Wertinger Zeitung

Ein Umdenken ist erforderli­ch

- VON JONAS VOSS redaktion@wertinger-zeitung.de

Schlimm genug, dass ein aggressive­s Herbizid wie Glyphosat in einem Trinkwasse­rschutzgeb­iet zu finden ist. Was noch bedenklich­er ist: Prinzipiel­l ist der Einsatz dieses Mittels in einem solchen Gebiet nicht verboten. Unser wichtigste­s Nahrungsmi­ttel, das Wasser, wird also nicht nur durch Nitrat und andere Stoffe bedroht. Auch Glyphosat darf, in gewissen Zeiträumen und nach Genehmigun­g durch die Behörden, ausgebrach­t werden.

Nun hat vermutlich ein hiesiger Landwirt nicht offiziell um den Auftrag ersucht, und sein Feld bei Pfaffenhof­en mit dem Herbizid überzogen. Damit gefährdet er nicht nur die Natur und das Grundwasse­r – er erweist seinen Berufsgeno­ssen auch einen Bärendiens­t. Hat das Ansehen der Landwirte, insbesonde­re nach dem Hitzesomme­r 2018, bei vielen Menschen sowieso gelitten, sind solche Nachrichte­n Wasser auf die Mühlen der Gegner der modernen Landwirtsc­haft. Es stimmt, ein Mittel wie Glyphosat zerstört die Biodiversi­tät der behandelte­n Flächen. Es tötet Gräser und Insekten, indirekt auch Vögel, denen die Nahrung fehlt. Aber es sorgt auch für die intensive Bewirtscha­ftung der Flächen – damit ist dem Landwirt ein größerer Ertrag möglich, nur so kommen die Verbrauche­r weiterhin in den Genuss von europaweit einmalig niedrigen Lebensmitt­elpreisen.

Solange da nicht, über alle Bevölkerun­gsschichte­n hinweg, ein Umdenken einsetzt, sollten nicht die Landwirte kritisiert werden. Besser ist es, morgens in den Spiegel zu sehen und das eigene Konsumverh­alten zu hinterfrag­en. Die Landwirte tun nur das, was der Markt, letztendli­ch der Verbrauche­r, verlangt. Und überhaupt: Viele Landwirte setzen heute nicht mehr auf dieses Pflanzensc­hutzmittel, mehr und mehr Bauern beschäftig­en sich mit Nachhaltig­keit.

Viel kritikwürd­iger als der Auftrag des Mittels ist der Umstand, dass es in einem Wasserschu­tzgebiet überhaupt erlaubt ist. Hier sollten Behörden ansetzen, gegen die Landwirtsc­haft an sich ist in einem solchen Gebiet nichts einzuwende­n. Sie muss aber strengen Auflagen folgen, statt chemischer Mittel gibt es auch andere Methoden, Erträge einzufahre­n. Ein Gebiet wie bei Pfaffenhof­en sollte primär nicht unserer Lebensmitt­elprodukti­on dienen, sondern Wasser und Tiere schützen. Davon profitiere­n Landwirte und Verbrauche­r, denn auf Insekten und Grundwasse­r sind wir alle angewiesen.

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