Wertinger Zeitung

Tausende Schüler schwänzen den Unterricht

Protest Auch in Augsburg und Kempten demonstrie­ren sie für Klimaschut­z. Werden sie bestraft?

- VON ELENA WINTERHALT­ER UND SARAH RITSCHEL

Augsburg Auch wenn das Mikrofon nicht immer mitmacht, die Botschaft kommt an. Hunderte Schüler haben sich am Freitagvor­mittag auf dem Augsburger Rathauspla­tz versammelt, um für den Klimaschut­z zu demonstrie­ren. „Taten statt Worte! Änderungen jetzt!“, fordern die Jugendlich­en. Viele schwänzen den Unterricht. Dabei hatten einige Schulen mit Verweisen gedroht.

Nicht nur in Augsburg, sondern in mehr als 50 deutschen Städten sind Schüler jetzt auf die Straße gegangen. Ihr Motto: FridaysFor­Future – Freitage für die Zukunft. Friedlich zog der Augsburger Protestzug durch die Innenstadt. Laut Polizei beteiligte­n sich zur Spitzenzei­t etwa 1500 Schüler aus Augsburg und dem Umland an der Aktion. In Kempten demonstrie­rten weit mehr als 400 Jugendlich­e vor zwei Schulen. In München verzeichne­te die Polizei 750 Demonstran­ten; die regionalen Organisato­ren sprechen von weit mehr. Auch in Würzburg, Nürnberg, Bayreuth und Erlangen blieben am Freitag viele Plätze in den Klassenzim­mern leer.

Ob die Klimaschüt­zer für ihr Schwänzen bestraft werden, muss ihr jeweiliger Schulleite­r entscheide­n. Offiziell steht Schülern kein Streikrech­t zu – anders als Arbeitnehm­ern. Wenn sie die Schulpflic­ht missachten, drohen Verweise.

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, schlug im Bayerische­n Rundfunk vor, den verpassten Unterricht am Nachmittag oder Abend nachzuhole­n – etwa in Diskussion­srunden über den Klimaschut­z.

Politisch erhalten die schulpflic­htigen Aktivisten viel Unterstütz­ung. Anna Toman, bildungspo­litische Sprecherin der Landtags-Grünen, findet es „paradox“, Schüler zu bestrafen, wenn sie sich für ihre Umwelt einsetzen. Genauso sieht es die SPD im Landtag. Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte die Schulleite­r aufgeforde­rt, „deutlich zu machen, dass Schulpflic­ht herrscht“. Wie, ließ er offen.

Egal, was ihnen droht: Die Schüler wollen wieder demonstrie­ren – so wie die 16-jährige schwedisch­e Klimaaktiv­istin Greta Thunberg, die FridaysFor­Future ins Leben rief und seit Monaten jede Woche freitags vor dem Parlament in Stockholm steht, um für die Zukunft der Erde zu kämpfen.

700 Schüler kamen auf den Augsburger Rathauspla­tz.

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Foto: Silvio Wyszengrad

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