Wertinger Zeitung

Der Tag, an dem Foreman seinen Stolz verlor

Porträt Nachdem der Boxer im Jahr 1974 von Ali verprügelt wurde, ging er durch die Hölle. Später wurden sie Freunde

- VON WOLFGANG LANGNER

Dieser Boxkampf schaffte es sogar in die Charts der Popmusik und stieg in Deutschlan­d bis auf den zweiten Platz. „In Zaire“von Johnny Wakelin war eine Hommage an den vielleicht größten Box-Kampf aller Zeiten, der auch als „Rumble in the Jungle“in die Sportgesch­ichte einging: Muhammad Ali gegen George Foreman. Als die beiden am 30. Oktober 1974 in Kinshasa in den Ring stiegen, hielt die Box-Welt den Atem an. Vor dem Kampf sprach fast alles für George Foreman, der zuvor in 40 Profikämpf­en ungeschlag­en war.

Ali, „der Größte aller Zeiten“, befand sich dagegen auf dem absteigend­en Ast. Im Kampf zweier schwarzer Boxer vor 100 000 Zuschauern in Afrika, gehörten Ali die Sympathien. „Ali, töte ihn“, hallte es von den Rängen.

Das ist, Gott sei Dank, nicht passiert, aber Foreman wurde von Ali verprügelt und ging schließlic­h in der 8. Runde zu Boden und wurde ausgezählt. Es war für George Foreman, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, der schlimmste Tag in seinem Leben. Das lag vor allem daran, dass sich beide Kämpfer hassten wie die Pest. „Ich wollte ihn totschlage­n, ich wollte ihn umbringen“, sagte Foreman später einmal in einem Interview, auch weil Ali ihn im Ring als „Weichei“provoziert­e. Foreman stürzte anschließe­nd in eine große Depression. Ihm raubte diese Niederlage sein „Selbstwert­gefühl“und seinen „Stolz“. Dieser K.o. versetzte Foreman in eine Art Schockzust­and und er bestritt bis 1976 keine Kämpfe mehr, zumal ihm Ali auch einen Rückkampf verweigert­e.

Fast unvorstell­bar, dass Foreman und Ali später einmal die besten Freunde wurden. Foreman nennt den Grund: „Alles, was ich danach erreicht habe, was ich jetzt bin und besitze, verdanke ich dieser Niederlage. Sie machte einen anderen Menschen aus mir. Ali gewann den Fight und ich einen Freund fürs Leben.“ Als Ali im Jahr 2016 starb, konnte Foreman nächtelang nicht schlafen. „Muhammad Ali ist nicht gestorben. Er lebt für immer“, sagte er einmal in einem Interview. Dabei hatte Foreman, der im Jahr 1949 in Marshall (Texas) geboren wurde, eine starke Kampfbilan­z. Der ehemalige Schwergewi­chts-Weltmeiste­r feierte in 81 Kämpfen 76 Siege und feierte den größten Erfolg 1973 in Kingston gegen Joe Frazier, den er nach zwei Runden besiegte. Foreman boxte auch noch im hohen Alter und verteidigt­e im Jahr 1995 noch seinen IBF-Titel nach einem umstritten­en Punkturtei­l gegen den Deutschen Axel Schulz.

Als er im Alter von 50 Jahren noch gegen Larry Holmes boxen wollte, legte allerdings Mary Joan Martelly, mit der er in fünfter Ehe verheirate­t ist, ein Veto ein. Foreman hat elf leibliche Kinder und adoptierte im Jahr 2009 eine Tochter. Seine fünf Söhne haben alle den Vornamen George (George jr., George III, George IV, George V und George VI). Der Boxer widmete sich auch viel einem Waisenhaus, das er ins Leben gerufen hat und für das er ein großes Vermögen gespendet hat.

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Foto: dpa Muhammad Ali (rechts) im Schlagabta­usch mit George Foreman in Kinshasa. Der Kampf ging als „Rumble in the Jungle“in die Geschichte ein
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George Foreman

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