Ein Umdenken ist erforderlich
Schlimm genug, dass ein aggressives Herbizid wie Glyphosat in einem Trinkwasserschutzgebiet zu finden ist. Was noch bedenklicher ist: Prinzipiell ist der Einsatz dieses Mittels in einem solchen Gebiet nicht verboten. Unser wichtigstes Nahrungsmittel, das Wasser, wird also nicht nur durch Nitrat und andere Stoffe bedroht. Auch Glyphosat darf, in gewissen Zeiträumen und nach Genehmigung durch die Behörden, ausgebracht werden.
Nun hat vermutlich ein hiesiger Landwirt nicht offiziell um den Auftrag ersucht, und sein Feld bei Pfaffenhofen mit dem Herbizid überzogen. Damit gefährdet er nicht nur die Natur und das Grundwasser – er erweist seinen Berufsgenossen auch einen Bärendienst. Hat das Ansehen der Landwirte, insbesondere nach dem Hitzesommer 2018, bei vielen Menschen sowieso gelitten, sind solche Nachrichten Wasser auf die Mühlen der Gegner der modernen Landwirtschaft. Es stimmt, ein Mittel wie Glyphosat zerstört die Biodiversität der behandelten Flächen. Es tötet Gräser und Insekten, indirekt auch Vögel, denen die Nahrung fehlt. Aber es sorgt auch für die intensive Bewirtschaftung der Flächen – damit ist dem Landwirt ein größerer Ertrag möglich, nur so kommen die Verbraucher weiterhin in den Genuss von europaweit einmalig niedrigen Lebensmittelpreisen.
Solange da nicht, über alle Bevölkerungsschichten hinweg, ein Umdenken einsetzt, sollten nicht die Landwirte kritisiert werden. Besser ist es, morgens in den Spiegel zu sehen und das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Die Landwirte tun nur das, was der Markt, letztendlich der Verbraucher, verlangt. Und überhaupt: Viele Landwirte setzen heute nicht mehr auf dieses Pflanzenschutzmittel, mehr und mehr Bauern beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit.
Viel kritikwürdiger als der Auftrag des Mittels ist der Umstand, dass es in einem Wasserschutzgebiet überhaupt erlaubt ist. Hier sollten Behörden ansetzen, gegen die Landwirtschaft an sich ist in einem solchen Gebiet nichts einzuwenden. Sie muss aber strengen Auflagen folgen, statt chemischer Mittel gibt es auch andere Methoden, Erträge einzufahren. Ein Gebiet wie bei Pfaffenhofen sollte primär nicht unserer Lebensmittelproduktion dienen, sondern Wasser und Tiere schützen. Davon profitieren Landwirte und Verbraucher, denn auf Insekten und Grundwasser sind wir alle angewiesen.