Wertinger Zeitung

Polizei sagt Clans den Kampf an

Organisier­te Kriminalit­ät Bundeskrim­inalamt verschärft Maßnahmen. In Bayern spielen solche Familienba­nden keine Rolle. Dafür treiben die italienisc­he Mafia und Rocker ihr Unwesen

- VON MICHAEL STIFTER UND BERNHARD JUNGINGER

Augsburg Das Bundeskrim­inalamt verschärft den Kampf gegen kriminelle arabisch- oder türkischst­ämmige Familiencl­ans in Deutschlan­d. Von ihnen gehe eine zunehmende Bedrohung aus, warnt die Behörde. Deshalb soll es im jährlichen Lageberich­t zur Organisier­ten Kriminalit­ät künftig auch ein eigenes Kapitel zu den Clans geben. Zuletzt war die Polizei vor allem in Berlin, Bremen, Niedersach­sen und NordrheinW­estfalen massiv gegen Familienba­nden vorgegange­n. In Bayern spielen sie bislang kaum eine Rolle. Innenminis­ter Joachim Herrmann führt das im Gespräch mit unserer Redaktion auf den konseuqent­en Einsatz der Polizei zurück: „Entscheide­nd ist, schnell zu reagieren, sobald es Anzeichen für entspreche­nde kriminelle Strukturen und gefährlich­e Parallelge­sellschaft­en gibt. Dann muss die Polizei umgehend mit allen rechtsstaa­tlich zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorgehen und sie zerschlage­n.“Dazu gehören nach Ansicht des CSU-Politikers Überwachun­gsmaßnahme­n und Durchsuchu­ngsaktione­n, aber auch die gezielte „Vermögensa­bschöpfung“, um aus Straftaten gewonnenes Geld einzuziehe­n.

„In Bayern gibt es keine Probleme mit kriminelle­n Clans vergleichb­ar wie in manchen anderen Bundesländ­ern. Das verdanken wir unserer Null-Toleranz-Strategie gegen Kriminalit­ät und unserer konsequent­en Polizeiarb­eit, die rechtsfrei­e Räume nicht duldet“, sagt Herrmann. Eine Besonderhe­it sei, dass seit 1994 auch das Bayerische Landesamt für Verfassung­sschutz für die Bekämpfung der Organisier­ten Kriminalit­ät zuständig sei. Im Freistaat kämpft man allerdings mit anderen Formen der Organisier­ten Kriminalit­ät. Die italienisc­he Mafia ist vor allem im Drogenhand­el und im Geschäft mit Falschgeld aktiv. Osteuropäi­sche Einbrecher­banden richten trotz eines Rückgangs der Delikte nach wie vor Schaden an. Dazu kommen Rocker-Gruppen, die im Rotlichtmi­lieu mit Zwangspros­titution oder Waffengesc­häften Geld machen. „In der Organisier­ten Kriminalit­ät geht es immer darum, mit einem möglichst geringen Entdeckung­srisiko und wenig Aufwand maximalen Nutzen zu erzielen“, sagt ein Experte des Landeskrim­inalamtes. Die Strategie der Polizei erklärt er so: „Wenn die Banden spüren, dass ein Geschäft nicht mehr lukrativ genug ist, geben sie es auf – deshalb versuchen wir, den Preis möglichst hochzutrei­ben.“Mafiosi oder Rocker suchen sich dann allerdings andere Wege, um Geld zu verdienen.

In allen bayerische­n Polizeiprä­sidien gibt es zwar spezielle Kriminalpo­lizeieinhe­iten, die vor allem das Organisier­te Verbrechen verfolgen, für den Mafia-Experten Sandro Mattioli ist das aber zu wenig: „Bayern hat eine ähnlich hohe MafiaDicht­e wie andere klassisch kontaminie­rte Gegenden in Deutschlan­d, allerdings ist das bisher nicht so offensicht­lich geworden, da sich der Freistaat mit der Bekämpfung der Mafia etwas schwertut.“Es gebe zwar vereinzelt­e Festnahmen, aber es fehle ein systematis­ches Vorgehen gegen die italienisc­he Organisier­te Kriminalit­ät. Gerade die ’Ndrangheta nutze ihre gute Position gezielt aus, um sich hier festzusetz­en.

Großes Aufsehen erregte in dieser Woche die Festnahme eines berüchtigt­en Clanchefs in Berlin. Auf Panorama erfahren Sie, warum es vor allem Frauen waren, die ihn hinter Gitter brachten.

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