So erlebt man den Stadtwald am besten
Umwelt Die Messe Jagen und Fischen zeigt, dass sich die Menschen für die Natur interessieren. Auch der Stadtwald verzeichnet zahlreiche Gäste, die auf Waldbewohner treffen können
Augsburg Noch bis Sonntag läuft in Augsburg die Messe „Jagen und Fischen“und bietet mit 354 Ausstellern ein breites Angebot rund um Jagen, Fischen, Sportschießen, Bogenschießen, aber auch die Natur. Die Veranstalter rechnen mit rund 35 000 Besuchern. Das sind etwa 10000 mehr als noch 2014. Darunter sind aber nicht nur Jäger und Fischer, sondern immer mehr Menschen, die sich für die Tiere und deren Ökosystem interessieren. Dass das Interesse an diesem Thema wächst, ist auch andernorts zu sehen. So steigt unter anderem die Zahl der Jagdscheinbesitzer.
Aktuell haben laut Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten rund 2400 Menschen in der Region einen Jagdschein. Viele der Neueinsteiger hätten aber gar kein Interesse an der reinen Jagd, sondern sie nutzen die Ausbildung als Wissensquelle, sagt Hans Fürst von der Jägervereinigung Augsburg. Dass Wald und Natur bei den Augsburgern hoch im Kurs stehen, weiß auch Jürgen Kircher, Leiter der Augsburger Forstverwaltung. Drei bis vier Millionen Menschen besuchen den Schätzungen zufolge jährlich allein den Augsburger Stadtwald, also das Gebiet entlang von Lech und Wertach, zitiert er aus einer wissenschaftlichen Arbeit. „Es freut mich, dass die Menschen ihren Stadtwald so mögen und auch auf ihn achten“, so Kircher. Das rund 2500 Hektar große Gebiet hat aber auch jede Menge zu bieten. Es zählt zu den artenreichsten seiner Art in Bayern. Hier leben Rehe, Wildschweine, Damwild, Füchse, Siebenschläfer, Dachse, Marder, Eichhörnchen, Fledermäuse und Biber. Dazu noch jede Menge Vögel, Insekten und Kreuzottern. In einem der Reviere im Landkreis sind sogar Luchs und Wildkatze heimisch. Wer einmal selbst auf die Pirsch gehen und Tiere beobachten will, muss also viel Geduld mitbringen. „Vor allem die Rehe sind sehr anpassungsfähig. Sie ducken sich einfach schnell weg, wenn jemand vorbeiläuft, und tauchen später wieder auf. Sie stehen manchmal nur wenige Meter neben den Wegen, aber man sieht sie nicht“, so der Experte. Die meisten Chancen auf eine Begegnung hat man daher, wenn man sich für die Beobachtung Freiflächen sucht, die von Hecken und Wald umgeben sind. Etwa die Gegend rund um Siebenbrunn. Dazu gilt: Still sein und die Tiere nicht füttern.
Das Zusammenspiel von Mensch und Tier im Stadtwald ist für ihn etwas Besonderes, hat aber auch seine Kehrseiten. Die Vielzahl der Erholungssuchenden macht den Tieren zu schaffen, zum Beispiel blenden Jogger in den Morgen- und Abendstunden die Tiere mit ihren Stirnlampen. Das verhindert auch den Zuzug mancher Arten, die sich in so einer Umgebung nicht wohlfühlen. Anders herum steigt die Zahl der Wildschweine und Biber an, also jener Tiere, die besonders anpassungsfähig sind. Sie richten im Wald aber auch Schäden an. Auch dem Menschen kommen die Tiere immer näher. In Siebenbrunn bekommen Grundstückbesitzer Besuch von Rehen. Wildschweine und Biber verlaufen sich bis ins Stadtgebiet.
In solchen Fällen sind die Jäger gefragt, die für Ausgleich sorgen. „Jagd bedeutet nicht, Tiere wahllos zu erschießen. Die Jagd sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis in der Tierwelt und ist auch ein Teil des Naturschutzes“, so Fürst. Das wird auch auf der Messe Jagen und Fischen demonstriert. In einem Biotop werden die Aufgaben der Jägerschaft gezeigt. Dazu gehört der Schutz der Wildäcker ebenso wie der Schutz der Tiere während der Ernte. Fürst ist es wichtig, die Tiere im Wald für den Menschen erlebbar zu machen. Dann wächst aus seiner Sicht auch das Verständnis für die Jagd. Denn sie ist für ihn an manchen Stellen unerlässlich. „In der jüngsten Jagdperiode wurden im Kreis Augsburg 2500 Wildschweine geschossen. Das zeigt, dass hier ein Regulierungsbedarf besteht.“Auch wenn Rehe für enorme Schäden durch Verbiss sorgen, kann die Jagd in Maßen sinnvoll sein, sagt er.