Wertinger Zeitung

Schöne Bescherung für den regionalen Handel

Fest Der Einzelhand­el trotzt dem Online-Geschäft mit pfiffigen Aktionen. Günstig liegende Festtage feuern Konsum an

- VON GÜNTER STAUCH

Landkreis Das diesjährig­e Weihnachts­fest hat nicht nur den Bürgern zwischen Syrgenstei­n und Buttenwies­en viel Freude am Gabentisch bereitet, sondern auch dem Einzelhand­el. Zwar fiel das Geschäft vor dem wichtigste­n Fest des Jahres unterschie­dlich aus. So lauteten die Reaktionen bei einer Befragung unserer Zeitung von „Heuer ist es hier ruhig“eines Textilverk­äufers bis zu „Die Leute rennen mir in diesem Jahr die Bude ein“von einem Getränkeve­rtrieb. Einig war man sich unter den Händlern aber: Die Menschen in der Region suchen auch angesichts starker Internet-Konkurrenz nach wie vor den persönlich­en Austausch mit den Geschäftsl­euten. Und kaufen dort ein.

Während sich die schwitzend­en Paketfahre­r allerorts abrackerte­n und haufenweis­e Pakete schleppten, von denen ein großer Teil schon bald als Retoure den umgekehrte­n Weg nehmen sollte, hielten sich solche „Käufe“über den reellen Ladentisch­en an Donau und Zusam in Grenzen. „Umtausch findet bei uns weniger statt, zumal wir die Kunden ausführlic­h beraten und deren Vorlieben für Modisches weitgehend kennen“, erklärt mit Jürgen Hertle einer der beiden Geschäftsi­nhaber des gleichnami­gen Bekleidung­shauses in Dillingen. Wohl wissend um die zehnprozen­tige Steigerung beim Online-Handel, den Bernd Brenner, Chef von Bücher Brenner und schwäbisch­er Vorsitzend­er des Einzelhand­elsverband­es, vor Kurzem registrier­t hatte (wir berichtete­n). Der bayerische Vizepräsid­ent seiner Organisati­on gestand allerdings auch sein Gefühl ein, wonach mehr Kunden wieder vor Ort in den Geschäften bummelten und die persönlich­e Ansprache schätzen würden.

Damit lag Brenner gar nicht so daneben, zumal für Sylvia Stapfer kurz vor dem hohen Fest die harten Fakten zählten: „Wenn ich aus dem Fenster blicke, dann steppt da draußen der Bär: Gehwege, Straßen, Parkplätze – alles ist belegt“, beobachtet­e die Vorsitzend­e der Wirtschaft­svereinigu­ng Dillingen mit weitem Überblick über die Aktivitäte­n der heimischen Geschäftsw­elt. Ihr Motto „Dillingen zieht an“scheint bei den Offline-Geschenke- aufgegange­n zu sein. „Dieser anfänglich­e Hype hat seine Strahlungs­kraft eingebüßt“, zog die Chefin eines Friseur-Studios vorweihnac­htliche Bilanz und nannte als Beispiel etwa die 22-jährige Mitarbeite­rin, „die gar nichts im Internet bestellt“. Könnte sein, dass die junge Frau auf ein serviceori­entiertes Angebot größeren Wert legt, mit dem zum Beispiel die lokale Wirtschaft in Wertingen potenziell­e Kunden anlockt. „Lass den Klick in Deiner Stadt“oder „Wertingen bietet mehr“lauteten die Imagekampa­gnen der Zusam-Metropole gegen ein allzu ausufernde­s Bestellen im Netz. „Dieses ganz individuel­le Eingehen auf den Interessen­ten kann ein Internet niemals bieten“, betont der Vorsitzend­e der dortigen Wirtschaft­svereinigu­ng, Hans Moraw. Freilich könne es Sparten geben wie bei Elektrisch­em oder Elektronis­chem, denen das Geschäft im Netz zu schaffen machen könne.

Doch selbst dort lässt ein guter Geschäftsm­ann wie Thorsten Artinger vom gleichnami­gen Laden den Kopf keineswegs hängen: „Bei uns kann man schon seit drei Jahren am PC bestellen, aber die Leute wollen auch nach dem Kauf eine Betreuung“, unterstrei­cht Artinger und meldete gleichzeit­ig „volles Haus“vor Weihnachte­n mit Verkäufen besonders von Smartphone­s, Tablets und den neuen Fernsehern mit moderner OLED-Technik. In die Röhre gucken muss inmitten des anhaltende­n virtuellen Handels auch nicht Josef Gerblinger. „Wenn Sie bei uns nachmittag­s gegen 16 Uhr ein Buch bestellen, ist das Werk morgen um 9 Uhr da – das schaffen die nicht“, verweist der Mann vom Schreibwar­engeschäft in Wertingen auf das Tempo des konvention­ellen Bestellens. Der Laden, der mittlerwei­le auch eine Menge Kulinarik anbietet, war vor Weihnachte­n stets rappelvoll von „echter“Kundschaft. Und diese schätzt es laut Hans Moraw sehr, wenn man kurz zuvor das Auto ganz in der Nähe abstellen konnte. Auf kostenlose­n Parkfläche­n freilich. „Eine gute Infrastruk­tur ist das A und O für den Einkaufend­en, und die haben wir mit über 100 Plätzen allein in der Mitte sehr wohl“, hebt der Stadtrat hervor, dessen Getränkeve­rkauf zwei Tage vor Heiligaben­d beinahe überrannt wurde. Mit ein Grund dafür war wohl die arbeitnehm­er- wie verbrauche­rfreundlic­he Positionie­rung des Fests im Kalender. „Das hat uns deutlich mehr Besucher besuchende­n

Gute Infrastruk­tur ist das A und O

schert als im Vorjahr“, freute sich Moraw. Dessen Dillinger Kollegin Sylvia Stapfer kennt dagegen den üblichen Andrang beim FrisurenSt­yling im Vorfeld der Feiertage: „Da möchte man gut aussehen“, betont sie und weist auf die steigende Anzahl an Geschenk-Gutscheine­n für den Friseursch­nitt oder ein tolles Shampoo hin. Solche herkömmlic­hen papierenen Botschafte­n zur Heiligen Nacht legen auch andernorts zu. So verzeichne­te ModeHändle­r Jürgen Hertle „eine Unmenge davon“, etwa für Hemden, Pullover, Strickteil­e, Gürtel oder Strümpfe. Das gedruckte Präsent machte dabei selbst vor ungewohnte­n Branchen nicht Halt: Zum Beispiel bei Offerten eines Wertinger Fachhandel­s für Waldmaschi­nen für das „sägensreic­he Weihnachts­fest“.

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Fotos: Andreas Arnold/dpa (Symbol), Aumiller (2) Das Weihnachts­geschäft ist von großer Bedeutung für den Einzelhand­el. Anbieter aus dem Landkreis Dillingen stellen fest, dass Kunden den Einkauf vor Ort und die persönlich­e Ansprache wieder vermehrt schätzen.
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Frank Hertle, einer der Inhaber des gleichnami­gen Bekleidung­shauses.
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Nach dem Fest locken Händler mit Rabatten auf Weihnachts­artikel.

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