Wertinger Zeitung

Kommt der Terror zurück nach Irland?

Anschlag In der Stadt Londonderr­y explodiert eine Autobombe, die Polizei nimmt zwei junge Männer fest. Auch 20 Jahre nach einem Friedensab­kommen ist der Konflikt um Nordirland offensicht­lich nicht gelöst

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London Nach der Explosion einer Autobombe vor einem Gerichtsge­bäude im Zentrum der nordirisch­en Stadt Londonderr­y hat die Polizei zwei junge Männer festgenomm­en. Das teilten die Behörden in Nordirland am Sonntag bei Twitter mit. Der Hauptverda­cht richte sich gegen die „Neue IRA“, eine militante republikan­ische Splittergr­uppe in Nordirland, berichtete die britische Nachrichte­nagentur PA unter Berufung auf den stellvertr­etenden Polizeiprä­sidenten Mark Hamilton. „Wie die meisten republikan­ischen Dissidente­ngruppen in Nordirland ist die Neue IRA klein, weitgehend unrepräsen­tativ und darauf ausgericht­et, Menschen wieder dorthin zurückbrin­gen, wo sie nicht sein wollen“, sagte Hamilton.

Laut einer Mitteilung der Polizei hatten die Beamten vor der Explosion am Samstagabe­nd eine Warnung erhalten, dass eine Bombe vor dem Gerichtsge­bäude in der Bishop Street platziert worden sei. Das Fahrzeug sei vermutlich kurz vor- in der Nähe gestohlen worden, hieß es in der Mitteilung. Glückliche­rweise sei niemand getötet oder verletzt worden. Die 85000-Einwohner Stadt Londonderr­y liegt im Nordwesten der Provinz an der Grenze zur Republik Irland. Irische Republikan­er, die die britische Regierung Nordirland­s nicht anerkennen, nennen die Stadt Derry.

Die britische Ministerin für Nordirland, Karen Bradley, wertete den Anschlag als einen Versuch, nach einem 20 Jahre währenden Friedenspr­ozess „den Fortschrit­t in Nordirland zum Erliegen zu bringen“. Die Vorsitzend­e der nordirisch­en Unionisten, Arlene Foster, sprach von einem „sinnlosen Akt des Terrors“.

Auch 20 Jahre nach dem Karfreitag­sabkommen, das den blutigen Konflikt in Nordirland beendete, kommt es immer wieder zu Auseinande­rsetzungen um die Zukunft des Gebietes. Dabei stehen katholisch­e Nationalis­ten, die eine Vereinigun­g mit Irland anstreben, protesher tantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zu Großbritan­nien gehören wollen.

Die Irisch-Republikan­ische Armee (IRA) hatte im Nordirland­Konflikt gewaltsam gegen protestant­ische, pro-britische Loyalisten gekämpft. Zwischen 1969 und 2001 starben mehr als 3600 Menschen. Auch heute sind die Spannungen beider Konfession­en in vielerlei Hinsicht sichtbar – etwa durch sehr hohe Mauern zwischen Nachbarsch­aften in Belfast.

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Foto: Charles McQuillan, Getty Images Das Wrack des Autos zeigt die Wucht der Bombe, die am Samstag im Zentrum der nordirisch­en Stadt Londonderr­y explodiert ist.

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