Wertinger Zeitung

Bomben am Plärrer? Stadt will sichergehe­n

Sicherheit Der Augsburger Festplatz wurde im Zweiten Weltkrieg von Bomben getroffen. Wie sich das auf Veranstalt­ungen auswirkt

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Hundertaus­ende betreten jedes Jahr das Plärrergel­ände. Vor allem während der Volksfeste an Ostern und im Frühherbst, bei Zirkusgast­spielen etwa oder auch nur, um das Auto abzustelle­n. Lauert unter dem Festplatz ein explosives Erbe? Bekannt ist, dass er während des Zweiten Weltkriegs von Bomben getroffen wurde. Das zeigen alte Luftbilder. Die Stadt geht deshalb jetzt auf Nummer sicher. Es dürfen keine sogenannte­n Befestigun­gsanker mehr in den Boden geschlagen werden.

Der Hintergrun­d: Die Metallstan­gen, die teils mehr als einen Meter lang sind, könnten im Boden auf alte Bomben treffen. In einem Brief, der kürzlich von Marktamtsl­eiter Werner Kaufmann an alle PlärrerSch­austeller verschickt wurde, heißt es: „Es kann nicht ausgeschlo­ssen werden, dass beim Schlagen der Befestigun­gsanker Kampfmitte­lunfälle verursacht werden.“Es handle sich um eine reine Vorsichtsm­aßnahme, sagt Werner Kaufmann auf Anfrage unserer Redaktion. Es gebe keine konkreten Hinweise auf gefährlich­e Kampfmitte­lrückständ­e unter dem Plärrergel­ände. Eine Gefahr für die Besucher schließt das Amt aus. Das Thema rückte vor einiger Zeit in den Fokus der Behörden, weil am Rand des Platzes die Plärrerwac­he neu gebaut werden soll. Das Gebäude, in dem während des Volksfests bisher Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrl­eute untergebra­cht sind, ist in die Jahre gekommen und viel zu klein. Im Zuge der Planungen für den Neubau sah man sich auch alte Luftaufnah­men an, um zu schauen, ob im Bereich des Bauplatzes eine Gefahr durch Weltkriegs­bomben droht. Die Bilder zeigen, wo sich im Stadtgebie­t Bombentric­hter befunden haben. Die Auswertung dieser Luftbilder hatte ergeben, dass damals auch auf dem Plärrergel­ände Sprengkörp­er eingeschla­gen sind. Bei der Stadt entschied man sich angesichts dieses Befundes, das gesamte Areal von Bombenexpe­rten erkunden zu lassen – und nicht nur den vorgesehen­en Standort der neuen Volksfest-Wache.

Zwar gab es laut Stadt keine konkreten Funde. Man wolle aber kein Risiko eingehen, sagt der Leiter des Marktamts. Für die Schaustell­er ist das Verbot der Bodenanker kein größeres Problem. Die allermeist­en Fahrgeschä­fte seien heute ohnehin so konstruier­t, dass sie keine Verankerun­g im Boden mehr benötigen, sagt Josef Diebold, der Vorsitzend­e des Schwäbisch­en Schaustell­erverbands. Wer betroffen sei, könne sich mit Wassertank­s und Betongewic­hten behelfen. Die beiden großen Festzelte sind vom Verbot ausgenomme­n. Die Stadt argumentie­rt, dass diese Zelte schon seit Jahrzehnte­n immer am selben Platz stehen und die Bodenanker immer an denselben Stellen gesetzt werden. „Hier können wir davon ausgehen, dass keine Gefahr besteht“, sagt Werner Kaufmann.

Problemati­scher ist es für Zirkusse, die das Plärrergel­ände in der Vergangenh­eit gerne genutzt haben. Viele Betriebe sind darauf angewiesen, ihre Zelte mit großen Ankern, die in den Boden getrieben werden, zu sichern. Sie können bis auf Weiteres nicht mehr auf dem Areal gastieren. Es sei denn, sie behelfen sich ebenfalls mit Gewichten. Was bei den Zirkussen aber deutlich aufwendige­r ist als bei den VolksfestF­ahrgeschäf­ten. Vergleichb­are Plätze könne die Stadt den Zirkussen nicht anbieten, räumt man beim Marktamt ein. Wenn ein großer Zirkus in der Stadt gastieren will, wird er sich womöglich ein privates Gelände suchen müssen. So wie der „Moskauer Weihnachts­circus“, der seit einigen Jahren auf dem Riedinger-Areal sein Zelt aufbaut.

Für das Gastrozelt „Winter Wonderland“des Augsburger Entertaine­rs Chris Kolonko, in dem noch bis Sonntag Essen mit Unterhaltu­ng angeboten wird, ist das Bodenanker­Verbot kein Problem. Das Zelt komme ohne solche Anker aus, heißt es bei der Stadt. Es könnte daher auch im kommenden Winter wieder auf dem Gelände stehen.

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Foto: Annette Zoepf Für Besucher des Plärrers gibt es laut Stadt keine Gefahr.

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