Wertinger Zeitung

So erlebt man den Stadtwald am besten

Umwelt Die Messe Jagen und Fischen zeigt, dass sich die Menschen für die Natur interessie­ren. Auch der Stadtwald verzeichne­t zahlreiche Gäste, die auf Waldbewohn­er treffen können

- VON ANDREA WENZEL

Augsburg Noch bis Sonntag läuft in Augsburg die Messe „Jagen und Fischen“und bietet mit 354 Aussteller­n ein breites Angebot rund um Jagen, Fischen, Sportschie­ßen, Bogenschie­ßen, aber auch die Natur. Die Veranstalt­er rechnen mit rund 35 000 Besuchern. Das sind etwa 10000 mehr als noch 2014. Darunter sind aber nicht nur Jäger und Fischer, sondern immer mehr Menschen, die sich für die Tiere und deren Ökosystem interessie­ren. Dass das Interesse an diesem Thema wächst, ist auch andernorts zu sehen. So steigt unter anderem die Zahl der Jagdschein­besitzer.

Aktuell haben laut Staatsmini­sterium für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten rund 2400 Menschen in der Region einen Jagdschein. Viele der Neueinstei­ger hätten aber gar kein Interesse an der reinen Jagd, sondern sie nutzen die Ausbildung als Wissensque­lle, sagt Hans Fürst von der Jägerverei­nigung Augsburg. Dass Wald und Natur bei den Augsburger­n hoch im Kurs stehen, weiß auch Jürgen Kircher, Leiter der Augsburger Forstverwa­ltung. Drei bis vier Millionen Menschen besuchen den Schätzunge­n zufolge jährlich allein den Augsburger Stadtwald, also das Gebiet entlang von Lech und Wertach, zitiert er aus einer wissenscha­ftlichen Arbeit. „Es freut mich, dass die Menschen ihren Stadtwald so mögen und auch auf ihn achten“, so Kircher. Das rund 2500 Hektar große Gebiet hat aber auch jede Menge zu bieten. Es zählt zu den artenreich­sten seiner Art in Bayern. Hier leben Rehe, Wildschwei­ne, Damwild, Füchse, Siebenschl­äfer, Dachse, Marder, Eichhörnch­en, Fledermäus­e und Biber. Dazu noch jede Menge Vögel, Insekten und Kreuzotter­n. In einem der Reviere im Landkreis sind sogar Luchs und Wildkatze heimisch. Wer einmal selbst auf die Pirsch gehen und Tiere beobachten will, muss also viel Geduld mitbringen. „Vor allem die Rehe sind sehr anpassungs­fähig. Sie ducken sich einfach schnell weg, wenn jemand vorbeiläuf­t, und tauchen später wieder auf. Sie stehen manchmal nur wenige Meter neben den Wegen, aber man sieht sie nicht“, so der Experte. Die meisten Chancen auf eine Begegnung hat man daher, wenn man sich für die Beobachtun­g Freifläche­n sucht, die von Hecken und Wald umgeben sind. Etwa die Gegend rund um Siebenbrun­n. Dazu gilt: Still sein und die Tiere nicht füttern.

Das Zusammensp­iel von Mensch und Tier im Stadtwald ist für ihn etwas Besonderes, hat aber auch seine Kehrseiten. Die Vielzahl der Erholungss­uchenden macht den Tieren zu schaffen, zum Beispiel blenden Jogger in den Morgen- und Abendstund­en die Tiere mit ihren Stirnlampe­n. Das verhindert auch den Zuzug mancher Arten, die sich in so einer Umgebung nicht wohlfühlen. Anders herum steigt die Zahl der Wildschwei­ne und Biber an, also jener Tiere, die besonders anpassungs­fähig sind. Sie richten im Wald aber auch Schäden an. Auch dem Menschen kommen die Tiere immer näher. In Siebenbrun­n bekommen Grundstück­besitzer Besuch von Rehen. Wildschwei­ne und Biber verlaufen sich bis ins Stadtgebie­t.

In solchen Fällen sind die Jäger gefragt, die für Ausgleich sorgen. „Jagd bedeutet nicht, Tiere wahllos zu erschießen. Die Jagd sorgt für ein ausgewogen­es Verhältnis in der Tierwelt und ist auch ein Teil des Naturschut­zes“, so Fürst. Das wird auch auf der Messe Jagen und Fischen demonstrie­rt. In einem Biotop werden die Aufgaben der Jägerschaf­t gezeigt. Dazu gehört der Schutz der Wildäcker ebenso wie der Schutz der Tiere während der Ernte. Fürst ist es wichtig, die Tiere im Wald für den Menschen erlebbar zu machen. Dann wächst aus seiner Sicht auch das Verständni­s für die Jagd. Denn sie ist für ihn an manchen Stellen unerlässli­ch. „In der jüngsten Jagdperiod­e wurden im Kreis Augsburg 2500 Wildschwei­ne geschossen. Das zeigt, dass hier ein Regulierun­gsbedarf besteht.“Auch wenn Rehe für enorme Schäden durch Verbiss sorgen, kann die Jagd in Maßen sinnvoll sein, sagt er.

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Foto. Silvio Wyszengrad Jürgen Kircher leitet das städtische Forstamt. Er weiß, dass Wald und Natur bei den Augsburger­n hoch im Kurs stehen.

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