29 Kühe über der magischen Grenze
Züchter Die Lebensleistung der Tiere nimmt deutlich zu, das wurde in Geratshofen deutlich
Wertingen-Geratshofen Die gemeinsame Mitgliederversammlung des Fleckviehzuchtverbandes und des Milcherzeugerringes Wertingen für den Landkreis Dillingen konnte Verbandsvorsitzender Georg Kraus mit einer sehr positiven Bilanz zu Zucht und Vermarktung eröffnen. Er blendete auch zurück auf das extreme Trockenjahr 2018, das sich im Landkreis Dillingen noch halbwegs glimpflich auswirkte, in anderen Gebieten aber zu gravierenden Schäden und enormer Futterknappheit führte.
Friedrich Wiedenmann, der Zuchtleiter des Verbandes und Fachliche Leiter des Milcherzeugerringes legte im Jahresbericht Zahlen und Tendenzen zur Leistungsentwicklung und Zuchtarbeit vor. Der Herdbuchkuhbestand konnte laut Pressemitteilung mit etwa 55000 Kühen in 960 Betrieben fast stabil gehalten werden. In der Betriebsstruktur seien deutliche Zuwächse in der Herdengröße feststellbar. Erstmals wurde in der Region und auch bayernweit die 8000er-Marke in der Jahresleistung geknackt. Im Landkreis sei 2017 bei den 148 Fleckvieh-Herdbuchbetrieben (minus sechs) mit 9531 Kühen (+184) ein Leistungsniveau von 8234 kg/Kuh und Jahr erreicht worden; die Leistungssteigerung zum Vorjahr betrug +282 Kilogramm; dies bei gleichzeitiger Steigerung der Fruchtbarkeits- und Gesundheitsmerkmale und deutlicher Zunahme der Lebensleistung.
Wiedenmann sieht die Gründe hierfür in einer hervorragenden Grundfutterqualität aus der Ernte 2017, in der züchterischen Weiterentwicklung sowie in der optimalen Tierhaltung und Tierpflege in den Betrieben. Sensationell sei: 29 Kühe im Zuchtgebiet haben die magische Grenze von 100000 Kilogramm Lebensleistung überschritten. Zwei davon stehen im Landkreis Dillingen – in den Zuchtbetrieben von Anton Eberle, Mörslingen, und Manfred Hitzler, Kicklingen.
Wiedenmann beleuchtete die Arbeit im Zuchtprogramm, das vom Fachzentrum für Rinderzucht am Wertinger Amt durchgeführt wird. Von der Auswahl der züchterisch interessantesten Kühe und Rinder bis zum Verkauf von hochwertigen Bullen in der Schwabenhalle sei ein langer Weg mit mehreren Selektionsstufen zu beschreiten, der im Jahr 2018 wiederum sehr erfolgreich war. Aufgrund gezielter Anpaarungsempfehlungen der vergangenen Jahre konnte die weibliche Zuchtbasis mit vielen Jungrindern und Jungkühen wesentlich verbreitert werden. Der Zuchtleiter wies besonders auf die großen Erfolge in der Zucht auf natürliche Hornlosigkeit hin.
Im Berichtsteil „Vermarktung“erläuterte Georg Veh: „Die Auktionsbeschickung mit Bullen und Jungkühen hat erfreulicherweise deutlich zugenommen, das ist gut, denn: Ein großes Angebot lockt viele Kaufinteressenten nach Wertingen.“Im Stallverkauf von Kühen dagegen konnten die Vorjahreszahlen nicht ganz erreicht werden. Der Zuchtviehexport von Kalbinnen und Jungrindern ist nach dem extremen Boomjahr 2017 wieder in normalem Umfang gelaufen. Dennoch animierte Veh die Zuhörer, Jungrinder und Kalbinnen anzubieten. Auch für Kühe beständen dauernd und auch aktuell mehrere Nachfragen aus Aufstockungsbetrieben. Bei den Zuchtund Nutzkälbern konnten die Vorjahreszahlen in allen Kategorien gesteigert werden. Der Bedarf an den Kälbern, die von den Käufern sehr geschätzt sind, sei regelmäßig nicht gedeckt, es bestehe also noch erhebliches Potential, das durch verstärkte Belieferung genutzt werden müsse. Veh dazu: „Wir brauchen dringend mehr Kälber am Markt, um unsere Kunden zu bedienen.“
Gespannt verfolgten die zahlreichen Besucher das Hauptreferat von Dr. Lukas Dieterich vom Tiergesundheitsdienst Günzburg zum Thema „Antibiotikareduzierung im Milchviehstall“: Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sei innerhalb weniger Jahre um 60 Prozent zurückgegangen, mit weiter sinkender Tendenz. Wenn ein Antibiotikaeinsatz aufgrund tierärztlicher Indikation notwendig sei, erfolge er gezielt aufgrund eines vorher durchgeführten Resistenztests. Die Gefahr für den Menschen durch multiresistente Keime aus der Milchviehhaltung sei weit untergeordnet. Dr. Dieterich machte deutlich, unter welchen Kriterien ein weiterer Verzicht auf Antibiotika möglich ist, ohne dadurch die Tier- und Herdengesundheit in Gefahr zu bringen.
Teamleiter Hermann RagerKempter berichtete über Neuerungen in der Milchleistungsprüfung: Aktuell wird das „LKV-Shuttle“, ein hoch technisiertes Gerät zur Probenahme, in Betrieben mit automatischen Melksystemen in die Praxis eingeführt. Bei der Weiterentwicklung des EDV-Herdenmanagers wurde ein Frühwarnsystem für Stoffwechselerkrankungen anhand der Analyse der Milchproben entwickelt, das dem Landwirt wertvolle Hilfestellung bietet. Sämtliche Daten und Auswertungen zum Herdenmanagement aus der Leistungs- und Qualitätsprüfung stehen dem Betrieb auch über die App „LKV-Rind“zur Verfügung, was die Eingabe und den Abruf von Daten direkt im Kuhstall möglich macht. Nach vielen Informationen galt das Ende des Abends dem Bilder-Rückblick auf das Jahr 2018, wobei im Vordergrund die Bayerische Jungzüchtertierschau in Wertingen stand. Hannah Sporer aus Oberliezheim und Markus Häusler aus Finningen zeigten dabei eine ausgezeichnete Vorführleistung.
Die besten zehn Züchter des Landkreises wurden nach einem Punkteindex mit Einbezug von Milchmenge, Milchinhaltsstoffen, Lebensleistung, Fruchtbarkeit und Gesundheit proklamiert. Wiedenmann erläuterte, dass diese Kriterien im Zuchtziel der Rasse Fleckvieh starke Beachtung fänden und auch maßgeblich zum Betriebserfolg beitragen. Daher sei für die Besten im Landkreis nach diesem Punktesystem der Name „Fleckvieh-Profi“absolut gerechtfertigt.
Kälber sind sehr gefragt