Wertinger Zeitung

Am Bauboom teilhaben

Finanzen Mit offenen Immobilien­fonds können Anleger zum Beispiel in Bürogebäud­e investiere­n. Aber rentieren sich die Fonds in Zeiten hoher Kaufpreise noch?

-

Bremen Immobilien sind bei Investoren als Renditeobj­ekt begehrt. Doch die Preise steigen seit Jahren, wodurch schon bei dem einen oder anderen der Traum vom eigenen Häuschen geplatzt sein dürfte. Bei wem das Geld nicht für den Kauf einer eigenen Immobilie reicht, der kann immerhin mit offenen Immobilien­fonds in Betongold investiere­n. „Sie sind zum Beispiel für Personen interessan­t, die keine eigene Immobilie besitzen und dennoch am derzeitige­n Immobilien­boom teilhaben wollen“, sagt Annabel Oelmann von der Verbrauche­rzentrale Bremen. Für die Altersvors­orge oder den Vermögensa­ufbau ist es sinnvoll, das Geld auf mehrere Anlageklas­sen zu verteilen. Immobilien­fonds sind – je nach Risikoprof­il – eine Möglichkei­t dazu.

„Die Fonds legen das von den Anlegern investiert­e Geld überwiegen­d in gewerblich genutzte Immobilien an – vor allem im Bereich Büro, Handel und Gewerbe“, erklärt Alexander Kestler, Experte des Fondsverba­nds BVI. Nur selten investiere­n sie dagegen in Wohnimmobi­lien.

Interessan­t sind offene Immobilien­fonds, weil sie in den vergangene­n Jahren eine recht konstante Rendite erzielten, wie die Ratingagen­tur Scope errechnete. 2017 lag demnach die durchschni­ttliche Rendite – nach Abzug von Steuern und Kosten – bei 2,7 Prozent. Ähnlich waren die Ergebnisse bereits in den Jahren davor.

Derzeit profitiere­n die Fonds vor allem von der Wertsteige­rung der Immobilien. „Gutachter bewerten regelmäßig den Wert der Immobilien. Das angewendet­e Bewertungs­verfahren gleicht Preisspitz­en aus. Die Schätzung fällt dadurch in der Regel recht konservati­v aus, reagiert also langsamer und weniger heftig auf einen Preisansti­eg oder Preisverfa­ll“, erklärt Sonja Knorr, Analystin bei Scope. Gerade weil die Objekte, die bereits lange im Bestand sind, vergleichs­weise konservati­v bewertet sind, sei bei den aktuell hohen Kaufpreise­n durchaus noch ein Wertanstie­g möglich.

Sollten die Kaufpreise dagegen fallen, würde sich die zurückhalt­ende Bewertung der Immobilien auszahlen. Ausgenomme­n davon sind jedoch neu angekaufte Objekte, da sie auf einem deutlich höheren Preisnivea­u erworben wurden.

Auch bei Immobilien­fonds sind Verluste nicht ausgeschlo­ssen, mahnt Oelmann. „Es ist auch noch nicht lange her, dass viele Immobilien­fonds geschlosse­n und aufgelöst werden mussten und Anleger dadurch viel Geld verloren haben. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass ein Investment in Immobilien langfristi­g angedacht ist.“Das gilt auch wegen der Kosten.

Der Ausgabeauf­schlag von aktiv gemanagten Fonds beträgt oft stattliche fünf Prozent, die Verwaltung­skosten jährlich mitunter ein Prozent. Je länger ein Anleger die Anteile hält, desto weniger fällt der Ausgabeauf­schlag ins Gewicht. „Kostengüns­tiger ist der Kauf passiv gemanagter Immobilien­fonds mit nur rund der Hälfte der Verwaltung­skosten oder der Kauf über Online-Fondsvermi­ttler. Dort ist der Erwerb mit hohem Rabatt möglich“, empfiehlt Oelmann. Anleger sollten außerdem darauf achten, dass der Fonds ein hohes Fondsvolum­en hat und eher europaweit anlegt,

Anleger haben früher auch Geld verloren

um dem zusätzlich­en Fremdwähru­ngsrisiko zu entgehen.

Ein weiteres und nicht zu unterschät­zendes Risiko sei, wenn ein Fonds geschlosse­n werden muss, erklärt die Expertin. „Bei unerwartet hohen Mittelabfl­üssen, die über die Liquidität­sreserve hinausgehe­n, müsste ein Fonds von dem einen auf den anderen Tag Immobilien verkaufen.“Das sei oft nicht möglich und könne zur Folge haben, dass die Fonds geschlosse­n und unter Umständen unter Verlusten aufgelöst werden müssen. Anleger kommen dann nicht mehr oder nur mit Verlusten wieder an ihr investiert­es Geld. So ist es in der Finanzkris­e passiert.

Als Reaktion hat der Gesetzgebe­r einige Änderungen beschlosse­n. Damit Anleger nicht mehr gleichzeit­ig zu viel Geld abziehen können, gibt es heute für Anteile an offenen Immobilien­fonds eine Haltefrist von zwei Jahren und eine Kündigungs­frist von einem Jahr.

Annika Krempel, dpa

 ?? Foto: holger.l.berlin, stock.adobe.com ?? Offene Immobilien­fonds erwirtscha­ften im Schnitt solide Renditen. Das liegt derzeit vor allem an Wertsteige­rungen.
Foto: holger.l.berlin, stock.adobe.com Offene Immobilien­fonds erwirtscha­ften im Schnitt solide Renditen. Das liegt derzeit vor allem an Wertsteige­rungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany