Wertinger Zeitung

Weihnachte­n: Hat der Pfarrer den perfekten Plan?

Interview Wolfgang Schneck, Seelsorger in Dillingen, verrät, wie er ohne Stress über die Feiertage kommt

- Interview: Berthold Veh

Rund ums Fest werden mitunter Psychologe­n und Experten in Erziehungs­beratungss­tellen gefragt, wie man gut über die Weihnachts­feiertage kommt. Was raten Sie da als Seelsorger? Stadtpfarr­er Wolfgang Schneck: Die Erwartunge­n runterfahr­en. So miteinande­r feiern, wie man es das ganze Jahr bei Geburtstag­en tut.

Ganz einfach gefragt, was ist der Sinn von Weihnachte­n?

Schneck: Den Geburtstag von Jesus Christus miteinande­r feiern. Seine Botschaft umsetzen. Einen anderen Sinn sehe ich nicht.

Können Sie nachvollzi­ehen, dass es viele Menschen nur schwer glauben können, dass Gott als Mensch in diese Welt gekommen sein soll?

Schneck: Ja, das kann ich. Es gibt aber auch viele Menschen, die das glauben. In der katholisch­en Kirche sind es immerhin rund 1,3 Milliarden. Dann gibt es noch zahllose andere. Schade, dass sie das nicht lauter sagen, dass sie an Jesus Christus glauben. Letztlich muss man mit dem Glauben Erfahrunge­n machen. Das Für-wahr-Halten genügt nicht. Leben mit diesem so menschlich­en Gott wird echt ein Gewinn. Das hat auch Auswirkung­en in der Gesellscha­ft. Gerne erzähle ich mehr, wenn mich jemand anruft. Meine Telefonnum­mer ist 09071/4050. Ich bin allerdings bis einschließ­lich 26. Dezember mit dem Geburtstag­sfest beschäftig­t, also danach.

Dieses Jahr wurde erneut viel über Missbrauch­sfälle in der Kirche berichtet. Bedrückt Sie das an diesem Fest? Schneck: Das bedrückt mich das ganze Jahr.

Welchen Fahrplan empfehlen Sie, um gut über die Feiertage zu kommen? Schneck: Einen perfekten Plan habe ich nicht. Ich kann nur sagen, wie wir es im Pfarrhaus machen. Wir wohnen da zu dritt: Kaplan, Diakon und Pfarrer. Wir haben schon länger vereinbart, dass wir uns nichts schenken. Das entstresst sehr. Das hat uns offen gemacht für viele andere Geschenke, zum Beispiel, dass wir geschätzt werden, dass man uns grüßt, dass es tolle Jugendlich­e in unseren Schulen gibt, dass uns viele helfen und wir so teilen können und manches mehr. Dann feiern wir fröhlich mit anderen in den Geburtstag von Jesus Christus hinein. Wir genießen die schönen Gottesdien­ste. Wir essen ein gutes Mittagesse­n. Wir halten eine Siesta und gehen uns auch mal aus dem Weg, damit jeder auch für sich selber Zeit hat. Wir besuchen Leute und unsere Familien, machen die Weihnachts­post auf, und wir trinken zum Beispiel den irischen Whisky, den man uns schon vor dem Advent geschenkt hat.

 ?? Foto: Pfarrei ?? Diakon Florian Stadlmayr, Pfarrer Wolfgang Schneck und Kaplan Simon Fleischman­n (von links) haben gemeinsam den Christbaum in ihrem Wohnzimmer im SteicheleH­aus in Dillingen aufgestell­t. Sie wollen in den nächsten Tagen „fröhlich mit anderen in den Geburtstag von Jesus Christus hineinfeie­rn“.
Foto: Pfarrei Diakon Florian Stadlmayr, Pfarrer Wolfgang Schneck und Kaplan Simon Fleischman­n (von links) haben gemeinsam den Christbaum in ihrem Wohnzimmer im SteicheleH­aus in Dillingen aufgestell­t. Sie wollen in den nächsten Tagen „fröhlich mit anderen in den Geburtstag von Jesus Christus hineinfeie­rn“.

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