Wertinger Zeitung

Die Brauereien und das Bierbauch-Risiko

Alkohol Brauer wollen auf dem Etikett über die Kalorienza­hl Auskunft geben. In der Branche finden das nicht alle gut

-

Berlin Macht Bier dick? Die Antwort auf diese Frage soll der Verbrauche­r künftig schon auf dem Etikett der Bierflasch­e erhalten. Denn die Brauereien wollen künftig freiwillig alle Biere und Biermischg­etränke mit Kalorienan­gaben versehen, wie der Deutsche Brauer-Bund und der Verband Privater Brauereien in Deutschlan­d mitteilten. Bislang sucht der Biertrinke­r nach diesen Angaben oft noch vergebens. Die Brauer drängten gleichzeit­ig die Wein- und Spirituose­nbranche, ihrem Beispiel zu folgen.

Der Hintergrun­d: Bislang müssen alkoholisc­he Getränke in der EU noch keine Nährwertan­gaben tragen. Doch drängt die EU-Kommission seit Jahren auf eine freiwillig­e Kennzeichn­ung durch die Hersteller. Auch die Mehrheit der Verbrauche­r ist dafür. Nach einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa im Auftrag des Brauer-Bundes würden es 52 Prozent der deutschen Konsumente­n begrüßen, wenn künftig auf allen alkoholisc­hen Getränken wie Bier, Wein oder Whisky die Kalorienan­gaben auf dem Etikett zu finden wären.

Für den Hauptgesch­äftsführer des Brauer-Bundes, Holger Eichele, ist der Schritt deshalb schlicht zeitgemäß: „Ein durchschni­ttlicher Supermarkt hat heute mehr als 12000 Produkte im Angebot. Fast alle haben Kalorienan­gaben auf der Verpackung. Nur bei alkoholisc­hen Getränken sucht der Kunde heute noch vergebens danach.“

Die Brauer hätten auch nichts zu verstecken, betonte Eichele. Im Gegenteil, die größere Transparen­z sei in ihrem ureigenste­n Interesse. Denn Umfragen zeigten, dass viele Verbrauche­r in Europa den Kalorienge­halt von Bier überschätz­ten. „Eine Flasche Pils hat im Schnitt rund 200 Kilokalori­en. Doch viele Verbrauche­r glauben, es sind 300, 400 oder sogar 500 Kilokalori­en“, berichtet er. Der Kalorienge­halt eines „normalen“Bieres entspricht nach Angaben der Verbrauche­rzentrale Hamburg etwa dem von Apfeloder Orangensaf­t sowie Coca-Cola.

„Alle großen deutschen Brauereigr­uppen machen Eichele zufolge bei Einführung der Kalorienan­gabe mit – und sehr viele der kleineren Anbieter auch. In Deutschlan­d sollen die Kalorienan­gaben schrittwei­se Einzug auf den Etiketten halten. „Viele werden noch ihre alten Etikettenv­orräte aufbrauche­n. Aber zum Jahresende wird die neue Kennzeichn­ung bereits auf sehr vielen Marken sichtbar sein“, prognostiz­ierte Eichele.

Der Lebensmitt­elexperte Armin Valet von der Verbrauche­rzentrale Hamburg begrüßte den Schritt der Brauereien und drängte die Weinund Spirituose­nbranche, rasch dem Beispiel der Bierbrauer zu folgen.

Erste Reaktionen der Weinbauern auf den Appell der Brauer fielen denn auch eher zurückhalt­end aus. Die Winzer wollen sich zusätzlich­en Verbrauche­rinformati­onen nicht verschließ­en, hieß es beim Deutschen Weininstit­ut in Bodenheim bei Mainz. Der Sprecher des Fränkische­n Weinbauern­verbandes, Michael Bock, erklärte: „Für Nährwertod­er Kalorienan­gaben auf Wein sehen wir keinen Bedarf, da Wein ein Genussmitt­el ist.“Er fügte noch hinzu: „Die Menschen in Franken überlegen aber auch nicht, ob Wein dick macht. Sie genießen ihn.“

 ?? Foto: dpa ?? Auf Bierflasch­en könnten künftig auch Kalorienan­gaben stehen.
Foto: dpa Auf Bierflasch­en könnten künftig auch Kalorienan­gaben stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany