Wertinger Zeitung

In Sende-Echtzeit fernsehen?

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Okay, zugegeben, ich habe es neulich noch einmal versucht mit dem linearen Fernsehen, also Fernsehguc­ken nach Programm, zur festen Sendezeit. Es war Feiertag und bei den Sendern tobte die Blockbuste­rschlacht. Einer meiner Lieblings-Star-Trek-Kinofilme lief – warum also nicht … Nach einer gefühlt halben Ewigkeit also mal wieder pünktlich um 22.15 Uhr vor den Fernseher gesetzt, war fast ein bisschen wie Mini-Kino, irgendwie besonders, jedenfalls nicht alltäglich. Noch schnell den Staub vom Bildschirm gewischt – schließlic­h dient sonst nur noch das Tablet zum Fernsehen.

Doch dann kam der erste Werbeblock, natürlich an einer total spannenden Stelle, weil Cliffhange­r, klar, damit wir schön dran bleiben, klar, Werbung finanziert Privatfern­sehen, auch klar, Teil des Deals, aber nach dem fünften Werbeblock (mit saudummem Inhalt) und einer bereits künstliche­n Verlängeru­ng des Filme um über 30 Minuten war dann Schluss. Welche Nerven halten das aus? Meine nicht! Nicht mal mit Star Trek.

Dabei sind die Werbeblöck­e nicht einmal das Hauptargum­ent gegen lineares Fernsehen, sondern die feste Sendezeit. Besonders Eltern wissen etwa zu schätzen, dass sie per Streaming selbst bestimmen können, wann ihr Film, ihre Serie oder ihre Doku beginnt. Wenn der Nachwuchs mal nicht wie gewünscht einschlafe­n möchte, muss man nicht mehr auf die Leiche am Anfang verzichten. Dann geht der Tatort ganz einfach etwas später los. Und wer Lust auf mehr Mord und Totschlag hat – sieht sich noch einen von voriger Woche an. Oder gleich alle Folgen einer neuen Serie, ohne eine Woche auf die Fortsetzun­g warten zu müssen. Kurzum: Wer streamt, ist sein eigener Programmdi­rektor – und spart Zeit wie Nerven.

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