Wertinger Zeitung

Bayern wollen Seehofer in Rente schicken

Umfrage Eine große Mehrheit der Menschen im Freistaat ist dafür, dass der 69-Jährige auch sein Ministeram­t aufgibt

- VON SANDRA LIERMANN UND MICHAEL POHL

Augsburg Er habe keine Angst vor dem Ruhestand und sich noch einiges vorgenomme­n, sagte Horst Seehofer diese Woche in einem großen Interview unserer Zeitung. So will der 69-Jährige die Erinnerung­en an sein politische­s Leben in Buchform fassen und sucht noch einen Ghostwrite­r, der seine Memoiren auf Papier bringe: „Das muss ein Profi machen, der die Informatio­nen einfach, verständli­ch und doch spannend verarbeite­t“, sagte der scheidende CSU-Chef. Wenn es nach der Mehrheit der Bayern geht, können sich Seehofer und sein Co-Autor allerdings gleich ans Werk machen.

Denn laut einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey im Auftrag unserer Redaktion wünschen die meisten Menschen im Freistaat nach Seehofers Rückzug von der CSU-Spitze auch seinen Rücktritt als Bundesinne­nminister: 53 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass der 69-Jährige jetzt auch sein Berliner Ministeram­t aufgeben soll. Nur 38 Prozent der über 3000 Befragten wollen, dass Seehofer weiter in der Bundesregi­erung Innenminis­ter bleibt. Der Rest ist in der Frage unentschie­den.

Lediglich bei CSU-Anhängern genießt der scheidende Parteichef noch großes Ansehen: 63 Prozent der CSU-Wähler wollen an Seehofer im Bundeskabi­nett festhalten. Doch immerhin 28 Prozent seiner Parteianhä­nger antwortete­n auf die Frage „Sollte Horst Seehofer neben dem CSU-Parteivors­itz Ihrer Meinung nach auch sein Amt als Bundesinne­nminister abgeben?“mit Ja. Bei den männlichen Bayern ist der Wunsch nach Seehofers gänzlichem Rückzug aus der Politik mit 58 Prozent größer als bei den Frauen mit 48 Prozent.

Allerdings hat Seehofer bereits mehrfach klargestel­lt, dass er sich längst nicht reif für die Rente sieht und zusammen mit der Großen Koalition die volle Legislatur­periode im Amt bleiben will. Doch Gedanken über seine politische Zukunft nach seinem Ausscheide­n als Innenminis­ter macht sich Seehofer bereits, wie er in dem Interview verraten hat. Er werde sich auch nach seiner politische­n Laufbahn zu den Megathemen Kinderarmu­t und Altersarmu­t bei Frauen zu Wort melden, kündigte der ehemalige Ministerpr­äsident schon jetzt an.

Civey zählt für seine repräsenta­tiven Umfragen nur die Stimmen registrier­ter und verifizier­ter Internetnu­tzer, deren Daten nach einem wissenscha­ftlichen Verfahren gemäß der Zusammense­tzung der Bevölkerun­g gewichtet werden.

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