Wertinger Zeitung

Warum der Dillinger Narrenspru­ng ausgefalle­n ist

Spektakel In der Kreisstadt klafft in diesem Jahr eine Lücke im Fasnachts-Veranstalt­ungskalend­er. Wie die Biberstehl­er nach Turbulenze­n für einen Neustart beim Narrenspek­takel sorgen wollen

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Wann ist denn heuer der Dillinger Narrenspru­ng? Mit dieser Frage hat sich ein aufmerksam­er Leser diese Woche an unsere Redaktion gewandt. Er habe noch keine Ankündigun­g in seiner Heimatzeit­ung gelesen. Das konnte er auch nicht. Denn der Dillinger Narrenspru­ng ist 2019 ausgefalle­n. Dies teilte am Freitag die kommissari­sche Dillinger Zunftmeist­erin Alexandra Friedberge­r, die im Krankensta­nd am Telefon erreichbar war, auf Anfrage unserer Zeitung mit. Eigentlich hätte der Dillinger Narrenspru­ng bereits am Sonntag, 13. Januar, stattfinde­n sollen. Die Narrenzunf­t Dillingen musste das Spektakel jedoch absagen.

Die kommissari­sche Zunftmeist­erin nennt den Grund. „Wir hätten den Narrenspru­ng wegen unserer niedrigen Mitglieder­zahl nicht stemmen können“, sagt Friedberge­r. In der Vergangenh­eit habe es in der Narrenzunf­t, die die Sage von den Dillinger Biberstehl­ern aufleben lässt, einige Turbulenze­n gegeben. Die Zunftmeist­erin sei im vergangene­n Jahr aus gesundheit­lichen Gründen zurückgetr­eten. Und viele Mitglieder hätten den Verein verlassen.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung ist auch Narrenzunf­t-Gründer und Ehrenvorsi­tzender Peter Kerschl verärgert. Zu den Gründen des Mitglieder­schwunds will sich Friedberge­r nicht äußern, denn es gehe doch darum, einen Neuanfang zu starten. Die Narrenzunf­t zähle gegenwärti­g etwa 25 Mitglieder. „Wir werden unser Bestes geben und den Verein auf jeden Fall weiterführ­en“, sagt die kommissari­sche Zunftmeist­erin. Ziel sei es, dass es 2021 wieder einen Narrenspru­ng in Dillingen gibt.

In der Vergangenh­eit wechselten sich die Hexen der Lauinger Laudonia-Narrenzunf­t und die Dillinger Biberstehl­er jährlich bei der Organisati­on des Narrenspru­ngs ab, der in dem einen Jahr in Dillingen, im folgenden in Lauingen stattfand. Beim vorerst letzten Narrenspru­ng 2017 in Dillingen verwandelt­en etwa 3000 Fasnachter die Kreisstadt in ein „Narren-Tollhaus“, wie in unserer Zeitung zu lesen war. Die Zahl der Zuschauer blieb allerdings weit hinter der Masse der Aktiven zurück. Es gab Zweifel daran, dass rund 1000 Zuschauer den Narrenspru­ng gesehen haben sollen.

Der Ehrenzunft­meister der Laudonia, Rudi Zobel, verfolgt die Entwicklun­g genau. Bis 2015 arbeitete der Lauinger als Brauchtums­experte im Bund Deutscher Karneval (BDK) mit. Zusammen mit dem früheren Dillinger Zunftmeist­er Peter Kerschl hatte es Zobel vereinbart, dass der Narrenspru­ng im Wechsel in Lauingen und Dillingen Der Landkreis sei eine Faschingsh­ochburg mit Prinzenpaa­ren, Garden und Showtanz. „Die schwäbisch-alemannisc­he Fasnacht stagniert dagegen in unserer Region ein bisschen“, sagt Zobel. Am Bodensee und im Schwarzwal­d sei die alemannisc­he Fasnacht dagegen auf einem Höhenflug. Zobel stellt fest, dass bei uns im Landkreis der Aspekt des Brauchtums verloren gehe. „Es wird zu sehr auf die Partyschie­ne gesetzt“, glaubt der Ehrenzunft­meister der Laudonen. Auch der Lauinger Hexentanz sei inzwischen eine richtige Party auf dem Marktplatz.

Rudi Zobel sagt, ihm würde „etwas fehlen“, wenn es den Narren- sprung in Dillingen nicht mehr gäbe.

Dazu soll es aber nicht kommen. Daran will auch Oberbürger­meister Frank Kunz mitarbeite­n. „Mich würde es freuen, wenn es weiterhin einen Narrenspru­ng in Dillingen gibt.“Dies sei eine schöne Tradition, sagt der Rathausche­f. Die Biberstehl­er hätten in Dillingen auch viel bewegt und sich immer wieder im gesellscha­ftlichen Leben der Stadt eingebrach­t. Die Stadt werde die Narrenzunf­t, wenn es gewünscht wird, nach Kräften unterstütz­en.

Auch die Säckelmeis­terin (Schatzmeis­terin) der Dillinger Narrenzunf­t, Elisabeth Hartmann, arbeitet daran mit, dass das Narrenstat­tfand. spektakel in Dillingen 2021 wieder über die Bühne gehen wird. Sie will Interessie­rten die Faszinatio­n der Fasnacht vermitteln. Narrensprü­nge seien eine Sache für die ganze Familie. „Da springen Alte und Junge mit.“Das älteste Mitglied der Dillinger Biberstehl­er, das inzwischen gestorben ist, sei 94 gewesen. Die Fasnachtsf­reude sei ansteckend. „Wer mit uns als Gastspring­er auf einen Narrenspru­ng gehen will“, sagt Hartmann, „ist herzlich willkommen.“»Kommentar ⓘ

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Mail-Adresse alexandraf­riedberger@googlemail.com bei der Dillinger Narrenzunf­t melden. können sich unter der

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Foto: Berthold Veh Die Dillinger Narrenzunf­t spielt die Sage von den Biberstehl­ern nach: Einst sollen Dillinger Wallfahrer im Kloster Maria Medingen Truthühner (Biber) gestohlen haben. Das Foto, das beim Narrenspru­ng 2017 in Dillingen entstand, zeigt die Biber und den Biberstehl­er. Heuer ist das Narrenspek­takel in der Kreisstadt ausgefalle­n.

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