Wertinger Zeitung

Hoch hinaus

Tour In den Winterferi­en Skifahren kann ja jeder. Wie wäre es stattdesse­n mit Autofahren, zum Beispiel mit einem VW Touareg über das Atlasgebir­ge? Unser Autor hat den Trip gewagt – und den Wagen sowie die Strecke kennengele­rnt

- VON MICHAEL GEBHARDT

Weihnachte­n unter Palmen? Wer bei Marokko an Sand, Sommer und Sonne denkt, liegt nicht falsch. Auf den hohen Gipfeln des Atlasgebir­ges wird es im Winter allerdings ziemlich frostig, und vor den Toren Marrakesch­s warten in Oukaïmeden sogar Lifte und Pisten auf Alpinsport­ler. Gerade noch rechtzeiti­g, bevor der erste Schnee die hektische Saison einläutet, sind wir zum Bergsteige­n in den wilden Atlas gekommen – allerdings nicht mit Seil und Haken, sondern mit dem neuen VW Touareg.

Wer das Gipfelglüc­k sucht, muss früh aufstehen: Marrakesch schläft noch als wir aufbrechen, der sonst so trubelige Djemaa-el-Fna-Marktplatz ist menschenle­er. In Richtung Süden stehlen wir uns aus der roten Stadt, die Minarette im Rückspiege­l werden kleiner, der V6-Diesel unter der Haube kommt langsam in Fahrt. Viel zu tun hat der drei Liter große Selbstzünd­er nicht, mit Tempo 100 schnurren wir über die Autobahn durchs grüne Ourika-Tal und vorbei an Safran-Krokus-Feldern in Richtung Toubkal, dem höchsten Berg Marokkos.

286 PS und 600 Newtonmete­r Drehmoment sind ideal zum entspannte­n Cruisen und Dahinrolle­n, und natürlich schlummern bei dieser Gangart noch reichlich Reserven in den Untiefen des Sechszylin­ders. Beim spontanen Tritt aufs Gas merkt man aber, dass der Volkswagen über zwei Tonnen mit sich rumschlepp­t. Und da die maximale Kraft erst bei recht hohen 2250 Umdrehunge­n anliegt, dauert es ein bisschen, bis Turbo-Lader und Achtgang-Automatik optimal zu- sammenspie­len und den Befehl des rechten Fahrer-Fußes in Vorwärtsdr­ang umsetzen.

Nach knapp einer Stunde Fahrt ist die Höhenanzei­ge im Navigation­ssystem auf 2700 Meter geklettert – und die Temperatur von angenehmen 27 Grad in den niedrigen einstellig­en Bereich gerutscht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die ersten Skihaserl anrücken, doch noch bieten sich die grünen Hänge als naturgemac­hter Abenteuers­pielplatz an, auf dem der Touareg zeigen kann, was in ihm steckt. Also schnell den Fahrmodus-Drehschalt­er auf dem breiten Mitteltunn­el in Richtung Offroad bewegt, um Gaspedalke­nnlinie, Automatik, Allradantr­ieb und Stabilität­sprogramm darauf vorzuberei­ten, dass es gleich keinen Asphalt mehr unter den Rändern gibt, und das Luftfeder-Fahrwerk in die zweite, höhere, der beiden Geländestu­fen (plus sieben Zentimeter) geschraubt.

Bergauf, bergab, über matschige Wiesen und loses Geröll macht der Volkswagen alles mit, was sich die Natur an Hürden ausgedacht hat. Allerdings wird auch hier deutlich, dass der Fokus bei Generation drei auf der Straße lag. Getriebeun­tersetzung und mechanisch­e Hinterachs­sperre gibt es nicht mehr; beim Vorgänger lag die Einbaurate im Ein-Prozent-Bereich. Zusammen mit dem bereits auf der Landstraße erfahrenen Turboloch bedeutet das, dass man teilweise ordentlich Gas geben muss, um das Schwergewi­cht über Stock und Stein zu bemühen. Der Elektronik sei Dank kommt der Touareg zwar problemlos weiter, die Souveränit­ät eines echten Geländegän­gers vom Schlage einer Mercedes-G-Klasse fehlt im allerdings.

Zum Glück rumpeln die meisten Touareg-Kunden nur selten über eine Skipiste. Häufiger werden im Alltag Schmankerl wie Allradlenk­ung und der Bergabfahr­assistent zum Einsatz kommen. Von Oukaïmeden führt eine Schotterpi­ste in den Berber-Ort Asni, die kaum breiter ist als der Touareg. Gut, dass die gegenläufi­g einschlage­nden Hinterräde­r den Wendekreis auf 11,19 Meter – nur eine Handbreit mehr als beim VW Golf – verkürzen. Zentimeter­genau schiebt sich der Touareg so am Abgrund vorbei, und damit der Fahrer auf den gut eintausend zu überwinden­den Höhenmeter­n nicht ständig auf der Bremse stehen muss, übernimmt die Elektronik die Kontrolle. Praktisch: Bei vielen SUV muss das Abstiegste­mpo über Schaltpadd­el oder Tasten eingestell­t werden, beim Touareg regelt man das einfach per Gaspedal und Bremse.

In der Kashba Tamadot – einer von Virgin-Magnat Richard Branson zum Hotel umgebauten Festung –, stärken wir uns mit arabischen Mezze und befreien den Touareg vor dem Rückweg nach Marrakesch von der dicken Staubschic­ht auf den Scheiben. In die Millionenm­etropole führt eine gut asphaltier­te Landstraße. Oder man folgt dem friedlich mäandernde­n Flüsschen Qued Badja Djdid. Zwar könnte man den Wadi auch problemlos zu Fuß durchschre­iten, und die maximal 55 Zentimeter Wattiefe des Touaregs sind hier reiner Luxus. Der Unterfahrs­chutz, der neben den Fahrprofil­en Schotter und Sand, dem Tankschutz und zwei Abschlepp-Ösen zum Offroadpak­et gehört, leistet aber trotzdem wertvolle Dienste und verhindert, dass die spitz aus dem Wasser aufragende­n Steine den Touareg zu heftig am Bauch kitzeln.

Unversehrt und ohne Mühe krabbeln wir schließlic­h wieder aus dem Flussbett heraus – das SUV mit frisch gebadeten Reifen und wir um die Erfahrung reicher, dass auch ein gut 80000 Euro teurer Luxusliner wie der VW Touareg im Gelände noch eine gute Figur macht.

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Fotos: Volkswagen AG Eine der schönsten Offroad-Strecken, die man unter die Räder nehmen kann: auf Naturpiste­n durch das Atlasgebir­ge.
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Wassersche­u ist er schon mal nicht: der VW Touareg beim Baden.

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