„Härter arbeiten als die anderen“
Das Interview Jennifer Lopez kam, wie sie sagt, gewissermaßen aus dem Nichts. Ein Gespräch über Kinder, Karriere und eine besondere Art von Cleverness
Wie Ihre Figur in „Manhattan Queen“haben Sie keinen Hochschulabschluss. Was ist nötig, um trotzdem Erfolg zu haben?
Jennifer Lopez: Sie müssen sich den Arsch aufreißen.
Das reicht?
Lopez: Ein bisschen Talent sollte wohl noch dazukommen. Aber ich habe immer versucht, härter als alle anderen zu arbeiten. Es gab Zeiten, da ließ ich mir das Make-up verpassen, als ich noch im Halbschlaf im Bett lag, und die Leute haben mich dann zur Tür hinausgeschleppt.
Das mögen Sie?
Lopez: Ganz so schlimm geht es bei mir nicht mehr zu. Ich will mein Leben auch genießen und nicht mehr im Hamsterrad stecken. Aber generell mag ich es, mich abzustrampeln und für Dinge zu kämpfen. Denn das Gefühl ‚Ich habe das geschafft‘ ist einzigartig.
Können Sie denn überhaupt eine höhere Bildung empfehlen?
Lopez: Es gibt die verschiedensten Wege zum Erfolg. Meine Töchter sollen natürlich aufs College gehen, wenn sie das wollen. Sie sind anders geprägt als ich. Ich wollte nie auf die Uni, ich träumte von einer Künstlerkarriere. Ich bin gewissermaßen aus dem Nichts gekommen. Die Art von Cleverness, wie ich sie in der Bronx gelernt habe, kann ich ihnen nicht einfach beibringen. Letztlich muss jeder für sich herausfinden, was für ihn funktioniert. Dafür brauchst du dann auch keine Kontakte. Die hatte ich auch nicht. Jeder kann es schaffen, wenn sie oder er sich genügend reinhängt. Unabhängig davon, ob man ihm oder ihr das zutraut.
Aber dafür braucht es eine gewisse Einstellung. Woher bekommt man die? Lopez: Meine Eltern haben mir die richtigen Werte vermittelt – ein gutes Arbeitsethos, Spiritualität, die Wertschätzung für andere Menschen. Das sind dann auch die Schlüssel, um im Leben glücklich zu werden. Und das lebe ich auch meinen Kindern vor.
Die müssen also auch lernen, was harte Arbeit bedeutet?
Lopez: Absolut. Sie sehen das bei meinem Lebensgefährten und mir und so wissen sie, wie wichtig das ist. Ich vermittle ihnen alle Erkenntnisse, die ich so gewonnen habe. Aber ich kann ihnen nur nicht die Art von Gewieftheit beibringen, wie ich sie in meiner Jugend gelernt habe. Dazu musst du in einem anderen sozialen Umfeld aufwachsen. Die werden nun halt nicht so hart wie ich. Ich komme nun mal aus der Bronx und mir wurde nichts geschenkt. Aber das ist okay so. Dafür sind sie viel offener, denken flexibler und nicht mehr in den gewohnten Strukturen. Das habe ich gefördert und das finde ich auch sehr aufregend.
Ist denn so ein extremes Leistungsdenken überhaupt erstrebenswert? Sich im Halbschlaf aus dem Bett zu schleppen, klingt ja nicht gerade angenehm. Lopez: Ich möchte erst mal betonen, dass es mir auch darum geht, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben. Deshalb verfolge ich auch meine karitativen Aktivitäten. Ich habe schon auch andere Prioritäten für mich entdeckt. Wenn du Kinder bekommst, hast du gar keine andere Wahl, als umzudenken.
Das heißt, ohne Ihre Kinder würden Sie sich weiter im Hamsterrad drehen? Lopez: Das glaube ich nicht. Ich bin schließlich auch älter geworden. In jüngeren Jahren ist dein Leben noch der reinste Wahnsinn, du weißt gar nicht, was du tun sollst, weil du dich nicht genug kennst. Du horchst dann eher auf andere Menschen. Und du bist schon mal am Boden zerstört, wenn du eine Rolle nicht bekommst. Das habe ich längst abgestellt. Wenn du dann mal deine 40er erreichst, so hast du ein besseres Selbstgefühl. Du versuchst nicht mehr, es der ganzen Welt recht zu machen, sondern nur dir selbst und den Menschen, die dir etwas bedeuten.
Stand denn eigentlich eine eigene Familie auf Ihrem Lebensplan?
Lopez: Auf jeden Fall. Das war immer ein Traum, an den ich geglaubt habe. Nach der Geburt meiner Zwillinge scherzte ich sogar: „Wann kann ich wieder schwanger werden?“
Der sich allerdings nicht idealtypisch realisieren ließ. Sie haben auch drei Scheidungen hingelegt – auch von Marc Anthony, dem Vater Ihrer Kinder …