Wertinger Zeitung

Jesuskind ist an Weihnachte­n zurück im Kloster

Heiligaben­d Wie feiern eigentlich die Nonnen in Maria Medingen den Heiligen Abend? Gibt es dort eine Bescherung, und was ist den Schwestern an diesem Tag besonders wichtig? Über ein Geschenk freuten sie sich schon vorher

- VON JAKOB STADLER

Maria Medingen Ein Wunsch der Schwestern im Kloster Maria Medingen ist bereits erfüllt: Das Weihnachts­fest 2018 ist das erste seit dem Brand 2015, bei dem sie ihr historisch­es Jesuskind wiederhabe­n. Die Puppe spielt eine Hauptrolle am Heiligen Abend gegen 17 Uhr, erklärt Schwester Eva, die Oberin des Klosters. Dann treffen sich die Schwestern zur gemeinsame­n Vesper. In die ist das sogenannte Krippenleg­en integriert. Eine Schwester legt das Jesuskind in die vorbereite­te Krippe, es gibt einen feierliche­n Gesang, die Christbaum­kerzen werden entzündet. Den Ehrendiens­t übernimmt in diesem Jahr Schwester Mansueta, die neu in den Konvent gekommen ist.

Das historisch­e Kind wurde beim Brand beschädigt. „Wir durften es nicht aufstellen“, erklärt Schwester Eva. Es war verrußt und deswegen sogar gesundheit­sschädlich. Inzwischen wurde es restaurier­t. Das sei, wie bei vielen anderen Dingen im Kloster, nur dank großzügige­r Spenden möglich, erklärt Schwester Eva. Überhaupt habe das Kloster nach dem Brand große Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g bekommen – dafür sind die Schwestern sehr dankbar.

An Weihnachte­n haben die Klosterbew­ohner auch ganz persönlich­e Wünsche. Die Wunschzett­el hat Schwester Eva schon im November verteilt. Klar steht die Geburt Christi im Mittelpunk­t. „Das wunderbare Geschenk der Menschwerd­ung unseres Gottes, dies ist der Hauptgrund unserer Feiern“, heißt es in einem Schreiben von Schwester Eva, die ein paar Zeilen zu diesem Thema verfasst hat. „Aber natürlich gibt es auch im Kloster Geschenke.“Das sind dann zum Beispiel bestimmte Kleidungss­tücke, Bücher oder eine Autofahrt zu einem bestimmten Ziel. An Weihnachte­n wird im Kloster auch eine „Christkind­lstube“eingericht­et, erzählt Schwester Eva. Die ist für alle Schwestern gedacht, dort finden sie etwa einen gut gefüllten Teller mit Plätzchen, ein Glas Honig und ein Körbchen mit Obst.

Im Advent haben die Schwestern hingegen gefastet und die Vorbereitu­ngszeit ganz bewusst erlebt und gezielt die Stille gesucht. „Die Abgeschied­enheit des Klosters bietet dafür gute Voraussetz­ungen“, erklärt die Oberin. Im Advent haben die Schwestern an drei Tagen pro Woche auf Fleisch verzichtet, Alkohol trinken sie im Advent gar nicht.

Im Anschluss an die Vesper folgt am Heiligen Abend das Weihnachts­wünschen, berichtet Schwester Eva weiter. Jede Schwester spricht jeder gute Wünsche zu. Dann lassen sich die Schwestern das Abendessen schmecken – das ist im Vergleich zum Festmahl am Weihnachts­tag recht schlicht gehalten.

Selbstvers­tändlich besuchen die Nonnen eine Christmett­e, die findet in der Klosterkir­che statt. Weil das Kloster keinen eigenen Hausgeistl­ichen hat, beginnt die Messe jedes Jahr zu einer anderen Uhrzeit, in diesem Jahr um 19 Uhr. „Wir richten den Beginn der Christmett­e nach den Möglichkei­ten, die Pfarrer Lehmer aus Wittisling­en hat“, erklärt die Oberin. Der versorgt zusammen mit einem Kaplan die Pfarreieng­emeinschaf­t Wittisling­en mit acht Kirchen. „Am Heiligen Abend ist die Kirche voll“, freut sich Schwester Eva, denn viele Menschen aus der Umgebung besuchen die Messe. „Musikalisc­h können wir die Christmett­e leider nicht mehr so feierlich wie in früheren Zeiten gestalten, als wir noch mehrstimmi­ge Gesänge aufführen konnten“, bedauert die Oberin. In Medingen wohnen noch 20 Schwestern, gerade „sangeskräf­tige jugendlich­e Stimmen“würden fehlen. Nach der Christmett­e setzen sich die Schwestern noch einmal zusammen und machen es sich bei Punsch und Plätzchen gemütlich.

Ihre Verwandten sehen die Nonnen am Heiligen Abend nicht. „Das Kloster ist die Familie“, erklärt Schwester Eva. Besuche bei Verwandten gibt es außerhalb der Festtage trotzdem, es besteht durchaus Kontakt. Doch hohe Feiertage verbringen die Nonnen im Konvent. „Aber die Schwestern schreiben natürlich Glückwünsc­he, sie bekommen und verschicke­n Pakete.“

Am ersten Weihnachts­feiertag steht in Maria Medingen noch ein Höhepunkt an: die Greccio-Feier. Die ist im Jahr des Brandes entstanden. „An Weihnachte­n hatten wir nichts“, erinnert sich Schwester Eva – die Klosterkir­che wurde erst 2016 wiedereröf­fnet. Schwester Elke sei es gewesen, der die Idee gekommen ist, im Hof eine Greccio-Feier auszuricht­en. Die Nonnen wollten die Familien zu Weihnachte­n einladen. Da diese am Heiligen Abend beschäftig­t sind, entschiede­n sie sich für den 25. Dezember. Greccio ist ein Ort in Italien. Franz von Assisi hat dort einst Weihnachte­n gefeiert, nach diesem Vorbild ist die Feier gestaltet. Im Mittelpunk­t steht ein lebendiges Baby mit seinen Eltern, die beim Krippenspi­el Maria und Joseph darstellen. „Wir suchen immer schon ab September, wo es ein Neugeboren­es gibt“, verrät Schwester Eva. Pfarrer Lehmer übernimmt die Rolle des Franziskus und trägt das Weihnachts­evangelium vor. Alle Kinder dürfen sich als Hirten verkleiden und auch Tiere mitbringen.

Das kam 2016 so gut an, dass daraus inzwischen eine Tradition entstanden ist. Die Greccio-Feier 2018 beginnt um 17 Uhr.

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So sieht die Klosterkir­che Maria Medingen an Heiligaben­d aus. Das Foto stammt vom vergangene­n Jahr.
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Fotos: Kloster Maria Medingen Das historisch­e Jesuskind aus dem Kloster Maria Medingen war durch den Brand 2015 beschädigt worden. Jetzt ist es restaurier­t.

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