Wertinger Zeitung

„Das Traumschif­f ist jeden Euro wert“

Interview Harald Schmidt hatte die Idee zu einer Mediensati­re. „Labaule & Erben“startet jetzt im Fernsehen – während der Entertaine­r zu den Dreharbeit­en fürs „Traumschif­f“reist

- Interview: Daniel Wirsching

Herr Schmidt, haben Sie schon Zeitung gelesen?

Harald Schmidt: Natürlich.

Und?

Schmidt: Kim zu Besuch in China mit seinem privaten Zug, bisschen Trump, bisschen Hacker – nichts allzu Spektakulä­res.

Kein Grund, sich über die Zeitung zu ärgern?

Schmidt: Ich ärgere mich eigentlich nie über die Zeitung. Die Zeitungen, die ich lese, sind schon gut gemacht.

Sie würden nichts anders machen? Schmidt: Ich wüsste gar nicht, was. Zeitungen durchlaufe­n gerade einen Wandel und sind sehr damit beschäftig­t, ihre Zukunft zu retten ...

Wie Uwe Ochsenknec­ht als Wolfram Labaule, der nach dem Unfalltod seines Vaters einen Freiburger Zeitungsve­rlag übernimmt. Sie hatten die Idee zu der sechsteili­gen Mediensati­re „Labaule & Erben“, die an diesem Donnerstag um 22 Uhr im SWR startet. Schmidt: Und es ist ein irrsinnige­r Zufall, dass sie jetzt gesendet wird, wo es den Fall Relotius gibt.

Claas Relotius, der Reportagen-Fälscher vom „Spiegel“. In der ersten Folge von „Labaule & Erben“bekommt es Neuverlege­r Labaule gleich mit einem möglichen Fälschungs­skandal im eigenen Haus zu tun ... Schmidt: ...wirklich ein wahnsinnig­er Zufall, denn es ist ja schon vor einem Jahr abgedreht worden. Ich glaube, so ein Fälschungs­skandal passiert relativ selten. Dazu sind die meisten Sachen zu offensicht­lich und zu nachkontro­llierbar. Das Letzte, das ich mitbekomme­n habe, war ein gefälschte­s Interview mit dem Komponiste­n Ennio Morricone, der sofort dagegen eingeschri­tten ist, und dann müssen die Bänder offengeleg­t werden. Ich kann mir gar nicht erklären, wie jemand auf die Idee kommt, ein Interview zu fälschen. Wenn ich ein Interview gebe, lassen die meisten Journalist­en gleich zwei Aufnahmege­räte mitlaufen, falls eines nicht funktionie­rt.

Welche Erfahrunge­n haben Sie denn mit Journalist­en gemacht?

Schmidt: Ich habe eigentlich keine negativen Erfahrunge­n gemacht mit Journalist­en. Ich lese Interviews auch nicht mehr gegen und bin da noch nie reingefall­en.

Die meisten Ihrer Kollegen wollen Interviews vor Veröffentl­ichung nochmals sehen.

Schmidt: Ich glaube, viele Kollegen haben Angst. Es gibt auch zu viele Medienbera­ter und Presseagen­ten, die ihnen reinreden: „Das kannst du so nicht sagen“, „das macht dich unsympathi­sch“, „du kriegst keinen Job mehr“.

Was sagen die Kollegen vom „Spiegel“über den Fall Relotius?

Schmidt: Keine Ahnung, ich hab da gar keinen Kontakt. Ich schicke einfach nur jeden Tag meine Kolumne dorthin. Die Relotius-Reportagen habe ich auch noch nie gelesen, ich kannte nicht einmal seinen Namen. Wenn ich schon Überschrif­ten sehe wie „Kindersold­aten“oder „Elend an der mexikanisc­hen Grenze“, dann lese ich das gar nicht.

Gefälschte Reportagen, Fake News, der Hass im Netz – ist das alles vielleicht nur noch mit Satire zu ertragen? Schmidt: Nee, ich hab einen ganz einfachen Trick: Ich bin weder bei Facebook noch bei Instagram. Ich krieg das gar nicht mit, was da geschriebe­n wird. Ich habe keine einzige Silbe jemals in einem dieser Netzwerke abgesetzt.

Woher wissen Sie, wie Journalist­en ticken? Manches kam mir recht bekannt vor in „Labaule & Erben“. Schmidt: Ich weiß das gar nicht, das haben mir die Drehbuchau­toren geschriebe­n. Ich habe auch nicht in einer Redaktion recherchie­rt. Ich hatte nur die Idee zur Serie und ein paar Figuren vorgegeben.

Bei Ihren TV-Shows wie der „Harald-Schmidt-Show“gab es doch auch Redaktions­konferenze­n, oder? Schmidt: Aber das war ja keine Zeitung, wir keine Journalist­en. Wir haben uns bei der Themenfind­ung an den Zeitungen orientiert. Die haben die Themen vorgegeben und wir haben unseren Dreh draufgeset­zt.

Wie waren Sie als Chef?

Schmidt: Es musste halt jeden Tag um 17.30 Uhr eine Show aufgezeich­net werden. Die Leute haben sehr selbststän­dig gearbeitet.

Sie waren nicht der Einpeitsch­er? Schmidt: Neinneinne­in. Das ging gar nicht. Ich musste mich ja abends fit halten für die Show als solche. Ich hatte wirklich ein gutes Team, das mir zugearbeit­et hat.

Sie müssen gleich los zum Zug – Sie reisen zu den Dreharbeit­en fürs ZDF„Traumschif­f“, wo Sie den Kreuzfahrt­direktor Oskar Schifferle spielen. Gibt’s endlich einen neuen Kapitän? Schmidt: Da ist keinerlei Informatio­n an mich durchgesic­kert. Ich bin auch gespannt. Ich bin jetzt 14 Tage auf dem „Traumschif­f“– dann werde ich schon mitbekomme­n, wie die Situation gehandhabt wird.

Es seien Szenen mit dem neuen Kapitän geplant, hieß es. Doch der scheint noch nicht gefunden. Unter wem Sie arbeiten, stört Sie nicht?

Schmidt: Nein, das ist kein Problem für mich.

Sie haben jüngst wieder den Rundfunkbe­itrag kritisiert. Ist das „Traumschif­f“ein Fall von Beitragsve­rschwendun­g?

Schmidt: Überhaupt nicht. Das „Traumschif­f“hat seit über 30 Jahren ein großes Stammpubli­kum, und da wird sehr effektiv gearbeitet von der Produktion­sfirma. Das „Traumschif­f“ist jeden Euro wert.

Sie spielten einst am Theater Augsburg, das inzwischen zum Staatsthea­ter geworden ist …

Schmidt: Ich habe mich gefreut für das Theater, aber ein Theatereng­agement ist kein Thema mehr für mich, auch nicht in Augsburg.

Und eines beim Brechtfest­ival? Schmidt: Auch nicht.

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Fotos: Berg, dpa; Bartling, ZDF; SWR, Violet Pictures, Waisburd Schmidt prägte das Genre der Late-Night-Show in Deutschlan­d. Vor der TV-Kamera ist er nur noch selten zu sehen, bis auf gelegentli­che Auftritte in Filmen. Auf Spiegel.de hat er eine Videokolum­ne.
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Schmidt als Kreuzfahrt­direktor Oskar Schifferle auf dem „Traumschif­f“.
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Uwe Ochsenknec­ht in der Mediensati­re „Labaule & Erben“.

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