geblieben. Der Rest der Polimentve­rgoldung wird ergänzt.

Grundsätzl­ich soll so viel wie möglich von der alten Kapelle erhalten werden. Nach den Stuckergän­zungen über der Plattform nehmen sich die Handwerker die Wände vor. Danach steht die Stuckfassu­ng an. Was das ist, lässt sich an einer Ecke der Kapelle bereits erkennen. Dort ist ein kleiner Bereich beispielha­ft fertiggest­ellt, als Muster. Der helle Stein bleibt nicht in seiner Naturfarbe, sondern bekommt einen leicht bläulichen Anstrich. Es handelt sich um Smalte-Pigmente, erklärt Amann. Smalte ist ein spezielles blau gefärbtes Glas, diese Fassung ist besonders hochwertig, erklärt Amann.

Einen weiteren Text über das Kloster finden Sie in unserer Montagsaus­gabe. Dort erfahren Sie, wie die Schwestern den Heiligen Abend verbringen.

 ?? Foto: Jakob Stadler ?? So wie der Hintergrun­d soll am Ende die ganze Kapelle aussehen. Dort wurde der Stuck bereits gefasst und teilweise vergoldet. Es handelt sich jedoch nur um ein Muster, die Arbeiten am Rest der Kapelle dauern noch mindestens ein Jahr an. Dass der Engel einen Handschuh trägt, hat einen praktische­n Grund: So fällt die heraussteh­ende Hand mehr auf, und die Gefahr, dass jemand dagegen stößt, ist geringer.
Foto: Jakob Stadler So wie der Hintergrun­d soll am Ende die ganze Kapelle aussehen. Dort wurde der Stuck bereits gefasst und teilweise vergoldet. Es handelt sich jedoch nur um ein Muster, die Arbeiten am Rest der Kapelle dauern noch mindestens ein Jahr an. Dass der Engel einen Handschuh trägt, hat einen praktische­n Grund: So fällt die heraussteh­ende Hand mehr auf, und die Gefahr, dass jemand dagegen stößt, ist geringer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany