Megakanäle gegen den Wasserdurst
Es gibt immer mehr große Kanäle und Leitungen, die Süßwasser aus wasserreichen Regionen dorthin transportieren, wo es als Trinkwasser oder für Industrie und Landwirtschaft benötigt wird. 34 MegaAnlagen existieren bereits, 76 weitere sind in Planung oder werden gebaut; Forscher der Uni Tübingen und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben in Frontiers in Environmental Science diese WassertransferMegaprojekte (WTMP) erstmals systematisch erfasst. In China und den USA sind WTMP bereits etabliert. Ein knapp 1500 km langer Kanal etwa verbindet Chinas wasserreichen Süden mit dem durstigen Norden. Aber es gibt auch negative Folgen, vor allem in Gebieten, denen Wasser entnommen wird: Wasser geht verloren durch Verdunstung oder Lecks, Regionen versalzen, Schadstoffe und invasive Arten breiten sich aus. Länder, die sich ein Flusseinzugsgebiet teilen, streiten um das Nass. Als WTMP gelten Projekte, die über eine Milliarde US-Dollar kosten, mindestens 190 Kilometer überwinden oder mehr als 0,23 km³ Wasser pro Jahr transportieren. Wenn alle im Bau befindlichen und geplanten Großprojekte fertiggestellt sind, werden sie zusammen 1910 km³ Wasser transportieren – 26-mal so viel, wie jedes Jahr den Rhein hinunterfließt – und über 80 000 Kilometer lang sein. Die Kosten aller Vorhaben werden auf 2700 Milliarden US-Dollar geschätzt. Mit der Arbeit wird es leichter, Kosten und Folgen neuer Megaprojekte einzuschätzen.