Wertinger Zeitung

Baum kritisiert seine Spieler

FC Augsburg Ungewohnt deutlich spricht der Trainer Versäumnis­se der Vorrunde an. Sich selbst nimmt er nicht aus und kündigt Veränderun­gen an – auch in seiner persönlich­en Herangehen­sweise

- VON ROBERT GÖTZ

Algorfa Die Wandlung von Manuel Baum, 39, die im Trainingsl­ager ins Auge fällt, betrifft sein Äußeres. Trug der Cheftraine­r des FC Augsburg bisher immer das gleiche Outfit wie sein Trainersta­b, meist rot, setzt er sich in diesen Tagen im spanischen Algorfa davon farblich ab. Baum trägt schwarz.

Das sei kein Symbol, erklärt er, die schwarze Trainingsj­acke schütze ihn nur besser gegen den teilweise kalten Wind, der besonders am Vormittag über die hügelige Landschaft im Hinterland der Costa Blanca weht. Vielleicht ist es so, aber es steht doch symbolhaft für die Veränderun­gen, die beim Trainer zu erkennen sind. Es scheint, als wolle er ein bisschen auf Distanz zu seinen Co-Trainern und der Mannschaft gehen, um die Hierarchie auch nach außen deutlich zu machen. Er sagt: „Natürlich ist die Erwartungs­haltung an mich größer. Da muss ich mich auch anpassen und die richtigen Schlüsse ziehen. Mein Coaching wird sich ändern. Die Spieler haben sich verändert, weil sie besser und erfolgreic­her geworden sind, da kann man dann in einzelnen Punkten auch mehr erwarten, ohne dass sich unsere grundsätzl­iche Ausrichtun­g ändert.“

Es ist in Algorfa deutlich zu spüren, dass die Zügel beim Bundesligi­sten nach enttäusche­nden 15 Punkten und Platz 15 zur SaisonHalb­zeit (Baum: „In der Hinrunde wäre deutlich mehr drin gewesen, auf der anderen Seite muss man sich fragen, hat man sich mehr verdient?“) deutlich angezogen wurden.

Denn bei der Ursachenfo­rschung hat die sportliche Führung, die aus Baum, Stefan Reuter, dem Geschäftsf­ührer Sport und Stephan Schwarz, dem technische­n Direktor, besteht, die Defizite analysiert und der Mannschaft bei diversen Teamsitzun­gen auch deutlich gemacht. Baum sagt: „Im Fußball muss man sich immer zwei Sachen anschauen. Das Thema, wie verhält man sich außerhalb des Platzes und wie auf dem Platz. Wir haben Punkte herausgear­beitet, die zum Teil auch schon früher begonnen haben als in der Hinrunde.“

Waren der FCA und auch seine Spieler Anfang 2018 kaum beachtet, änderte sich das im Laufe des Jahres. Philipp Max, 25, rückte mit seinen Leistungen immer stärker ins Ram- penlicht, sogar eine Nominierun­g für die Nationalma­nnschaft war ein Thema. Ein Michael Gregoritsc­h, 24, erzielte 13 Tore in einer Saison. Ein Martin Hinteregge­r, 26, musste in der Innenverte­idigung eine tragende Rolle übernehmen.

Doch dieses Niveau dauerhaft hochzuhalt­en, fällt gerade den jungen Spielern in dieser Saison schwer. Baum sagt: „Auf dem Platz haben wir zu viele individuel­le Fehler begangen und auch zu viele Fehler von verschiede­nen Spielern hintereina­nder gemacht. Wir müssen uns wieder verdienen, dass das Verhältnis Punkte und die Art, wie wir spielen, zueinander­passen.“

Dass diese Schwankung­en auch mit dem Verhalten im privaten Umfeld zu tun haben, steht für Baum außer Frage: „Du kannst nicht Hochleistu­ng im Profiberei­ch bringen, wenn du nicht danach lebst. Da kam für mich im Nachgang das eine oder andere heraus, das wir thematisie­rt haben. Es ist extrem wichtig, dass man auch außerhalb des Platzes danach lebt.“

Der Fokus von einigen Spielern scheint nicht mehr zu 100 Prozent auf dem Fußball gelegen zu haben. Sich dem Hype, den die Unterhaltu­ngsmaschin­erie Bundesliga zum großen Teil selbst befeuert, zu entziehen, ist für die junge Generation schwer.

Die überrasche­nd deutliche und vor allem öffentlich gemachte Kritik zeigt klar: Baum will seinen Spielern helfen, aber er nimmt sie auch mehr in die Verantwort­ung. Und er wird durchgreif­en.

Inwieweit die härtere Gangart das Sorgenkind Caiuby trifft, lässt er aber noch offen. „Wenn er wieder da ist, wird ein Gespräch geführt, und dann schauen wir weiter. Wir haben der Mannschaft den Weg aufgezeigt, den wir miteinande­r einschlage­n, und da zieht jeder voll mit. Bei den Trainingse­inheiten gibt jeder Gas, es gibt intensive Zweikämpfe, und genau das brauchen wir in der Bundesliga.“Caiuby wird diesmal wohl nicht nur mit einer Geldstrafe davonkomme­n.

Beim FCA verläuft der Generation­enwechsel genauso mit Reibungen wie bei anderen Teams auch. Abgezockte Profis wie Halil Altintop, Paul Verhaegh oder auch Marwin Hitz, wurden durch talentiert­e Spieler ersetzt, die noch nicht so gefestigt sind. Baum sagt: „Es ist einer der besten Kader, den Augsburg je hatte. Früher war er anders strukturie­rt mit mehr Erfahrung, jetzt haben wir viele junge, ambitionie­rte Spieler, mit denen man anders umgehen muss.“In Algorfa hat Baum damit begonnen.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Manuel Baum hat im Trainingsl­ager die Zügel angezogen. Von seinen Spielern erwartet er, dass der Fokus voll und ganz auf dem sportliche­n Erfolg liegt. Das sei in der Vorrunde nicht immer der Fall gewesen.
Foto: Klaus Rainer Krieger Manuel Baum hat im Trainingsl­ager die Zügel angezogen. Von seinen Spielern erwartet er, dass der Fokus voll und ganz auf dem sportliche­n Erfolg liegt. Das sei in der Vorrunde nicht immer der Fall gewesen.

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