Der Mann hinter dem Erfolg von SAP
IT-Firma Hasso Plattner gründet das Software-Unternehmen vor fast 50 Jahren und trieb es seitdem immer weiter an. Heute wird er 75 Jahre alt – kein Grund für einen Rückzug
Walldorf Im vergangenen Jahr wollte Hasso Plattner es noch einmal wissen: Zusammen mit seiner Tochter nahm er an der internationalen Segel-Regatta 52 Super Series teil. Nur knapp verpasste ihr Team den Sieg vor der kroatischen Küste – in der Gesamtwertung schafften sie es auf Rang sieben. In einem Alter, in dem andere sich zurückziehen, bleibt Plattner aktiv. Heute feiert der Mitgründer des Software-Konzerns SAP seinen 75. Geburtstag.
Inzwischen scheint es um Plattner ruhiger geworden zu sein: Die Zeiten, in denen er sich mit E-Gitarre auf die Bühne vor Kunden stellte, sind vorbei. Die Regatten in den kleinen 505er-Jollen mutet er sich ebenfalls nicht mehr zu. Auch die legendären Segelwettfahrten gegen Oracle-Chef Larry Ellison sind Geschichte – und mit streitbaren Verlautbarungen hielt er sich zuletzt ebenfalls zurück.
In früheren Zeiten wetterte er gern mal gegen das deutsche Steuersystem oder brachte die SAP-Belegschaft gegen sich auf, indem er unbequeme Losungen ausgab. Mal sollte SAP eine „Happy Company“à la Google werden, mal warf er den Mitarbeitern entgegen: „Manchmal will ich die Walldorfer Entwickler packen und schütteln und anschreien: Bewegt euch schneller!“
Dabei mischt Plattner immer noch mit – vor allem als Mäzen für Wissenschaft und Kunst. Das USMagazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 12,5 Milliarden US-Dollar. In dem von ihm gestifteten HassoPlattner-Institut in Potsdam stellt sich der SAP-Aufsichtsratschef vor die Studenten, um über Trends in der Softwareindustrie zu referieren.
Und wie selbstverständlich zieht Plattner auch in seinem Unternehmen als letzter der SAP-Gründer noch die Strippen – auch wenn er das so niemals sagen würde: „Ich bin kein Über-Chef“, sagte er 2013 der Wirtschaftswoche.
Gemeinsam mit Dietmar Hopp und drei weiteren IBM-Kollegen gründete Plattner 1972 die Firma Systemanalyse und Programmentwicklung. Mitgründer Hopp nennt ihn einen „konstruktiven Querdenker“. Der langjährige SAP-Chef Henning Kagermann, den Plattner einst anwarb, beschrieb ihn in einer Laudatio als „unerschöpflich kreativen Menschen“, der zugleich den Blick für das Machbare, kommerziell Erfolgreiche hat. Dabei leite ihn ein „fast untrügliches Gespür für technologische Neuerungen.“
Tatsächlich ist es wohl Plattners Verdienst, dass SAP zum Marktführer wurde. Die USA, die Firmen im Silicon Valley, waren Plattners Vorbild. Anfang der 90er Jahre kam er von dort zurück und überzeugte seine Kollegen, das aus ihrer Sicht noch nicht ganz reife Softwarepaket R3 zu verkaufen. Die Wette ging auf.
„Seinen Nutzen kann man nicht beziffern, aber SAP wäre ohne ihn niemals so erfolgreich geworden“, sagt Hopp. „Ich wünsche ihm und der SAP, dass der Übergang zu einer SAP ohne Hasso Plattner reibungslos gelingt, wann immer Hasso diesen Zeitpunkt für gekommen hält.“Das könnte schon in den kommenden Jahren sein. Auf der Hauptversammlung 2017 kündigte Plattner für die diesjährige Aufsichtsratswahl an: „Ich bin durchaus bereit weiterzumachen, aber nicht volle fünf Jahre.“Annika Graf, dpa