Wertinger Zeitung

Das Reh ist eine gute Wahl

- VON JÖRG SIGMUND redaktion@augsburger-allgemeine.de

Die Wahl des Rehs zum Wildtier des Jahres kommt für manchen sicher überrasche­nd. Doch die Deutsche Wildtier Stiftung hat mit ihrer Entscheidu­ng auf die Konflikte aufmerksam gemacht, mit denen das Reh heute in unserer Kulturland­schaft zu kämpfen hat. Ein enormer Freizeitdr­uck durch Radler, Jogger oder Wanderer bis in die Dunkelheit hinein, aber auch die Bewirtscha­ftung der Fluren mit ausgedehnt­en Maisfelder­n haben den Lebensraum des scheuen Tieres massiv eingeschrä­nkt.

Das Reh zieht sich in die Deckung des Waldes zurück, wo es Nahrung findet. Und da der Feinschmec­ker bevorzugt die Triebe und Knospen kleiner Bäume anknabbert, wird er vor allem für den Forst zum Problem.

Um den Umbau des Waldes mit Blick auf den Klimawande­l hin zu stabilen Mischbaumb­eständen nicht zu gefährden, sind die Abschussza­hlen für das Rehwild in den vergangene­n Jahren immens gestiegen. Das hat nicht zuletzt zu einem erbitterte­n Streit zwischen Staatsfors­t und Jägern geführt. Vor allem viele Jäger halten die hohen Abschüsse inzwischen für völlig unangemess­en. „Wald vor Wild“heißt es im bayerische­n Waldgesetz. Das mag im Bemühen um eine naturnahe Baumverjün­gung richtig sein. Der Leitsatz kann jedoch nicht „Wald ohne Wild“bedeuten. Deshalb sollte das Reh auch nicht weiter als Schädling betrachtet werden.

Wald und Wild bilden eine ökologisch­e Einheit. Das Reh gehört dazu – und ist daher als Wildtier des Jahres eine gute Wahl.

Sie dazu auch den Artikel „Eine Hauptrolle für Bambi“auf der folgenden Bayern-Seite.

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