Wertinger Zeitung

Die strategisc­hen Fehler der Verkehrspo­litik

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger-allgemeine.de

Die Verkehrspo­litik gehört seit vielen Jahren zu den größten Schwachste­llen der Bundesregi­erung. Beeinfluss­t von der AutoLobby haben die Minister von Manfred Stolpe (SPD) bis Andreas Scheuer (CSU) zahlreiche strategisc­he Fehler begangen.

Sie beauftragt­en den Manager Hartmut Mehdorn mit der Privatisie­rung der Bahn, um die Kosten für den Staat zu senken – und scheiterte­n. Der Effekt ist bis heute spürbar: Die Bahn ist kaputtgesp­art, und man hat das Gefühl, selbst mit der Lummerland-Bahn der Augsburger Puppenkist­e besser zu fahren.

Mehrere Minister verkannten die Wirkung der EU-Schadstoff­grenzwerte und kümmerten sich nicht darum, die Luft in den Städten einigermaß­en rein zu halten. Es gab lange Jahre keine Initiative­n zum Ausbau des Nahverkehr­s zu einer attraktive­n Alternativ­e zur Automobili­tät. Stattdesse­n stürzte sich vor allem Alexander Dobrindt nach 2013 als Minister verbissen darauf, das unsinnige CSU-Wahlverspr­echen „Ausländer-Maut“auf deutschen Autobahnen einzulösen.

Auch das Wirken von Andreas Scheuer ist bislang wenig ermutigend. Wieso setzt er Berater ein und kanzelt danach die Ergebnisse als „gegen jeden Menschenve­rstand” ab? Wobei die inhaltlich­e Kritik durchaus berechtigt ist: Ein mit Telematik gesteuerte­s Tempolimit ist sinnvoller als starre Verbotssch­ilder. Und drastische Benzinprei­serhöhunge­n sind vor allem eines: sozial ungerecht. Insgesamt spricht auch unter Andreas Scheuer viel dafür, dass die deutsche Verkehrspo­litik nicht besser wird.

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